ISIS und Co.
erst noch zu den Finanzierungsgrundlagen von ISIS:
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Zitat:24.08.2014, 20:17 Uhr

Wie sich die IS-Terrormiliz finanziert: Lösegeld, Raubzüge und Öl

Die "Islamische Staat" (IS) gilt als eine der finanziell am besten ausgestatteten Terrorgruppen der Welt - auch wegen der Zahlung von Lösegeldern durch westliche Staaten für von den Terroristen entführten Bürgern. Doch der IS hat noch weitere Einnahmequellen.


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Unterstützung aus Golfstaaten für IS immer unwichtiger

Lange haben sich die Islamisten auch mit Spenden aus den Golfstaaten Katar, Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten über Wasser gehalten. Von diesen sind sie inzwischen unabhängiger - nicht nur wegen der Lösegelder. Allein bei der Eroberung Mossuls soll die Gruppe umgerechnet 318 Millionen Euro in der Zentralbank erbeutet haben.

Raubzüge durch antike Stätten haben der Miliz nach Geheimdienstinformationen ebenfalls Millioneneinnahmen beschert. Im syrischen Al-Nabuk westlich von Damaskus etwa seien IS mehr als 8.000 Jahre alte Kunstschätze im Wert von umgerechnet 27 Millionen Euro in die Hände gefallen. Solche Einzelheiten zum Vermögen der Miliz zogen irakische und westliche Geheimdienste einem Bericht der Zeitung "Guardian" vor einigen Wochen zufolge aus USB-Sticks, die die irakische Armee von einem führenden IS-Mitglied beschlagnahmt habe.
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dann aber zum Beitrag von Phantom:
phantom schrieb:
Erich schrieb:Phantom, Du bist schon so lange hier im Forum, dass Dir die Unterschiede zwischen (iranischen) Schiiten, Sunniten und Wahabiten nicht unbekannt sein dürften.
Und dass ISIS und die Schiiten alles andere als "in einen Topf geworfen" werden dürfen - dazu ist die Gegnerschaft zu erbittert.
Ich geb zu, dass ich das zwar schon nachgelesen hab, aber mir die ganzen Kämpfe untereinander nicht erklären kann. Ebenso nicht wie sich Katholiken und Reformierte die Köpfe einschlagen. Wenn es wirklich einen Gott geben würde, was würde er mit diesen Leuten tun, wenn die sich dauernd in seinem Namen die Köpfe einschlagen? Das ist doch komplett schwachsinnig, sich wegen vermeintlichen "schlimmen" Unterschieden, dauernd bekriegen müssen. Da sieht man wieder welch Kleingeist im Mensch steckt.
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Das ganze Volk darf man nicht aus der Verantwortung nehmen. Sie sind für diesen aufkommenden Extremismus mit ihrem verdammten Dauergezänk untereinander, hauptverantwortlich.

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@Schneemann
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Wir produzieren diese ISIS-Leute nicht, der Nährboden für diesen Extremismus bilden diese Gesellschaften selbst.
so, wie versprochen.
Erst einmal - Du gehst ("Wenn es wirklich einen Gott geben würde, was würde er mit diesen Leuten tun, wenn die sich dauernd in seinem Namen die Köpfe einschlagen?") von einem sehr säkularen, fast schon atheistischen Standpunkt aus. Diese "Freidenker" sind eine sehr westliche Erscheinung.
Diese religiöse Toleranz ist eine Folge der Religionskriege, die wir in Europa und Deutschland über Jahrzehnte hin "erduldet" haben. Über den Augsburger Religionsfrieden (der Fürst bestimmt die Religion der Untertanen) bis zum preußischen Friedrich (jeder soll nach seiner Facon seelig werden) haben wir eine sehr lange Entwicklung zu dieser Toleranz zurück gelegt.
Das Wesen religiöser Überzeugung ist genau das Gegenteil - auch die Anders- oder Nichtgläubigen sollen zu der religiösen Wahrheit, von der man selbst überzeugt ist, bekehrt werden. Diese missionarische Einstellung ist vor allem den beiden großen monotheistischen Religionen - dem Christentum und dem Islam - eigen.

Eine Ausnahme, das muss hier auch eingeflochten werden, ist das Judentum - der älteste monotheistische Glaube überhaupt, sozusagen "die älteren Geschwister". Das Judentum missioniert nicht. Im Gegenteil: die Abgrenzung der abrahamisch - monotheistischen Religion gegenüber den "Vielgötterglauben" war ja die Identitätsstiftung der Juden und Israeliten. Durch diese Abgrenzung hat sich erst der Mythos vom "Volk Israel" bilden. Und missionarischer Eifer verträgt sich nicht mit dieser Abgrenzung.

