28.10.2014, 22:15
phantom schrieb:Shahab3 schrieb:Zunächst einmal verstehe ich, dass Quintus Fabius (wehr)strategisch bedeutsame Branchen/Unternehmen verstaatlichen oder einer stärkeren staatlichen Kontrolle unterziehen will. Diese Standpunkt teile ich. Von einer Verstaatlichung der deutschen oder europäischen Wirtschaft im Allgemeinen ist wohl nicht die Rede gewesen.Quintus schrieb:In jedem großen Krieg in dem es wirklich um etwas geht stellen alle Staaten, selbst die marktliberalsten ihre ganze Wirtschaft auf Planwirtschaft um! Selbst die USA haben dies getan. Was sagt dir das?!Schau mal was du mir antwortest, auf die Aussage von Quintus, wo ich drauf geantwortet hab. Er redet vom Fall, wo die ganze Wirtschaft der USA auf Planwirtschaft umgestellt hat. Und du antwortest drauf mit dem oben zitierten Satz. ... Du würdest auch sagen, dass es nichts damit zu tun hat, oder? Dein ganzer Schwall über Geldentwertung kannst du dir doch ersparen, ich hab mich auf dem Kriegsfall bezogen, den Quintus explizit erwähnt hat. Es ist einfach ziemlich bemühend, wenn du weder Frage noch Antwort korrekt liest, dann Zusammenhänge erfindest, Sachverhalte in einen anderen Kontext stellst.
Entschuldige bitte, falls ich Dir Unrecht getan habe. Ein Umstellung auf eine Kriegswirtschaft im Kriegsfall bedeutet letztlich per se eine Umstellung auf Planwirtschaft im großen Stil. Das beinhaltet der Begriff für mich. Insofern geht es eigentlich weniger um speziell diesen Notfall. Die für mich entscheidende Aussage von Quintus Fabius sehe ich im allgemeinen Fall und auf uns/Europa im Hier und Jetzt bezogen:
Quintus Fabius schrieb:Ich bin nicht per se für mehr Staat, aber ich bin für eine absolute staatliche Kontrolle der Rüstungsindustrie und zwar nur dieser. Es dürfte meiner Meinung nach sogar gar keine private Rüstungsindustrie geben.
Darauf wollte ich Bezug nehmen, denn dieser Aussage kann ich mich nur anschließen.
Zitat:Und im Kriegsfall bekommst du von den Betrieben keine Steuern (Pseudosteuern weil ja Unternehmen und Kunde eins sind) und die Werte die du eben hergestellt hast, werden im Minutentakt an der Front wieder vernichtet. Das kann doch nur zu einer Geldentwertung führen. Wie soll da etwas aufgebaut werden? Der Krieg ist der Sonderfall, in dem man die Privatwirtschaft auf Planwirtschaft umstellt. Aber nicht wie Quintus durch die Blume andeutet, dass alles besser läuft.
Dass die staatliche Rüstungsunternehmen im Kriegsfall zwangsläufig und spürbar die Inflation anheizen sehe ich halt nicht. Dieser von Dir wiederholt erwähnte Zusammenhang erschließt sich mir halt einfach nicht. Möglicherweise bin ich ja einfach zu dumm, wie Du sagst, aber dann kannst Du es mir ja nochmal ganz langsam und mit Geduld erklären, wie durch eine Verstaatlichung der Rüstungsbranche im Kriegsfall die Verbraucherpreise, Geldmenge usw beeinflusst wird.
Zitat:Stimmt, Einkommenssteuer wird trotzdem gezahlt, aber da kommt praktisch nix mehr rein, weil das Geld auch keinen Wert mehr hat.
