19.08.2014, 13:54
Zitat:Die Leistung von LAHAT wird sich halt aufgrund der Beschränkungen des Kalibers (105mm oder 120mm) nicht ausreichend steigern lassen.Warum nicht, wie viel muss denn sein das es ausreicht? LAHAT ist längst nicht das Ende dieser Entwicklung. Es wäre ohne weiteres machbar, leistungsfähigere Raketen ausschließlich für 120mm Rohre zu bauen.
Zitat:Ich halte es ohne Weiteres für möglich, dass schon die heutigen Hardkillsysteme eine Kadenz aufweisen, die das zeitgleiche Abfangen von ATGMs ermöglicht.
Kein Hardkillsystem der Welt kann zur Zeit den synchronisierten (zeitgleichen) Angriff mehrerer PALR abwehren. Und gerade nur mit PALR kann man Angriffe synchronisieren, während dies mit Kanonen so kaum möglich sein dürfte.
Noch darüber hinaus sind die Hardkillysteme selbst angreifbar. Mit einer Mittelkaliberkanone hoher Kadenz kann ich dir das Hardkillsystem immens schnell vom Panzer herunter schießen.
Noch darüber hinaus gibt es bereits Prototypen von Hochgeschwindigkeits-PALR (Mach 7 aufwärts).
Beschließend können Hardkillsysteme auch KE von Kanonen abfangen und hier fängt nun die geringe Kadenz der großkalibrigen Kanonen ein Problem zu werden. Um es mit einer einfachen Rechnung zu verdeutlichen:
Ein sehr guter Ladeschütze kriegt mit einer 120mm Kanone in einem Kampfeinsatz eine Kadenz von maximal 10 Schuß in der Minute hin. Realistischer aber sind 6 Schuß in der Minute, also alle 10 Sekunden einer. Nehmen wir im weiteren ein Bekämpfungszeitfenster von 30 Sekunden an und 3 Kampfpanzer.
Dann kommen wir auf 3 Schuß je Kampfpanzer wobei nach einer Watch my Strike Methode die beiden anderen Panzer erst nach dem ersten Schuß des ersten KPz einsetzen. Damit kommt man auf 7 Schuß welche hier innerhalb einer halben Minute eintreffen. Dabei kommt keiner dieser Schüsse wirklich zeitgleich.
Nehmen wir nun im Gegenzug 3 Kampfpanzer mit Mittelkaliberkanone und jeweils einem Doppelstarter für Hochgeschwindigkeits-PALR (CKEM). Die Mittelkaliberkanonen könnte man bei einem 75mm Kaliber leicht auf 100 Schuß in der Minute bringen, aber realistisch sind eher 60 Schuß in der Minute, also jede Sekunde einer.
Das Feuer dreier solcher Kampfpanzer kommt in der gleichen Zeitspanne auf 6 PALR wobei jeweils 2 davon zeitgleich eintreffen und dies dreimal hinteinander, dazu schlagen noch nicht weniger als 70 Schuß der Kanonen ein. Durch dieses Feuer der Mittelkaliberkanonen wird der Panzer geblendet, seine Optiken, Anbauteile und sein Hardkillsystem zerstört.
Wir kommen also auf 7 Schuß bei konventionellen 120mm Kanonen im Vergleich zu 76 Schuß bei meinem Konzept wobei hier auch noch ein großer Teil der Schüsse synchron einschlägt.
Wir hatten diese Diskussion aber auch schon in irgendeinem Libanonthread. Die Idee zig ATGM Teams zur wirklich zeitgleichen Bekämpfung unter Feuer zu koordinieren ist in der Praxis extrem komplex und kaum umsetzbar. Die Hauptwaffe mehrerer Panzer kann dagegen wohl leichter synchronisiert werden wenn man das über die Bordcomputer realisiert.
Dein Mittelkanonendauerbeschuss scheitert genauso an der Praxis. Es ist effektiv kaum möglich frei operierende Panzer im normalen Gelände (= alles was nicht Flachbrettwüste ist) so dauerhaft unter Beschuss zu nehmen. Erst recht nicht wenn der gegnerische Verband umgehend das Feuer erwidern würde.
