19.01.2015, 12:59
Fortsetzung:
Das hätte man. Aber das ist eine rein theoretische Überlegung wie man in einem Partisanenkrieg im Irak hätte siegen können. Ein Sieg im Irak war von Anfang an unmöglich, da die USA nicht bereit waren mehr eigenes Blut zu opfern und die dafür notwendigen Kräfte einzusetzen und gerade weil die USA dies nicht getan haben, ist die Lage dort überhaupt erst so eskaliert.
Der wesentlichste Punkt überhaupt ist aber ein ganz anderer:
Wenn man gar nicht erst in den Irak einmarschiert wäre, hätte man dort auch gar keinen Partisanenkrieg führen müssen. Und wenn man nicht bereit ist eigenes Blut zu opfern, sollte man erst gar nicht einmarschieren.
Das heißt im Umkehrschluss aber eben nicht, dass man solche Länder mit Drohnen angreifen muss, oder sollte, dafür gab es im Irak vor 2003 auch gar keinen Grund.
Nur weil ich irgendwo nicht mit Infanterie einmarschieren kann (oder will), heißt das nicht im Umkehrschluss, dass ich mit Drohnen angreifen muss (oder sollte).
Volle Zustimmung. Und deshalb sollte man in solche Länder auch nicht leichtfertig einmarschieren. Man sollte im Gegenteil einen Einmarsch wenn es sich irgendwie machen lässt vermeiden.
Aber wiederum heißt das im Umkehrschluss eben keineswegs, dass man stattdessen mit Drohnen einen strategischen Luftkrieg führen sollte.
Du verbindest beides immer und stellst es als dialektische Entwicklung hin: Entweder Infanterie oder Drohnen. Tatsächlich ist in fast allen Fällen die richtige Antwort: Keines von beidem!
So staatsunabhängig wie du glaubst sind die meist gar nicht. In Pakistan beispielsweise werden die Terroristen weitgehend vom Staat unter der Hand gefördert. Die Taliban beziehen vom pakistanischen Geheimdienst in massivem Ausmaß Unterstützung und man könnte sie in Teilen sogar als dessen Marionetten / Kreaturen sehen. Diese Schizophrenie der pakistanischen Regierung ist für viele Fehlentwicklungen dort verantwortlich, aber durch strategische Luftkriegsführung mittels Drohnen kannst du diese Fehler der pakistanischen Regierung in keinster Weise lösen.
Die Iraner sind aber nicht im Ansatz unsere Verbündeten und es findet auch so weit bekannt keine Koordination der Luftangriffe mit den iranischen Einheiten im Irak statt. Und die Kurden für sich allein reißen wenig und wollen dies insgeheim auch nicht, da die Präsenz des IS die Wahrscheinlichkeit eines eigenen Kurdenstaates erhöht. Die sind daher sehr defensiv und halten nur passiv ihre Gebiete.
Dein erster Gedankenfehler ist es schon, die Kämpfer des IS und insbesondere deren Führung als Verrückte abzutun. Gerade eben das sind die nicht. Und die sunnitische Bevölkerung im Irak ist keineswegs einsichtig, die wollen keine schiitische Vorherrschaft akzeptieren und unterstützen daher den IS.
Exakt das ist im Moment der Fall.
Hier zeigt sich wieder klar dein Mangel an interkultureller Kompetenz und wie wenig du die Kultur und die Denkweise der Menschen dort verstehst:
Der Aufruf des Großajatollah Ali al-Sistani ist im Irak sehr viel wesentlicher als die Einsicht der Einheimischen. Die denken nämlich gerade eben nicht, dass sie Herr ihres eigenen Schicksals sind. Und die handeln dann, wenn der Großajatollah sie dazu auffordert.
Du unterschätzt extremst die Bedeutung und die Macht welche der Großajatollah im Irak hat. Es reicht ein Wort von ihm und Massen dort tun exakt das was er sagt.
Tatsächlich ist es eher so, dass ohne den Iran dort der "Umschwung" nie Zustande gekommen wäre, dass reicht von der Unterstützung von Assad und seinen Hisbollah-Verbündeten bis hin zu iranischen Sondereinheiten im Irak oder der Unterstützung der Kurden und der irakischen Armee durch den Iran.
