22.09.2014, 17:11
phantom schrieb:Ich würde dir in dem Punkt entgegenkommen, dass mit Atomwaffen längere Friedensperioden sogar wahrscheinlicher sind, weil eben die Folgen eines Konfliktes schlimmer wären (Abschreckungspotenzial grösser). Aber leider gibt es die viel schlimmere Seite der Medaille, wo du die katastrophale Zerstörung durch wahnsinnige Despoten, irre Glaubenskrieger erfahren musst. Das ist doch denen egal, wenn die doch eine Million Menschen in den Tod reissen. Hauptsache die können vor ihrem Ableben noch ein Statement setzen.Weil es diese Seite der Medaille gibt müssen wir zusehen dieses Risiko zu minimieren in dem wir nur verantwortliche Player an diese Waffen lassen. Die Waffen ganz aus der Welt zu schaffen ist illusorisch und würde wie erläutert genauso zu Instabilität führen.
Man kann hier auf beiden Seiten vom Pferd fallen und es gilt hier schlicht einen ausgewogenen Zustand zu erhalten.
phantom schrieb:Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass mit einer geringeren Atomwaffenverbreitung die Wahrscheinlichkeit eines atomaren Holocaust verringert wird. Die massgebende Grösse ist hier die Anzahl Länder in denen Atomwaffen verfügbar sind. Je höher die Anzahl Staaten ist, desto wahrscheinlicher ist ein Konflikt mit diesen Waffen.
Ein Holocaust funktioniert auch wunderbar ohne Atomwaffen. Sicherheitspolitik ist keine mathematische Gleichung. Weniger ist zwangsweise besser und mehr auch nicht zwangsweise schlechter.
Ein gewisses Maß an atomarer Bewaffnung wirkt stabilisierend und ist damit trotz eines gewissen Restrisikos dem 'free for all' der letzten Tausend Jahre vorzuziehen.
Das ist lohnt sich selbst dann noch, wenn es mal irgendwo zu einem kleinen Atomkrieg kommt.
phantom schrieb:Wir müssen hier konsequent die Strategie der geringen Verbreitung verfolgen, denn nur das kann auf lange Sicht erhöhte Sicherheit bringen. 'Kommt drauf an' ist keine Strategie, das ist lediglich eine momentane Lagebeurteilung, die Morgen schon komplett falsch sein kann.'Kommt drauf an' ist vor allen Dingen realistisch. Wir haben nicht den Willen auch nur dafür zu sorgen, dass keine neuen Atommächte entstehen. Wenn wir es schon bei Staaten wie Nordkorea oder dem Iran nicht schaffen ist es völlig illusorisch zu fordern, wir sollten unseren Freunden Atomwaffen nicht zugestehen.
phantom schrieb:Seh ich komplett anders. Israel ist der vom Westen hofierte Musterknabe, dem man die halbe Armee kostenlos auf den Platz stellt. Als einzigem Land in der Region Atomwaffen erlaubt, es ist eine durch und durch verfehlte Politik, primär der US-Amerikaner. Befeuert auch durch die Kollektivschuld der Judenverfolgung. Hier muss es zur vermehrten Gleichbehandlung mit anderen arabischen Staaten kommen, sonst sind wir einfach nicht glaubwürdig.Wir sollten auch überhaupt nicht glaubwürdig (du meinst wohl eher fair) sein. Wir sollten unsere Interessen durchsetzen. Dazu muss man nicht glaubwürdig/fair sein.
Im Falle Israels wäre der Preis für unsere Glaubwürdigkeit / Fairness ein wieder aufflammen der der großen zwischenstaatlichen Auseinandersetzungen des letzten Jahrhunderts. Im besten Fall wäre die Region dadurch wesentlich instabiler, im schlimmsten Fall blüht ein zweiter Holocaust.
Das kann nicht Grundlage vernünftiger Sicherheitspolitik sein.
Im Übrigen verstehe ich die Fixierung auf Israel nicht. Wir haben mit Nordkorea und Pakistan zwei viel brisantere Atommächte. Und mit dem Iran einen Schwellenstaat, dessen Bombe um Größenordnungen destabilisierender wäre als israelische Kernwaffen.
Wer das nicht einsieht sollte zumindest einräumen, dass es hier im Kern garnicht um Nichtverbreitung geht.
phantom schrieb:Du siehst jetzt nur isoliert die Israelische Sicht. Aber dass die anderen arabischen Staaten wegen der offensichtlichen Ungleichbehandlung des Westens, ganz andere Probleme mit ihren eigenen Leuten auszufechten haben, ist dir offensichtlich egal.Ja es ist mit tatsächlich 'egal', dass die arabischen Anrainer Probleme mit ihren hauseigenen Verrückten haben weil sie Israel nicht mehr ans Bein pinkeln können.