Nehmen wir an, es wäre so. Dann wird die Produktion von Kriegsgerät ja nur noch effizienter weil zum Beispiel die Gehälter i.d.R. deutlich hinter der Inflation nachhängen und die nun teuer gewordenen Beschaffungen aus dem Ausland durch Autarkie (Planwirtschaft in der Rüstungsbranche) gering sind. Gerade auch für den Export von Kriegsgerät an Verbündete außerhalb der Eurozone wäre Inflation eher vorteilhaft. Die zusätzliche Marge streicht im Falle eines staatlichen Unternehmens kein privater Shareholder ein, sondern kommt direkt der Kriegskasse/Kriegswirtschaft zu Gute. Das ist also doch toll.
Zitat:Die Werte die man geschaffen hat (Kriegsgerät), werden im Krieg gleich wieder vernichtet. Da spielt der Faktor privat oder staatlich, eine vernachlässigbare Rolle.
Das ist aber bei allen Verbrauchsgütern so. Angefangen beim Klopapier, ... "Puuups!" und weg. :roll: Auch in Friedenszeiten. Problematisch wird es dann, wenn die Verbrauchsgüter/Rüstungsgüter a) über massive neue Kredite finanziert werden. Oder aber b) wenn tägliche Verbrauchsgüter zur Mangelware werden. Dadurch kommt nämlich a) neues Geld auf den Markt oder b) steigen die Preise.
Zitat:Wenn der Kunde so dämlich ist (Deutschland/Merkel) und immer beim gleich miesen Laden einkauft, muss man sich nicht beschweren. Hat man es nicht anders verdient.
Das ist ein etwas anderer Sachverhalt. Zunächst einmal können wir sicherlich alle froh sein, dass Frau Merkel persönlich nichts einkauft. Dafür gibt es ein speziell dafür zuständiges Bundesamt, welches wiederum dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. An dieser Stelle scheint es Probleme zu geben, die keinesfalls primär darauf zurück zuführen sind, WO dieses Bundesamt bestellt, sondern WIE das geschieht und WIE die Projekte begleitet werden. Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, dass LM, Boeing, Thales, BAe, EADS, und wie sie alle heißen...alles die gleichen "Scheissläden" sind. Die sind alle Experten darin Projekte in den Sand zu setzen, zu spät zu liefern, Kosten explodieren zu lassen und dadurch Geld zu verbrennen. Insofern liegt das Heil doch gar nicht im wilden Wechsel, sondern in größerer, direkter Kontrolle und EInflussnahme. Die größtmögliche Kontrolle und Einflussnahme durch einen Staat besteht in der Verstaatlichung eines Unternehmens.
Zitat:Backst du Brot oder was? Du musst doch an Spitze mit deiner Entwicklung und nicht irgendwo im hinteren Mittelfeld sauteuer herumgurken.
In der Tat bin ich im Besitz eines Brotbackautomaten und ich habe auch das ein oder andere Brot damit gebacken. Solange es frisch ist, gibt es kein Besseres. Aber ganz egal was ich tue, würde ich behaupten wollen, dass kein technologielastiges Unternehmen von sich sagt, mittelmäßig zu sein. Die sind alle immer ganz weiiit vorne. Aber was heißt das schon.
Zitat:Es geht doch nicht primär um den Arbeiter in der Produktion. Du brauchst doch neue Ideen, ein besseres Produkt als der Gegner, es reicht doch nicht wenn du wie ein Staatsbeamter um 17:00 die Arbeitspantoffeln in die Ecke stellt und nach Hause gehst.
Du wirst immer ein paar Leute finden, die mit Herzblut an einer Sache arbeiten, weil sie sich in ein Projekt/Produkt verliebt haben oder es ihrem Chef beweisen wollen. Sowohl in der Produktion wie auch in der Entwicklung. Da sehe ich keinen Unterschied in der Bedeutung oder der Motivation. Aber die Masse -sowohl in der Produktion sowie auch in der Entwicklung- geht püntklich zum Feierabend nach Hause. Grundsätzlich ist das auch gut so, denn Hochleistung ist bei regelmäßigen Überstunden nicht zu leisten. Die Konzentration und Leistungsfähigkeit lässt einfach nach. Überstunden helfen einzig und alleine dem Shareholder, weil Überstunden einzig und alleine dazu dienen, den Gewinn zu maximieren, sie dienen nicht dazu das Produkt zu verbessern. Im Gegenteil: Durch Überstunden nimmt die Qualität der Arbeit ab.