Ein echter nachhaltiger Umschwung ist zudem nicht im Interesse von etlichen der Akteure dort. Beispielsweise wollen weder Katar noch die Kurden noch die Türkei eine schnelle Niederlage des IS (wenn auch aus jeweils ganz verschiedenen Gründen).
Und du kapierst zwei andere ganz einfache Dinge nicht:
1 Dass der islamistische Terrorismus bedeutungslos ist
2 dass die Terroristen hier im Westen radikalisiert wurden, hier im Westen geboren und aufgewachsen sind, dass sie hier leben und hier ihre Anschläge planen.
Und deshalb ist der Drohnenkrieg sowohl wirkungslos wie auch sinnfrei, weil das Töten von pakistanischen Dorfältestesten als vermeintliche Top-Terroristen in keinster Weise verhindert, dass sich Islamisten in Europa radikalisieren.
Das Wort verwerflich ist eine moralische Wertung und Moral und Ethik interessieren mich nicht im Ansatz. Das Wort das ich verwende ist: Nutzlos.
Im Gegensatz zu einem geheimen Attentat (anbei, wann und wo wurden in Pakistan durch Geheimagenten tausend Menschen getötet ?!) ist der wesentliche Unterschied der strategischen Drohnenkriegsführung, dass diese keineswegs geheim ist und daher in erheblichem Umfang Auswirkungen auf die Kultur hat. Und nun ist es im weiteren nur noch eine einfache Kosten- Nutzen Abwägung: und wenn man annimmt, dass die strategische Drohnenkriegsführung nutzlos ist, dann ist die Frage, wozu man so viel Geld und Zeit dafür aufwendet?!
Bleiben wir mal bei praktischen Beispielen:
Erklär mir mal bitte, wo vor 2003 im Irak "der Terror" war den du hier beruhigen willst ?!
Es ist diese unheilvolle Verquickung von zwei völlig verschiedenen Dingen welche du immer betreibst welche die völlig an mir vorbei argumentieren lässt:
Nur weil ich Drohnenangriffe ablehne heißt das nicht im Ansatz, dass ich in diese Länder einmarschieren möchte.
Ich würde beides nicht tun und wir hätten gut getan daran so zu handeln. Der Fall Irak zeigt ganz klar auf, wo dein Denkfehler liegt:
Wo waren im Irak vor 2003 Terroristen die uns gefährdeten?!
Man könnte mit einem Teil der Terroristen durchaus diskutieren und auch zu einer Einigung gelangen (wenn man nicht fortwährend gerade die frustrierteren älteren Anführer töten würde um sie durch junge motivierte zu ersetzen)
Und diese Leute sind gerade eben nicht verrückt, da fängt es schon mal an mit deiner völlig verfehlten Einordnung.
Warum tolerierst du Länder wie Saudi-Arabien, siehst aber ausgerechnet in den Taliban ein Problem dass du mit Drohnen angreifst?
Tatsächlich aber ist es, dass die Motivation unter den Islamisten zugenommen hat. Diese sehen ihre Lage weltweit inzwischen als deutlich besser an, als sie es 2001 taten. Die Motivation bei den Terroristen hat zugenommen und eben nicht abgenommen, entsprechend steigt auch deren Stärke ständig an.
Neben vielen anderen Faktoren ist ein Grund am Rande witzigerweise auch der, dass die Anführer der Terroristen die frustriert waren durch Drohnen getötet wurden und deshalb durch jüngere, radikalere und deutlich motiviertere Anführer ersetzt wurden.
Aber du kannst es umgekehrt? Du kannst also messen, dass deshalb keine Terrorangriffe stattfanden, weil man strategische Drohnenkriegsführung betreibt?
Tatsächlich aber geht das wieder völlig an dem vorbei was ich geschrieben habe: den ich schrieb explizit, dass man zur Beurteilung von präventiven Maßnahmen empirisch und pragmatisch analysieren muss, woher die Täter kommen, warum sie Täter werden und wie sie ihre Taten durchführen.