Und ich halte den Ansatz, die arabischen Anrainer auf Israel loszulassen, damit deren Straße Ruhe gibt für durchaus ganz und gar nicht vertretbar.
Weiß nicht warum man über sowas diskutieren muss.
Was dabei festzuhalten ist: Die Arabischen Staaten haben so oder so ein Problem mit ihren eigenen Leuten, egal ob wir sie gegenüber Israel ungleich behandeln oder nicht.
phantom schrieb:Das ist wie in einer Schulklasse, wo ein Lehrer nur ein Kind dauernd bevorzugt. Und sich dann wundert, wieso seine anderen Schüler ihn hassen / schlechte Leistungen abliefern. Es geht drum, dass man die Sache mehr ausgleicht, anderen Schülern durch Kooperation auch mehr Liebe/Support zukommen lässt. Und das affige Getue bezüglich Lieblingsschüler einstellt, dann wäre schon viel gewonnen.Aber keineswegs wäre da irgendetwas gewonnen.
Die hassen uns da unten nicht wegen Israel. Die hassen uns weil wir einfach so sind wie wir sind.
Wir sind nicht islamisch. Wir sind das christliche Abendland. Und gleichzeitig sind wir komplett gottlos und kulturell absolut verkommen. Wir stehen nicht mal zu unseren falschen Religion.
Und trotzdem sind wir ihnen haushoch überlegen. Politisch, wirtschaftlich, militärisch führen wie sie vor , demütigen sie von Tag zu Tag, während ihre eigenen Gesellschaften zerbrechen und im blutigen Chaos versinken.
Verheerend in einem Kulturkreis in dem Stolz und Ehre über allem steht.
Das ist der Graben der uns trennt. Das können wir nicht ändern in dem wir Israel die Atomwaffen wegnehmen und keine Militärhilfen mehr gewähren.
Und wir sollten es auch garnicht ändern wollen.
phantom schrieb:Ich seh nirgends Ruhe, ich seh Diktatoren rund herum die sich gegen den Sonderschullehrer (USA) aufplustern müssen. Das hat doch einen Zusammenhang, die ganze Region ist derart instabil, weil der Support derart ungleich verteilt ist. Das Hofieren gilt natürlich auch für diese kleinen Golfstaaten, aber die haben zum Glück keine Atomwaffen.Ungleich verteilt? In reality pumpen die Amerikaner soviel Militärhilfen nach Ägypten wie nach Israel. In reality kaufen die Golfanrainer ein vielfaches dessen an mindestens gleichwertiger Ausrüstung was Israel bekommt. In reality hat Amerika für die Golfanrainer ein Dutzend Kriege und kleinere Operationen geführt während es für Israel nicht einmal den Kopf hingehalten hat. In reality verhalten wir uns gegenüber der islamischen Welt nicht groß anders als gegenüber anderen Weltregionen auch.
In reality sind sie es die das Problem sind und nicht wir.
phantom schrieb:Um das glaubwürdig (Iran atomwaffenfrei) rüber zu bringen, muss die israelische Sicherheit ein wenig leiden und man muss ihnen die Atomwaffen wegnehmen. Im Sinn der globalen Sicherheit in der Region! Es ist doch auf lange Sicht nicht vermittelbar, dass der Zwerg Israel Atomwaffen besitzt und Iran nicht. Diese isolierte Sichtweise kann auch nur einem Israelsympathisanten logisch erscheinen.Natürlich ist das vermittelbar. Sogar sehr einfach und gerade in dieser Region auch wunderbar verständlich: Das ist so weil wir die Macht haben es so durchzusetzen. Punkt aus Ende.
Deine Ausführungen zeigen, dass du die nahöstliche Kultur nicht verstanden hast. Die arabische Mentalität kennt das westlich europäische ausgleichende Kompromissspiel nicht. Nachgiebigkeit wird nicht mit Entgegenkommen belohnt. Vielmehr wird es - sogar zu recht - als Zeichen der Schwäche interpretiert und noch mehr verlangt.
Aber diesem Irrtum unterliegen viele. Regelmäßig auch die Insassen des Oval Office.
Hier übrigens der Welt Artikel vom dem Erich sprach:
Zitat:Arbeitet die Türkei heimlich an der Atombombe?<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/ausland/article132446686/Arbeitet-die-Tuerkei-heimlich-an-der-Atombombe.html">http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... bombe.html</a><!-- m -->
Der BND späht Ankara aus: Grund könnte ein türkisches Atomwaffenprogramm sein, an dem offenbar heimlich gearbeitet wird. Die Indizienkette führt von Brennstäben bis zu Mittelstreckenraketen.