03.08.2014, 10:56
Zitat:Der Einflussbereich von ISIS weitet sich anscheinend in Richtung Israel aus. Ob das für Israel so günstig ist, wenn diese radikalen Islamisten die Stelle der Hizbullah einnehmen?Ich denke mal, dass es "soweit" noch nicht ist. Die Hisbollah sitzt im Libanon doch recht fest im Sattel. Es wird darauf ankommen, inwieweit sich die Hisbollah ruhig verhält und die Lage im Libanon unter dem Deckel halten kann. Wie im "Israel vs. Iran"-Strang geschrieben: Die Hisbollah hat bei den Sunniten des Libanon (und nicht nur dort) durch die Unterstützung Assads viel von ihrem gewissen Ansehen, welches sie sich durch den Krieg gegen Israel 2006 zeitweilig und über konfessionelle Grenzen hinweg durchaus erworben hatte, verloren. Eine weitere Eskalation des aktuellen Nahostkrieges würde die Hisbollah insofern nicht nur gegen Israel in Stellung bringen, sondern auch gegen die Sunniten im Libanon (in Syrien ja eh schon) und das Land möglicherweise in einen neuen Bürgerkrieg wie in den 1980ern treiben. Da dies evtl. den eigenen Untergang bedingen könnte, verhält man sich aktuell sehr ruhig. Genau genommen betreibt die Schiitenmiliz derzeit eine abwägende Wanderung auf des Messers Schneide, ja sie hofft, dass im Südlibanon bzw. gegen Israel die Sache ruhig bleibt, es im Land zu keinem Aufstand kommt und man ohne allzu große weitere "machtpolitische Kollateralschäden" die Unterstützung Assads im Stillen weiter umsetzen wird können. Und in Iran sieht man dies wohl ähnlich, hat man doch dort schon mit der aktuellen Entwicklung in Irak, wo die schiitische Regierung in Bagdad sich mit der ISIS herumschlägt, und Syrien schon genügend zu tun. Ein zusätzliches Drama im Libanon mit einem möglichen Kollaps der Hisbollah wird man da tunlichst vermeiden wollen, auch wenn die übliche Anti-Israel-Propaganda weiterhin aufrecht erhalten wird (man könnte ja auch gar nicht anders).
Allerdings wird man bei dieser "Rechnung" abwarten müssen, inwieweit sunnitische Radikalislamisten ihre Einflusszonen ausweiten oder eben nicht ausweiten können. Genau genommen ist die Absicht der Schiiten, die Ruhe im Libanon aufrecht zu erhalten, zwar erhoffenswert, aber sie liegt nicht alleine bei ihnen bzw. in ihrem "Möglichkeitsbereich". Der Faktor der Unabwägbarkeiten und der Friktionen ist schwer kalkulierbar...
Schneemann.