Und hier sieht man in Europa ganz klar, dass die Täter von hier kommen, hier sich radikaliseren und hier ihre Taten durchführen. Und das zeigt ganz klar auf, dass Drohnenangriffe in Pakistan präventiv sinnlos sind, weil sie Strukturen angreifen, welche mit den Tätern hier in Europa nur am Rande etwas zu tun haben, nur ganz indirekt auf diese wirken (und dies auch nicht in deinem Sinne, sondern umgekehrt).
Auch falsch. 2004 Madrid, 2005 London, usw usf
Interessanter aber ist eine Analyse der verhinderten Anschläge! Alle diese verhinderten Anschläge wurden durch Polizei und Inlandsgeheimdienste abgewehrt und wären diese Anschläge erfolgreich gewesen, wären sehr viel Menschen umgekommen als bei den erfolgten Anschlägen zusammen!
Mein Traum ist eigentlich ein Militärstaat :wink: aber mal ganz ernsthaft: von einem Polizeistaat sind wir in Deutschland so immens weit entfernt wie es nur sein kann. Tatsächlich fehlt Polizei an allen Ecken und Enden weil man hier massiv Personal abgebaut hat. Früher gab es pro Kopf in Deutschland wesentlich mehr Polizisten und dies bei viel geringeren Problemen.
Meinst du ungefähr so wie die Seals, welche bin Ladin in Pakistan gegriffen haben? Aber mal ernsthaft: ich würde weder mit Sondereinheiten noch mit Drohnen in diese Länder reingehen und zwar deshalb, weil deine Methode der strategischen Drohnenkriegsführung genau so wenig taugt!
Meine recht speziellen und sehr begrenzten Fähigkeiten kann keine Drohne der Welt ersetzen, von daher bin ich da ganz gleichgültig. Da befürchte ich eher einen Verlust dieser speziellen Fähigkeiten aufgrund von Systemen wie Tracking Point. Wenn durch die Verwendung taktischer Drohnen die Kampfkraft steigerbar ist, bin ich uneingeschränkt für die Verwendung solcher Systeme.
Wenn strategische Luftkriegsführung mit Drohnen aber nutzlos ist, wozu hunderte von Millionen von Euro ausgeben, tausende Menschen unter fragwürdigen Bedingungen töten und dies auch noch alles nur deshalb, weil Terroristen einen Bruchteil dessen töten, was durch alkoholisierte Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr jedes Jahr niedergemacht wird ?!
Um Terrorismus ernsthaft bekämpfen zu können, muss man als erstes mal die Furcht vor den Terroristen bekämpfen! Den Furcht ist der primäre Wirkmechanismus dieser Methode und sie fällt damit in sich zusammen, wenn sie keine Furcht mehr erzeugt.
Und es gibt tatsächlich kein ernsthaftes Terrorproblem, noch nicht. Wenn ein solches in den nächsten Jahren entstehen sollte, dann nicht zuletzt aufgrund unserer Hysterie und der daraus resultierenden hysterischen Reaktionen deren sinnfreiste die strategische Drohnenkriegsführung ist.
Leuten wie dir geht hier aufgrund ihrer Ängste jede Verhältnismässigkeit verloren:
Hunderte von Millionen ausgeben und tausende Menschen aufgrund geheimer Entscheidungsprozesse ohne jede Kontrolle von deren Effekvität töten lassen erscheint dir tatsächlich notwendig und verhältnismässig weil umgekehrt islamistische Terroristen pro Jahr 0,018 Menschen pro 100 000 Einwohner im Westen töten?!
Im günstigsten Fall sind diese strategischen Luftangriffe wirkungslos (was meine Annahme ist), viele gehen auch davon aus, dass sie sogar völlig kontraproduktiv sind (was nicht meine Annahme ist). Von daher will ich mit einem Kommenatar des US Generals McChrystal (war immerhin Oberbefehlshaber in Afghanistan) schließen:
Ich lehne die strategische Luftkriegsführung aus rein praktischen Gründen ab. Etliche der Attentäter in Europa haben beispielsweise explizit ausgesagt, dass sie auch wegen der Drohnenangriffe in anderen Ländern zu Attentätern wurden!
