(Luft) Saab Gripen
Erich schrieb:Ich glaube, ich hab jetzt den Kern Eures Streites verstanden. Während Quintus aus der europäischen Sicht argumentiert
Es gibt keine gemeinsame europäische Sicht wie du ja unten schön in deinem Beitrag aufgelistet hast. Jeder versucht seine eigene Flugzeugindustrie zu privilegieren.

Zitat:Das klappt für Europa und Brasilien (wo auch der politische Wille besteht, sich unabhängig von US-Abhängigkeiten zu machen), nicht aber für die Schweiz.
Es ist einfach etwas bemühend, wenn man immer die Schuhe an den USA abputzt. Die letzte Beschaffung war die Mirage 2000 für Brasilien. Wenn schon macht man sich hier von Frankreich unabhängig. Mit dem Gripen schafft man eben keine Unabhängigkeit von den USA. Wenn schon hätte man da EF oder Rafale kaufen müssen, das hätte diesbezüglich Sinn ergeben.

Und du hast ja auch kürzlich eine mögliche Exportrestriktion bei Argentinien für den Gripen verlinkt. Schau doch das im Kontext an, wenn die USA wirklich Interesse daran hätten, das aus ökonomischen Gründen zu blockieren, dann hätten sie es zuerst bei Brasilien getan. Hier geht es um deutlich mehr Maschinen. Diese Bedenken stehen wenn schon, im Zusammenhang mit GB (Falkland), da USA und GB sowieso ihre Aussenpolitik immer untereinander abstimmen, folgt hier die USA GB und nicht umgekehrt.

Zitat:Und in der Tat - die USA sind als starker Partner und Beschützer "in der Ferne" durchaus respektabel. Solange die Schweiz sich nicht gegen die elementaren Interessen der USA stellt, ist ein Waffenboykott auch nicht zu erwarten. Allerdings stellt sich dann auch die Frage, wie neutral die Schweiz noch agieren kann.
Neutraler als wenn es einer der Grossmächte in Europa wäre. Wir sind hier unabhängiger, wenn wir nicht im direkten Umfeld einkaufen. Die Streitereien in Europa unter den Grossnationen haben sich ja gefühlt über Jahrtausende hingezogen. Man kann sich glücklich schätzen, dass es die EU gibt.

Zitat:Es gibt in Europa nur noch zwei bis drei Nationen, die in der Lage sind, auf nationaler Ebene entsprechende Fighter zu entwickeln. Die kleineren EU-Länder stehen also vor der Frage, ob sie die europäische Rüstungsindustrie stärken wollen, oder weiterhin in Abhängigkeit von den USA bleiben.
Ich würde das umgekehrt sehen. Die Knebelverträge rund um EADS/Grossmächte der EU tun sich die Kleinen nicht an und bleiben unabhängig mit dem Waffenkauf in den USA. Die Herstellerländer beim EF müssen hohe Konventionalstrafen bezahlen, wenn sie nicht die vereinbarten Stückzahlen abkaufen. Beim JSF kannst du ohne derartige Zusagen aussteigen, selbst dann wenn sie an der Produktion beteiligt sind. Hier besteht ein normales Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer.

Zitat:GB hat eigentlich die Vorarbeit für den EF geleistet, Frankreich ist mit der Rafale und Schweden mit der Gripen inzwischen Konkurrent auf dem Weltmarkt.
Das war schon immer so. Leider hat die Vereinigungswut hier den Wettbewerb zwischen EADS und Dassault temporär ausgeschaltet. Dassault war immer erfolgreich auf dem Exportmarkt, früher viel mehr als heute. Das ist sicher auch eine Folge von der ungesunden EADS-Beteiligung am Unternehmen. In Europa heisst rechte Politik leider allzu oft, Wettbewerb ausschalten und abkassieren, Ämter besetzen, Jobgarantieren verteilen ... anstatt dass man die Konkurrenz fördert, schmeisst man alles in einen Topf.

Zitat:= die Rafale wird wohl vor allem in Frankreich und Indien zum Einsatz kommen,
= die Gripen wird dagegen in Schweden, Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern zum Standard;
Das war schon immer da. Schweden baut doch mit dem Gripen nicht das erste Kampfflugzeug. Draken und Viggen wurden auch schon gebaut. Und Frankreich auch mit Dassault, seit ewigen Zeiten unabhängig. GB auch, die haben diverse Kampfflugzeuge selber entwickelt, BAC Lightning, Avro Vulcan, Harrier ... trotzdem hat man sich bei der F-4 Phantom in den Staaten bedient, da sie wie die F-35 sehr flexibel einsetzbar war (Träger und Land).

Die einzigen die lange Zeit nicht konstruiert und sich ausschliesslich auf dem US-Markt bedient haben, war Deutschland (sicher den Restriktion als Kriegsverursacher und -Verlierer geschuldet). Und dort auch nur die BRD, die DDR ja wohl kaum. Diese Abhängigkeit von den USA ist eine Mär. Die ergab sich halt auch aus der Innovation. Wenn die USA in der Radar- Lenkwaffentechnik klare Vorteile hatten, dann hat man halt dort eingekauft. Die F-16 war z.B. in Preis und Leistung ihrer Zeit weit voraus, da gabs doch keine Diskussion, wo sich ein freier Staat bedient hat. Aber die Zwänge gab es doch nicht, z.B. Spanien, sowie Italien haben völlig heterogen eingekauft. Diese politischen Zwänge die vor allem Quintus hier immer erfindet, gibt es nicht. Europa ist und war unabhängig, das ganze Chaos was da im zweiten Weltkrieg verursacht wurde und vor allem die Folgen, muss man nicht den USA anheften.

Ich würde mal behaupten ohne die USA, würde heute wohl mehr europäisches Gebiet zu Russland gehören. Und ob das im Sinn von Quintus gewesen wäre, wage ich auch zu bezweifeln.
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