Nun aber zurück zum Islam:
"unter dem Zeichen des Kreuzes" haben die westeuropäischen christlichen Staaten in der Vergangenheit gewaltiges Kolonialreiche errichtet, die auch die arabisch-islamischen Regionen einbezogen hatten. Frankreich und Großbritannien teilten sich die arabischen Länder (die nach der osmanischen "Fremdherrschaft" in einer absoluten Schwächephase der Geschichte waren), Russland hat die turanischen Länder in Zentralasien unter seine Herrschaft genommen.
Bei tief religiösen Menschen, denen andererseits die säkular-technologische Bildung des Westens fehlt, stellt sich die Frage des "warum".

"Warum verderben die Ernten? - Die Hexen sind schuld!" (wer konnte im Mittelalter schon die "kleine Eiszeit" als Klimaereignis einschätzen?)
"Warum besiegen uns die Christen? - Der Abfall vom Glauben ist schuld!"
Dieser Glaubensabfall wird als ursächlich für den Verlust der eigenen Größe und die "Fremdherrschaft" durch "die ungläubigen Christen" gesehen. Und die Rückkehr zum originären mittelalterlichen Glauben ist dann logisch die Voraussetzung für ein Wiedererstarken der islamischen Größe.

Auf dieser restauratorischen Einstellung beruht dann auch der islamistische Fundamentalismus. Und insofern ist die koloniale Fremdherrschaft mit ursächlich für diesen islamistischen Fundamentalismus.

So, und jetzt kommen wir zu den verschiedenen Strömungen des Islam.
Als die mongolischen Il-Khane (um 1300 +/- 40 Jahre) sesshaft wurden, entstand eine Mischung aus fernöstlicher Kunsttradition und arabisch-islamischer Ornamentik, die vor allem im Iran oder dem damaligen Persien heimisch wurde, und die indischen Moghul-Reiche geprägt hat.

Die Wahabiten vertreten dagegen eine sehr puritanische, "wüstenhafte" Richtung des Islam. Ich sage bewusst puritanisch, denn die puritanische Missionstradition amerikanischer Herkunft, die das biblische Bilderverbot ernst genommen hat, korresponidert mit den strengen Vorgaben der Wahabiten.

Das Gegenteil wäre im Christentum der "(katholische) bayerische Barock". Und die Katholiken mit der Heligenverehrung (Heilige als Mittler zu Gott) entsprechen dann auch den schiitischen Vorstellungen.
"Heilige" sind wieder den fundamentalistischen Islamtheologen ein Gräuel. Gräber der sogenannten Heiligen wurden im wahabitischen Sturm auf der arabischen Halbinsel genauso zerstört wie in Afghanistan, in Mali (Timbuktu) oder jetzt im Irak.
Ursächlich wieder ist eine wahabitische Mission, die vom saudischen Königshaus und reichen Privatpersonen (zu den reichen Familien gehören z.B. die BinLadens, die ursprünglich aus der Region des Jemen stammen) in der gesamten islamischen Welt gefördert und unterstützt wird.
Die Saudis führen dabei eine Tradition fort, die in der Errichtung der saudischen Herrschaft über die arabische Halbinsel begründet wurde. Wahabitische Prediger und die Familie Saud hatten hier eine Verbindung begründet, die den Herrschaftsanspruch der Familie Saud theologisch unterstützte während gleichzeitig die Familie Saud die wahabitischen Prediger entsprechend förderte.

Jetzt haben wir die Situation, dass die reichen Fürsten von der Halbinsel alles andere tun, als selbst nach den puritanisch wahabitischen Regeln zu leben. Für das Haus Saud könnte dies eine massive moralische Belastung des eigenen Herrschaftsanspruchs darstellen.
Daher wird die Ausbreitung puritanisch wahabitischer Prediger gefördert ausserhalb des Königreichs gefördert und unterstützt.
Und aus dieser Einstellung resultiert dann auch die finanzielle Förderung fundamentalistisch - salafistischer Organisationen, wie anlässlich des "arabischen Frühlings" in Ägypten oder in Syrien.

Der Anspruch eines Kalifats, den Isis nun erhebt, stellt aber die Regierung der Familie Saud in Frage. Deshalb hat Saudi Arabien nun auch die Unterstützung von Isis aufgegeben, und fängt sogar an, die ISIS-Milizen zu bekämpfen. Aber das ist erst recht neu.
Und es ändert nichts daran, dass andere reiche Familien aus Saudi Arabien - vielleicht sogar aus einer inneren Überzeugung und Opposition gegen den ausschweifenden Lebenswandel der Familie Saud - diese Unterstützung wohl noch nicht beendet haben.
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