Zitat:Du hast doch erst kürzlich postuliert, dass man mit viel mehr Infanterie die Probleme im Irak gelöst hätte.
Das hätte man. Aber das ist eine rein theoretische Überlegung wie man in einem Partisanenkrieg im Irak hätte siegen können. Ein Sieg im Irak war von Anfang an unmöglich, da die USA nicht bereit waren mehr eigenes Blut zu opfern und die dafür notwendigen Kräfte einzusetzen und gerade weil die USA dies nicht getan haben, ist die Lage dort überhaupt erst so eskaliert.
Der wesentlichste Punkt überhaupt ist aber ein ganz anderer:
Wenn man gar nicht erst in den Irak einmarschiert wäre, hätte man dort auch gar keinen Partisanenkrieg führen müssen. Und wenn man nicht bereit ist eigenes Blut zu opfern, sollte man erst gar nicht einmarschieren.
Das heißt im Umkehrschluss aber eben nicht, dass man solche Länder mit Drohnen angreifen muss, oder sollte, dafür gab es im Irak vor 2003 auch gar keinen Grund.
Nur weil ich irgendwo nicht mit Infanterie einmarschieren kann (oder will), heißt das nicht im Umkehrschluss, dass ich mit Drohnen angreifen muss (oder sollte).
Zitat:Es ist doch generell fraglich, ob man mit Infanterie einem Drittland helfen sollte.
Volle Zustimmung. Und deshalb sollte man in solche Länder auch nicht leichtfertig einmarschieren. Man sollte im Gegenteil einen Einmarsch wenn es sich irgendwie machen lässt vermeiden.
Aber wiederum heißt das im Umkehrschluss eben keineswegs, dass man stattdessen mit Drohnen einen strategischen Luftkrieg führen sollte.
Du verbindest beides immer und stellst es als dialektische Entwicklung hin: Entweder Infanterie oder Drohnen. Tatsächlich ist in fast allen Fällen die richtige Antwort: Keines von beidem!
Zitat:Die Drohnenkriegsführung richtet sich ja nicht gegen ein Land sondern gegen die staatsunabhängigen Terrorzellen.
So staatsunabhängig wie du glaubst sind die meist gar nicht. In Pakistan beispielsweise werden die Terroristen weitgehend vom Staat unter der Hand gefördert. Die Taliban beziehen vom pakistanischen Geheimdienst in massivem Ausmaß Unterstützung und man könnte sie in Teilen sogar als dessen Marionetten / Kreaturen sehen. Diese Schizophrenie der pakistanischen Regierung ist für viele Fehlentwicklungen dort verantwortlich, aber durch strategische Luftkriegsführung mittels Drohnen kannst du diese Fehler der pakistanischen Regierung in keinster Weise lösen.
Zitat:Gut, das sind jetzt billigste Ausreden. Selbstverständlich ist es nicht nur die Luftwaffe, sondern eben unsere Verbündete, die am Boden die Gebiete dann gegen den schwächeren Widerstand erobern und besetzt halten müssen.
Die Iraner sind aber nicht im Ansatz unsere Verbündeten und es findet auch so weit bekannt keine Koordination der Luftangriffe mit den iranischen Einheiten im Irak statt. Und die Kurden für sich allein reißen wenig und wollen dies insgeheim auch nicht, da die Präsenz des IS die Wahrscheinlichkeit eines eigenen Kurdenstaates erhöht. Die sind daher sehr defensiv und halten nur passiv ihre Gebiete.
Zitat:Und das scheint eben aufzugehen, weil die Bevölkerung einsichtig ist und sich nicht von diesen Verrückten regieren lassen möchte.
Dein erster Gedankenfehler ist es schon, die Kämpfer des IS und insbesondere deren Führung als Verrückte abzutun. Gerade eben das sind die nicht. Und die sunnitische Bevölkerung im Irak ist keineswegs einsichtig, die wollen keine schiitische Vorherrschaft akzeptieren und unterstützen daher den IS.
