06.01.2015, 18:22
Auch Japan - ein Beispiel, wie durch verfehlte Wirtschaftspolitik der Mittelstand zerstört wird, und das Land dann in Rezession versinkt (vgl. auch mein Posting vom 3. Januar, 9:24 Uhr, zum Problem der Schere zwischen Arm und Reich, auf das ich verweise um Wiederholungen zu vermeiden). ....
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Zitat:6. Januar 2015, 12:38 Wirtschaft in Japan
Flucht aus dem Hinterland
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In den Boom-Jahrzehnten bis 1991 glichen die Regierung und die Unternehmen die Unterschiede zwischen Stadt und Land aus. Es gab kaum Arm und Reich, fast alle Japaner zählten sich zum Mittelstand. Abes Liberaldemokratische Partei (LDP), eine verfilzte, heterogene Machtmaschine, die von 1955 bis 2009 mit einer kurzen Unterbrechung regierte, machte die sozialen Forderungen der damals starken sozialistischen Opposition bald zu ihren eigenen, um ihr Monopol zu wahren. So entstand ein japanischer Wohlfahrtsstaat.
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Seit dem Platzen der japanischen Blase 1991 haben Nippons Unternehmen ihre einstige Großzügigkeit schrittweise zurückgefahren, die Loyalitätsansprüche dagegen nicht reduziert. Mit dem Argument, sie bräuchten mehr Flexibilität, um im globalisierten Wettbewerb zu bestehen, setzten sie neue Gesetze durch, die es ihnen erlaubten, mehr und mehr Leute nur in Zeitverträgen zu beschäftigen: zu schlechten Löhnen, oft fast ohne Sozialleistungen, ohne Weiterbildung und Aufstiegschancen. Mittlerweile haben 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung nur solche Verträge, die meisten zu Stundenlöhnen zwischen sechs und acht Euro. Vor allem Frauen und junge Leute sind betroffen.
Als die Wirtschaft ihre Wohlfahrtsleistungen abzubauen begann, hätte der Staat einspringen und den Menschen bieten müssen, was sie nicht oder nicht mehr von ihren Arbeitgebern erhielten, vor allem soziale Sicherheit. Doch Tokio war schon damals schwer verschuldet. Zudem dominiert seit dem Jahr 2001 ein nationalistischer, neoliberaler Flügel, die LDP. Seither baut die Regierung sogar ab, was der Staat den Japanern einst an Wohlfahrtsleistungen bot. Das geht vor allem zulasten der Provinz.
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Abes Politik bringt dem Hinterland die düsteren Seiten jener Zeit zurück, die Abe verklärt. Obwohl er das Gegenteil behauptet, koppelt der Premier die Provinz zusehends von den global integrierten Metropolen ab. Angefangen hat das lange vor ihm, aber er beschleunigt diesen Prozess. Auch die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 nach Tokio und die daraus folgende wirtschaftliche Konzentration auf die Hauptstadt trägt dazu bei. Japan ist im Begriff, wieder zu einer dualistischen Ökonomie zu werden, wie es in den 1930er-Jahren eine war: mit globalisierten Metropolen und einem bedürftigen Hinterland. Mit einem großen Unterschied: Damals wuchsen in der Provinz viele junge Leute nach, heute bleiben dort fast nur Alte zurück.
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