Iranisches Atomprogramm
Erich schrieb:Ich verstehe Israel nicht.

Anstatt über darüber froh zu sein, dass Iran künftig definitiv keine A-Waffen produzieren kann, und dass Israel die einzige Atommacht in der Region bleibt, wird über dieses Ergebnis lamentiert.

Man 'lamentiert' weil das nun mal nicht stimmt. Das Abkommen ist nicht geeignet, den Weg zur Bombe zu verhindern da es sich nur um offiziellen Zahlen dreht.
Würde man annehmen, man hätte das Atomprogramm des Irans vollumfänglich im Blick ist das Abkommen geeignet um die Breakout Time auf bis zu 12 Monate hinauszuschieben. Als Pessimist würde man sagen eher 9 Monate aber seis drum.

Das eigentliche Problem ist aber, dass man das Atomprogramm des Irans halt nicht vollumfänglich im Blick hat, die IAEA schon garnicht.
Der Iran hat nie alle seine Karten aufgedeckt, man weiß bis heute nicht wie viel wir von dem Programm kennen, ob man alle Anlagen entdeckt hat, was der Iran in der Vergangenheit schon gemacht hat oder heute noch Orten gemacht wird wo man keine Inspektoren hinlässt.

Beispielsweise hat man keine Ahnung ob die 10t 3,67 LEU alles sind was der Iran hat. Wobei das schon falsch ist, sehr wahrscheinlich ist das eben nicht alles, da handfeste Hinweise existieren das früher mehr Anreicherung im größeren Umfang stattfand als man heute meint.
Insofern beziehen sich die Zahlen im Abkommen bestenfalls auf den Best Case, es könnte gut wesentlich ungünstiger sein. Und dann wars das mit der Verzögerung der Break Out Time.

Der andere große Problempunkt ist, dass man auch nach dem Abkommen nicht wissen wird, was an militärischen Standorten passiert oder nicht passiert. Das Abkommen bezieht sich auf bekannte Anlagen, aber wenn man sie vergegenwärtigt wie diese Anlagen entdeckt wurden ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass man alle kennt.
Entsprechende Gerüchte und Hinweise gibt es ja auch alle Nase lang.
Wobei das einem auch wurscht sein kann solange sich der Iran schlicht weigert die IAEA nach Parchin zu lassen und das niemanden interessiert.

Eine Frage, die dass Abkommen überhaupt nicht anschneidet ist die nukleare Kooperation des Irans mit Syrien und Nordkorea. Technisch gesehen könnte der Iran bestimmte sensitive Bereiche seines Programms einfach ins Ausland verlagern. Der syrische Reaktor in Al Kabir wird wahrscheinlich genau das gewesen sein und die Kooperation mit Nordkorea ist mittlerweile auch recht gut dokumentiert.

Effektiv bedeutet dass alles, dass das Abkommen den Iran in manchen Punkten zweifellos deutlich einschränkt und auch sehr positiv ist (zB der Rückbau von Arak) aber nicht geeignet ist, die iranische Bombe für die nächsten 15 Jahre zu verhindern.
In einem kommentar den ich diese Tage gelesen habe wurde das Abkommen gut mit einem Bild umschrieben: Das Abkommen ist der Versuch mitten in der Nach einen Schlüsselbund unter einer Straßenlaterne zu finden obwohl man weiß, dass man ihn in der Dunkelheit verloren hat.

Zitat: […]
Dieser phantasievollen Bedrohungslage geht jetzt der große Angstgegner "Iran" verloren. Genauso, wie die Palästinenser nie eine reale Bedrohung für die Existenz Israels waren, sondern deren Nadelstiche aufgebauscht und zu dramatischer Bedrohungslage überspitzt wurden (aber das wäre jetzt ein anderer Thread). Wenn man also an seiner harten Haltung festhalten will, muss man sich einen anderen "Lieblingsfeind" suchen, und diesen als übermächtigen Dämon aufbauschen.
Diese Aussage ist unabhängig vom Atomprogramm des Irans einfach nicht haltbar und in das Reich der Fantasie zu verorten. Ob mit, ob ohne Atombombe, der Iran ist schon heute in einem Dutzend arabischer Länder aktiv und unterstützt den Kampf gegen Israel. Die mannigfaltigen Konflikte mit iranischer Beteiligung in der Region werden nach diesem Abkommen nicht nur weitergehen sondern sich durch die erfolgte Aufwertung des Irans nur weiter intensivieren. Die Sicherheitslage Israels ist durch dieses Abkommen unabhängig von der Frage ob es überhaupt funktionieren kann deutlich schlechter geworden. Selbiges gilt für einschlägige arabische Player.

Zitat:Im Endeffekt - wir müssen diesen Strang nicht schließen, aber er ist jetzt auch inhaltlich da angekommen, wo er von Anfang an richtig war.
Es gibt kein militärisches, sondern ein wirtschaftliches Atomprogramm des Iran. Und darüber kann auf der Seite "Politik und Wirtschaft" weiterhin ohne dem israelischen Horrorszenario in aller Ruhe und unaufgeregt debattiert und informiert werden.
Es gibt auch nach diesem Abkommen ein militärisches Atomprogramm des Irans. Nach wie vor ist die entscheidende Frage nur wie es der Iran fortführen wird.
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