Zitat:Wäre dem nicht so und die Sympathien wären noch wie vor geteilt, hätten die Luftangriffe nur die Wirkung, dass das Grossgerät zerstört wird, aber selber für die Menschen hätte das kaum einen positiven Effekt.
Exakt das ist im Moment der Fall.
Zitat:Es ist die Einsicht, dass sie sich selbst in die Sch... reiten, das den Meinungsumschwung bewirkt hat. Dazu braucht es keinen Geistlichen. Irgendwann kommst du zur Einsicht, dass du Herr deines eigenen Schicksals bist, und nicht immer auf die anderen zeigen kannst!
Hier zeigt sich wieder klar dein Mangel an interkultureller Kompetenz und wie wenig du die Kultur und die Denkweise der Menschen dort verstehst:
Der Aufruf des Großajatollah Ali al-Sistani ist im Irak sehr viel wesentlicher als die Einsicht der Einheimischen. Die denken nämlich gerade eben nicht, dass sie Herr ihres eigenen Schicksals sind. Und die handeln dann, wenn der Großajatollah sie dazu auffordert.
Du unterschätzt extremst die Bedeutung und die Macht welche der Großajatollah im Irak hat. Es reicht ein Wort von ihm und Massen dort tun exakt das was er sagt.
Zitat: wenn das Grossgerät nicht entfernt worden wäre und man heute nicht dauernd überwachen würde, wäre der Umschwung nie Zustande gekommen.
Tatsächlich ist es eher so, dass ohne den Iran dort der "Umschwung" nie Zustande gekommen wäre, dass reicht von der Unterstützung von Assad und seinen Hisbollah-Verbündeten bis hin zu iranischen Sondereinheiten im Irak oder der Unterstützung der Kurden und der irakischen Armee durch den Iran.
Ein echter nachhaltiger Umschwung ist zudem nicht im Interesse von etlichen der Akteure dort. Beispielsweise wollen weder Katar noch die Kurden noch die Türkei eine schnelle Niederlage des IS (wenn auch aus jeweils ganz verschiedenen Gründen).
Zitat:Du kapierst einfach nicht, dass der Terrorismus staatenlos ist.
Und du kapierst zwei andere ganz einfache Dinge nicht:
1 Dass der islamistische Terrorismus bedeutungslos ist
2 dass die Terroristen hier im Westen radikalisiert wurden, hier im Westen geboren und aufgewachsen sind, dass sie hier leben und hier ihre Anschläge planen.
Und deshalb ist der Drohnenkrieg sowohl wirkungslos wie auch sinnfrei, weil das Töten von pakistanischen Dorfältestesten als vermeintliche Top-Terroristen in keinster Weise verhindert, dass sich Islamisten in Europa radikalisieren.
Zitat:Wenn man keine Kooperation mit diesen Staaten erreicht, muss man selbst handeln und zwar so, dass man eben keine Bodentruppen einsetzen muss. Ich seh da nichts verwerfliches dran.
Das Wort verwerflich ist eine moralische Wertung und Moral und Ethik interessieren mich nicht im Ansatz. Das Wort das ich verwende ist: Nutzlos.
Zitat:Der Drohnenangriff ist in der Intensität nicht viel anders, als wenn ein Geheimagent auf einem fremden Territorium einen anderen abmurxt (wahrscheinlich schon 1000 Male vorgekommen). Dass du hier so ein Theater drum machst, find ich völlig übertrieben.
Im Gegensatz zu einem geheimen Attentat (anbei, wann und wo wurden in Pakistan durch Geheimagenten tausend Menschen getötet ?!) ist der wesentliche Unterschied der strategischen Drohnenkriegsführung, dass diese keineswegs geheim ist und daher in erheblichem Umfang Auswirkungen auf die Kultur hat. Und nun ist es im weiteren nur noch eine einfache Kosten- Nutzen Abwägung: und wenn man annimmt, dass die strategische Drohnenkriegsführung nutzlos ist, dann ist die Frage, wozu man so viel Geld und Zeit dafür aufwendet?!
Zitat:Klar verletzt man die Integrität des Staats (wie mit der Geheimdienstaktion auch), aber es ist viel besser, als wenn man den Staat mit Bodentruppen wie im Irak überfällt, um da langfristig eine Terrorberuhigung erwirken zu können.