Das Hardkillsysteme KEPs abfangen können ist richtig. Ich halte sie jedoch trotzdem für die bessere Wahl. Zum einen sind moderne KEPs mehr als zehnmal so schnell wie ATGMs. Das reduziert die Reaktionszeit des bekämpften Zieles erheblich und sollte schneller zu einer Überlastung des APS bei mehreren Bedrohungen führen. Drei APFSDS werden sich da immer besser schlagen als drei ATGMs.
Zum anderen verbleibt selbst bei einer erfolgreichen Abfangen eine erhebliche Restwirkung durch die Splitter des KEPs die für die Aufbauten des Panzer gefährlich bleiben.
Zitat:Wie viele Raketen willst du denn mitschleppen? Deine Rechnungen scheitern in der Praxis doch daran, dass die ATGMs nach fünf Minuten Kampf alle sind. Erst Recht wenn es um überdurchschnittlich große Raketen wie CKEM geht. Effektiv lässt sich im Panzerkampf eine höhere Beschussdichte durch ATGMs nur auf wenige Einzelziele durchführen.
7 Schuß mit KE die nicht zeitgleich eintreffen sind schlechter als 6 Schuß mit Hochgeschwindigkeits-PALR welche zeitgleich eintreffen. Der wahre Vorteil ist nicht die vermeintlich höhere Schußdichte, sondern der Vorteil sind die geringeren Kosten.
[…]
Und gerade das spricht für PALR, weil man diese dann auf dem gleichen Fahrzeug durch neue andere PALR sehr leicht austauschen kann (man verwendet einfach den gleichen Starter für eine andere Rakete). Während man mit der Kanone kaliberbedingt dauerhaften Beschränkungen unterworfen ist, deren wesentlichste das Gewicht der Waffenanlage ist.
Klar kannst du das immer weiter eskalieren und am Ende irgendwelche Hyperschall Cruise Missiles an den Schützenpanzerturm anflanschen. Es muss in der Praxis immer scheitern, dass du nur zu wenig Raketen mitführen kannst.
Das gilt genauso für deine Mittelkaliberkanonen mit toller 60 Schuss die Minute Kadenz. Bei dem massiven Feuervolumen, dass du gegen eine frei manövrierende Panzereinheit ins Gelände schicken musst um mit Flächentreffern auf den Panzern wirken zu können ist da schnell Schicht im Schacht.
Die Kampfpanzer 120mm dagegen im Einzelschuss sind durchhaltefähig. Natürlich ist hier irgendwann auch mal Leistungstechnisch ein Maximum erreicht, aber es sollte ohne weiteres möglich sein, die Effektivität der verwendeten Munition noch deutlich zu steigern.
Zitat: Wozu brauche ich die große Kanone? Gegen Infanteriestellungen, auch gegen gehärtete Stellungen reichen 75mm leicht. Alles über 105mm brauche ich nur und ausschließlich nur zum Panzerkampf.Eben der Panzerkampf ist die primäre Aufgabe des Kampfpanzers. Für alles andere braucht es in der Tat keine 120mm. Tatsächlich aber auch keine 75mm, 20mm tun es da ganz genauso.
Zitat:Die Idee hatte man schon beim Kampfpanzer 70. Jede Waffenstation überfordert die Besatzung des KPz in vielen Situationen. Und man braucht keine 20mm MK zusätzlich, wenn schon die Hauptkanone und damit die Koaxialwaffe eine sehr hohe Elevation hat. Eine 120mm Kanone kann systeminhärent aber keine solche hohe Elevation haben. Sie ist zu schwer, zu sperrig.Der Kampfpanzer 70 war vor zich Dekaden. Wir sind heute bei der Computerunterstützung viel weiter und es existieren schon eine Reihe von automatischen Waffenstationen die man ohne weiteres integrieren könnte. Es gibt überhaupt keinen Grund warum es die Besatzung überfordern sollte diese Waffenstation anstatt der Hauptwaffe zu bedienen.
