12.04.2015, 19:38
Sapere Aude schrieb:Hier im Forum wird gerne propagiert, manche westliche Gesellschaften wären nicht mehr wehrfähig, da man nicht mehr "hart" genug sei und deshalb die Kampfkraft stark geschwunden ist. Dabei springt man selbst genau auf diesen Zug der die "Schwächlinge" transportiert auf. Anstatt ruhig und rational zu bleiben, verfällt man der Kopf- und Planlosigkeit, denn die vier Reiter sind bekanntlich schon unterwegs. So wird man Teil der Hysterie und hilft nur dem, was man eigentlich selber bekämpfen will. Der "schwachen" Gesellschaft. Witzige Ironie ist das... traurig zu gleich...Es hat nichts Kopf- und Planlosigkeit oder Hysterie zu tun über die eingespielten, ach so rationalen Denkmuster hinaus zu denken.
Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine militärische Auseinandersetzung zwischen der Nato und Russland stattfindet gering. Es greift jedoch zu kurz das Nachdenken darüber mit "passiert nicht weil X" oder "wenns passiert isses auch wurscht weil Atombombe" abzubügeln.
Wenn uns die Geschichte Europas und auch die jüngere Vergangenheit der Ukraine etwas lehren sollte, dann das wir die Zukunft erst dann voraussagen können wenn sie zur Geschichte geworden ist.
Wir wissen nicht was Morgen bringt und wir sollten nicht davon ausgehen, dass das was heute als rational oder als völlig ausgeschlossen angesehen wird morgen noch genauso gesehen wird. Vor allem dann nicht wenn Dinge ins Rutschen geraten und - um es bildlich auszudrücken - die Panzer das Rad der Geschichte antreiben.
Insofern, so Unrecht hat Qunitus mit Frankreich 1940 nicht. Vielleicht nicht unbedingt militärisch aber das geopolitische Mindsetting damals spiegelt sich sehr deutlich in deiner Denkweise wieder.
Wenn Deutschland X tut, dann reagiert man halt mit Y und Z. Und dann ist alles gut und weil alles gut ist wird schon nichts passieren.
Aber so wie Briten und Franzosen damals an die Maas marschierten und sich das was kam nicht vorstellen konnten, so vermessen wirkt es auf mich einen Krieg um das Baltikum auszuspielen und die Sinnlosigkeit des Unternehmens zu verkünden.
Ich persönlich hege große Zweifel, dass 'die Nato' wegen Unruhen und grünen Männchen in Estland in den Krieg zieht. Und noch viel unwahrscheinlicher ist es, dass wir diesen Krieg bis quo ante bellum führen würden bzw. könnten. Und das nicht unbedingt wegen irgendwelcher militärischen Unzulänglichkeiten sondern vor allem aufgrund zivilgesellschaftlicher Zwänge.
Oder um es anders zu formulieren: Natürlich wird es nie dazu kommen das sich irgendeine Gardearmee durch den Oderbruch auf Berlin vorkämpft. Bis dahin hat das Deutsche Volk die imperialistische Regierung in der Hauptstadt schon längst gestürzt und den totalen Frieden ausgerufen.
Die spannende Frage ist dann nur, wie lange es im Falle des Falles dauern würde bis das Volk vor dem Reichstag steht. Eine Woche oder zwei? Wer wird nach der ersten aufgeriebenen Kompanie noch fürs Baltikum marschieren wenn es die(se) Regierung befiehlt?
Und wenn der Deutsche dann nicht das Deutschordensland verteidigen mag , warum sollte Frankreich, Italien oder Griechenland das tun?
Weil es ein Barak Obama, Hillary Clinton, Jeb Bush oder Merkel so wollen? Lass mich lachen.
Wir sind nicht kriegsfähig und das hat zuallerletzt mit dem Zustand der Bundeswehr oder dem Kräftegleichgewicht zwischen der Nato und Russland etwas zu tun.