Bleiben wir mal bei praktischen Beispielen:
Erklär mir mal bitte, wo vor 2003 im Irak "der Terror" war den du hier beruhigen willst ?!
Es ist diese unheilvolle Verquickung von zwei völlig verschiedenen Dingen welche du immer betreibst welche die völlig an mir vorbei argumentieren lässt:
Nur weil ich Drohnenangriffe ablehne heißt das nicht im Ansatz, dass ich in diese Länder einmarschieren möchte.
Ich würde beides nicht tun und wir hätten gut getan daran so zu handeln. Der Fall Irak zeigt ganz klar auf, wo dein Denkfehler liegt:
Wo waren im Irak vor 2003 Terroristen die uns gefährdeten?!
Zitat:du musst doch das Problem lösen, mit diskutieren bewirkst du bei diesen verrückten Terroristen nichts.
Man könnte mit einem Teil der Terroristen durchaus diskutieren und auch zu einer Einigung gelangen (wenn man nicht fortwährend gerade die frustrierteren älteren Anführer töten würde um sie durch junge motivierte zu ersetzen)
Und diese Leute sind gerade eben nicht verrückt, da fängt es schon mal an mit deiner völlig verfehlten Einordnung.
Warum tolerierst du Länder wie Saudi-Arabien, siehst aber ausgerechnet in den Taliban ein Problem dass du mit Drohnen angreifst?
Zitat:Dauernder Misserfolg bei den Terroristen bewirkt irgendwann, dass man frustriert aufgibt. Das ist überall so, Misserfolg ist immer der grösste Motivationskiller.
Tatsächlich aber ist es, dass die Motivation unter den Islamisten zugenommen hat. Diese sehen ihre Lage weltweit inzwischen als deutlich besser an, als sie es 2001 taten. Die Motivation bei den Terroristen hat zugenommen und eben nicht abgenommen, entsprechend steigt auch deren Stärke ständig an.
Neben vielen anderen Faktoren ist ein Grund am Rande witzigerweise auch der, dass die Anführer der Terroristen die frustriert waren durch Drohnen getötet wurden und deshalb durch jüngere, radikalere und deutlich motiviertere Anführer ersetzt wurden.
Zitat:Alles läppische Behauptungen aus deiner Glaskugel. Du kannst das nicht messen was nicht geschehen ist, aufgrund entfernter Faktoren (Terroristen).
Aber du kannst es umgekehrt? Du kannst also messen, dass deshalb keine Terrorangriffe stattfanden, weil man strategische Drohnenkriegsführung betreibt?
Tatsächlich aber geht das wieder völlig an dem vorbei was ich geschrieben habe: den ich schrieb explizit, dass man zur Beurteilung von präventiven Maßnahmen empirisch und pragmatisch analysieren muss, woher die Täter kommen, warum sie Täter werden und wie sie ihre Taten durchführen.
Und hier sieht man in Europa ganz klar, dass die Täter von hier kommen, hier sich radikaliseren und hier ihre Taten durchführen. Und das zeigt ganz klar auf, dass Drohnenangriffe in Pakistan präventiv sinnlos sind, weil sie Strukturen angreifen, welche mit den Tätern hier in Europa nur am Rande etwas zu tun haben, nur ganz indirekt auf diese wirken (und dies auch nicht in deinem Sinne, sondern umgekehrt).
Zitat:Europa wurde auch nicht angegriffen, bis vor Kurzem.
Auch falsch. 2004 Madrid, 2005 London, usw usf
Interessanter aber ist eine Analyse der verhinderten Anschläge! Alle diese verhinderten Anschläge wurden durch Polizei und Inlandsgeheimdienste abgewehrt und wären diese Anschläge erfolgreich gewesen, wären sehr viel Menschen umgekommen als bei den erfolgten Anschlägen zusammen!
Zitat:Dein Traum vom Polizeistaat?