Zitat:Dann sagt halt EADS ab, das ist doch egal, dann nimmt man den, der beste P/L bietet.
Mir gehts da weniger um konkrete Namen. Generell braucht es in dieser Branche ein enges Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer mit langfristiger Ausrichtung. Beide Seiten müssen sich aufeinander einstellen, um wirtschaftlich, effizient und zufriedenstellend zu arbeiten. Der Kunde muss verstanden werden, Projektmanager beider Seiten profitieren davon, wenn sie sich kennen, die Nutzer des System können und wollen nicht ständig auf neue Systeme und Konzepte umgeschult werden. Es sind daher sicherlich eine Reihe von Kriterien entscheidend bei der Auftragsvergabe, die man so als Außenstehender nicht sieht. Ganz elementar wichtig ist, dass beide Seiten an den entscheidenden Stellen Vertrauen zueinander haben, da beide Seiten gewisse Risiken eingehen und sich daher aufeinander verlassen können müssen. Die von Dir angedachte wilde Rumspringerei von einem Hersteller zum Nächsten betrachte ich als wenig fruchtbar und vermutlich per se einfach schon teuer.
Zitat:Genau, wenn du 5x Socken mit Löcher gekauft hast, bist du selbstverständlich so "flexibel" und bestellst auch noch ein 6.tes Mal bei deinem Hauslieferanten. :lol: Das ist Planwirtschaft / dein Modell.
Ich glaube das ist so ein bischen das Problem. Es geht nicht um Socken. Genauso wenig geht es um Planwirtschaft, sondern um eine Verstaatlichung der großen Rüstungskonzerne. Das schließt übrigens Unternehmensgründungen, Innovation und Privatwirtschaft nicht aus. Verschafft aber die größtmögliche staatliche Kontrolle über diesen strategisch bedeutsamen Industriezweig. Wie man am Beispiel Bahn, Post, Telekom und Co sieht, ist damit keine politische oder wirtschaftliche Revolution verbunden. Das gab es alles schon und hat jeweils in staatlicher Hand insbesondere für den Kunden besser funktioniert als heute.
Zitat:Aber es ist nicht so, dass das eher bescheidene Paderborn allen gleich viel auszahlt, nein also sicher nicht. :lol:
Wie bereits gesagt, habe ich über Gehälter und Tarifmodelle kein Wort verloren. Meine persönliche Überzeugung ist, dass die Bezahlung immer fair sein sollte. Arbeitsleistung, Ideen, Knowhow, Engagement sollten entsprechend ihres Wertes honoriert werden. In der Privatwirtschaft ist die Bezahlung nicht selten unfair, insofern sehe ich hier keine Allgemeinplätze für motivierende Anreize. Man braucht Leute die einfach geil auf den Job sind, weil sie ihn gerne machen. Aus welchen Gründen auch immer ist sehr individuell. Es gibt nicht wenige, die Fragen nie nach Geld. Im Endefffekt korrelliert die Qualität der Produkte keinesfalls mit dem Unternehmensgewinn. Gerade im Großkonzernumfeld bestimmt sich der Unternehmensgewinn nur noch zu einem Teil aus dem vermeintlichen Kerngeschäft. Im Gegensatz dazu schreiben vermutlich 90% der Innovativen kleinen Unternehmen tiefrote Zahlen, haben aber tolle innovative Produkte, die sie mitsamt ihrer Kaffeemaschine an den Höchstbietenden verhökern, sobald die erste schwarze Null steht. Das hat alles keine Aussagekraft.