Zitat:Eine einzige Kanone zu haben ist kein Vorteil. Das Fahrzeug hängt völlig an ihr und ist bei Störungen/Ausfällen effektiv Kampfunfähig. Aber entscheidender, die hohe Kadenz der Hauptwaffe erkaufst du dir mit einer völligen Inflexibilität bei der Munition. Es ist kaum denkbar eine Mittelkaliberkanone mit maximal mehr als zwei Munitionsarten zu konstruieren. Das schränkt deine Wirkung Lageabhängig extrem ein.
Sie bringt den entscheidenden Vorteil, dass man nur eine Kanone hat - und hier in deinem Beispiel 2 Kanonen für die gleiche Aufgabe benötigt. Und sie bringt den Vorteil einer großen Zerstörungskraft welche für die meisten Ziele ausreicht, verbunden mit einer hohen Kadenz. Die 120mm hat eine im Vergleich viel zu geringe Kadenz, die 20mm demgegenüber bei hoher Kadenz eine zu geringere Zerstörungskraft. Keine deiner beiden Kanonen ist ausreichend. Der 20mm fehlt die Feuerkraft, der 120mm die Elevation und die Kadenz.
Die 120mm Kanone des MBTs ist dagegen ein wahres Multifunktionstool. Es ist ohne weiteres Möglich eine enorme Bandbreite an Munition mitzuführen und reibungslos einzusetzen.
APFSDS, HEAT, MPAT, PELE, APAM, Canister, Smoke, LAHAT existieren heute. Aber das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. In Zukunft werden vielleicht Gefechtsfelddrohnen von Panzerohrne aus eingesetzt. Entwicklungen wie MRM-KE/CE zeigen das enorme Potential, dass sich in der 120mm Kanone verbirgt. Effektiv könnte man dadurch leichte Artillerie und CAS weitgehend abbilden. LAHAT zeigt eine Möglichkeit auf dem Panzer direkt und unkompliziert mit AA-Kapazitäten auszurüsten.
Was für Möglichkeiten hast du dagegen mit deiner 75mm Spucktröte? Möglichst viel Altmetall down range zu bringen. Toll.
Zitat:Äh nein. Deine Mittelkaliberkanone erzeugt höchstens einen schnöden Feuerzauber für ein paar Minuten und das wars effektiv. Solche Pseudo Flaks sind in der Regel völlig ungeeignet um auch nur vernünftig agierende Kampfhubschrauber ernstlich zu gefährden.
Wobei hier die AA Fähigkeiten wieder von einer Rakete abhängen würden, die man durch das Rohr verschießen muss. Und dann müsste man wieder auf konventionelle Mun wechseln etc, alles zu langsam, alles zu beschränkt, die Elevation der Kanone ist unzureichend und behindert hier den AA Einsatz. Bei einer Mittelkaliberkanone mit hoher Elevation könnte die Kanone selbst die AA Fähigkeiten liefern, ganz ohne zeitraubendes Umladen.
Der Kampfpanzer könnte derweil schon heute wenigstens auf vernünftige Munition wie MPAT zurückgreifen.
Da gibt es dann auch überhaupt keine Behinderung wegen irgendwas. Munitionswechsel erfolgen unkompliziert im Kampfraum, der Kampfpanzer kann ohne Verzögerung im ersten Schuss APFSDS, im zweiten LAHAT und im dritten irgendwas anderes einsetzen. Man ist komplett flexibel was mitgeführte Munition angeht. Bei deiner Mittelkaliberkanone dagegen tut sich da außer viel Eisen im Gelände nicht viel.
Zitat:Der Kampfpanzer steht nicht statisch im Gelände und lässt sich von dir die Optiken herunterschießen. Ein Gefechts ist immer extrem dynamisch, bis sich deine Fahrzeuge mit Mittelkaliberkanonen eingeschossen haben ist der Kampfpanzer längst hinter der nächsten Bodenwelle verschwunden und du siehst dich selber einer ganzen Menge Wirkmittel gegenüber.