Mein Traum ist eigentlich ein Militärstaat :wink: aber mal ganz ernsthaft: von einem Polizeistaat sind wir in Deutschland so immens weit entfernt wie es nur sein kann. Tatsächlich fehlt Polizei an allen Ecken und Enden weil man hier massiv Personal abgebaut hat. Früher gab es pro Kopf in Deutschland wesentlich mehr Polizisten und dies bei viel geringeren Problemen.
Zitat:Willst du mit Spezialeinheiten in diese Länder reingehen, die dich nicht tolerieren. Dann werden diese Infanteristen bei diesen Hochrisikoeinsätzen gefangen genommen, gefoltert, geköpft und medial ausgeschlachtet. Deine Methoden taugen einfach nichts.
Meinst du ungefähr so wie die Seals, welche bin Ladin in Pakistan gegriffen haben? Aber mal ernsthaft: ich würde weder mit Sondereinheiten noch mit Drohnen in diese Länder reingehen und zwar deshalb, weil deine Methode der strategischen Drohnenkriegsführung genau so wenig taugt!
Zitat:Deine Theater gegen die Drohnen ist hingegen nur hochgradig lächerlich und entsteht nur dadurch, dass irgendwelche eigene Fähigkeiten/Arbeitsverlust durch das technische Gerät in Gefahr siehst.
Meine recht speziellen und sehr begrenzten Fähigkeiten kann keine Drohne der Welt ersetzen, von daher bin ich da ganz gleichgültig. Da befürchte ich eher einen Verlust dieser speziellen Fähigkeiten aufgrund von Systemen wie Tracking Point. Wenn durch die Verwendung taktischer Drohnen die Kampfkraft steigerbar ist, bin ich uneingeschränkt für die Verwendung solcher Systeme.
Wenn strategische Luftkriegsführung mit Drohnen aber nutzlos ist, wozu hunderte von Millionen von Euro ausgeben, tausende Menschen unter fragwürdigen Bedingungen töten und dies auch noch alles nur deshalb, weil Terroristen einen Bruchteil dessen töten, was durch alkoholisierte Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr jedes Jahr niedergemacht wird ?!
Zitat:Gut, dann bist du der Meinung dass es kein Terrorismus-Problem gibt, ist auch eine Meinung. Ich find sie zwar völlig weltfremd, aber das kann ich akzeptieren.
Um Terrorismus ernsthaft bekämpfen zu können, muss man als erstes mal die Furcht vor den Terroristen bekämpfen! Den Furcht ist der primäre Wirkmechanismus dieser Methode und sie fällt damit in sich zusammen, wenn sie keine Furcht mehr erzeugt.
Und es gibt tatsächlich kein ernsthaftes Terrorproblem, noch nicht. Wenn ein solches in den nächsten Jahren entstehen sollte, dann nicht zuletzt aufgrund unserer Hysterie und der daraus resultierenden hysterischen Reaktionen deren sinnfreiste die strategische Drohnenkriegsführung ist.
Leuten wie dir geht hier aufgrund ihrer Ängste jede Verhältnismässigkeit verloren:
Hunderte von Millionen ausgeben und tausende Menschen aufgrund geheimer Entscheidungsprozesse ohne jede Kontrolle von deren Effekvität töten lassen erscheint dir tatsächlich notwendig und verhältnismässig weil umgekehrt islamistische Terroristen pro Jahr 0,018 Menschen pro 100 000 Einwohner im Westen töten?!
Im günstigsten Fall sind diese strategischen Luftangriffe wirkungslos (was meine Annahme ist), viele gehen auch davon aus, dass sie sogar völlig kontraproduktiv sind (was nicht meine Annahme ist). Von daher will ich mit einem Kommenatar des US Generals McChrystal (war immerhin Oberbefehlshaber in Afghanistan) schließen:
Zitat:"The resentment created by American use of unmanned strikes ... is much greater than the average American appreciates. They are hated on a visceral level, even by people who've never seen one or seen the effects of one."
Ich lehne die strategische Luftkriegsführung aus rein praktischen Gründen ab. Etliche der Attentäter in Europa haben beispielsweise explizit ausgesagt, dass sie auch wegen der Drohnenangriffe in anderen Ländern zu Attentätern wurden!