Es ist ohnehin Standard-Taktik, das Feuer mehrerer KPz auf ein Ziel zu konzentrieren. Man könnte aber genau so gut das Feuer mehrerer KPz mit PALR auf ein Ziel konzentrieren. Und die Beschussdichte wäre in Wahrheit höher, weil die Mittelkaliberkanonen eine viel höhere Kadenz hätten. Das Feuer zerstört zwar nicht den schweren KPz, aber es blendet ihn, zerstört die Optiken, die Sensorik, alle Anbauteile, die Nebelwerfer und insbesondere das Hardkillsystem überlebt so ein Feuer nicht. Und mit einem Doppelstarter für PALR (links und rechts von der Mittelkaliberkanone) schlagen zeitgleich zwei Hochgeschwindigkeits-PALR ein.
Zur Beschussdichte durch PALR habe ich schon genug geschrieben. Es ist fundamental falsch weil die Druchhaltefähigkeit nicht gegeben ist. Faktisch bräuchte eine konventionell gerüstete Panzereinheit nur defensiv warten bis dir die ATGMs ausgehen bevor sie rangeht. Oder aber man nimmt geringe Verluste in Kauf und setzt deinen ATGM Trägern soweit zu, dass effektives Nachladen der externen Launcher nicht möglich ist. Auch dann ist Schicht im Schacht.
Zitat:So einfach ist das nicht. Wir müssten erst mal etablieren wie Leistungsfähig ein 75mm APFSDS wäre. Treibladung und wahrscheinlich auch das Geschoss selbst müssten kleiner dimensioniert werden. Gut möglich das wir dann gleich bei irgendeinem APDS Derivat landen, dass kaum geeignet ist, die schwere Grundpanzerung von MBTs wirkungsvoll zu bekämpfen.
Nehmen wir mal ein Bekämpfungszeitfenster von 10 Sekunden und 1 Kampfpanzer:
Der Leopard 2 mit einer 120mm Kanone kriegt in dieser Zeit gerade mal 1 Schuß raus. Mein Kampfpanzer mit 75mm Kanone und Doppelstarter für PALR krieg in der gleichen Zeit 10 + 2 Schuß raus.
Auf den feindlichen KPz schlägt in deinem Fall 1 KEP ein. Das Hardkillsystem fängt diesen ab und die Grundpanzerung fängt die Reste ab und wird nicht durchschlagen. Das Hardkillsystem wird nicht beschädigt und bleibt einsatzfähig.
In meinem Fall wird das Hardkillsystem vom Panzer herunter gefetzt, die Optiken zerstört und zwei KE schlagen zeitgleich auf die Grundpanzerung. Diese wird durchschlagen und der Panzer zerstört.
Was die Hardkillsysteme angeht überschätzt du deren Empfindlichkeit. Nehmen wir mal Trophy. Es hat seine Gründe warum das System bis jetzt nicht in die alten Merkava nachgerüstet wurde. Die wesentlichen Elemente des Systems sind in die Turmpanzerung integriert und selbst bei direkten Treffern nur schwer zu zerstören. Der neuralgische Punkt sind die Radarsensoren. Aber mal abgesehen davon, dass man die auch im Feld sehr leicht ersetzen kann – man muss sie auch erst mal treffen. KEPs haben eine sehr geringe Wirkungsfläche und wenn 10% der betroffenen Fahrzeugfläche gefährdet sind ist das viel.
In deinem Szenario ist daher folgender Ausgang mindestens ebenso wahrscheinlich: Im offenen Gelände schmilzt das Bekämpfungsfenster zu sehr zusammen, will heißen eine Mehrheit deiner Geschosse trifft überhaupt nicht den Turm des Fahrzeug oder verfehlt es gleich ganz. Mit viel Glück geling es einen Sensor des Hardkillsystems auszuschalten. Die restlichen Geschosse scheitern harmlos an der Grundpanzerung. Der Kampfpanzer wechselt die Stellung und setzt den Kampf fort.