Raketen nach hinten abfeuern
#8
@Phantom
Wenn ich etwas nicht begreifen würde, dann würde ich mich dazu nicht äußern. Von daher empfehle ich dir, sachlich zu bleiben, Argumente zu bringen und weder mich noch jemand anderen persönlich anzugehen. Andernfalls ist hier ganz schnell Schluss.

Seit den Anfängen der Jagdfliegerei gilt der Grundsatz, dass derjenige im Vorteil ist, der früher entdeckt und später entdeckt wird, einfach weil er die Kontrolle der Situation besitzt. Kontrolle bedeutet Entscheidungsfreiheit, und die erlaubt es, die eigenen Erfolgswahrscheinlichkeiten deutlich zu steigern. Es geht aber, egal was die Werbung der Hersteller oder die Angaben der einzelnen Luftwaffen angeht, immer nur um Wahrscheinlichkeiten. Selbst die oft erwähnten "no escape zones" sind nur dann solche, wenn die sonstigen Voraussetzungen alle gegeben sind und die jeweilige Technik ohne Einschränkungen und Probleme funktioniert.
Genau da liegt mein Kritikpunkt an der Betrachtung, von daher zielt meiner Meinung nach ein Großteil deiner Argumentation in die falsche Richtung. Die wesentlichen Aspekte zur Frage, warum man keine nach hinten feuernden Raketen montiert, sind die zwei Punkte:
a) Welche Vorteile bietet solch eine Montage?
b) Welche Rolle spielen diese Vorteile im modernen Luftkampf?

Und zu a) kann man im wesentlichen Festhalten, dass die Vorteile durchaus im Bereich der Reaktionsfähigkeit bei niedrigen Geschwindigkeit, auf kurzen Distanzen und rückwärtigen Angriffsvektoren liegen. Nur da gibt es einen Energie- und Zeitvorteil gegenüber dem Schuss über die Schulter, wie er mit den hier bereits erwähnten modernen Raketen möglich ist (weil die Eigengeschwindigkeit zum Startzeitpunkt gering ist).

Dementsprechend müsste b) eigentlich lauten, dass die Vorteile im modernen Luftkampf keine Rolle mehr spielen, da der Kurvenkampf nach gängiger Praxis vermieden werden soll und mit den modernsten Techniken auch vermieden werden kann. Diese 100%ige Erfolgswahrscheinlichkeit gibt es aber nicht. Durch viele Faktoren ist es keinesfalls sicher, dass man selbst mit überlegener Technik nicht in Situationen kommt, in denen es auf einen Luftnahkampf, unter Umständen sogar auf einen Kurvenkampf hinaus läuft. Aus diesem Grund gibt es auch die gestaffelten Effektoren, und aus diesem Grund ist dies auch weiterhin Trainingsbestandteil. Wie bereits erwähnt wird gerade bei asymmetrischen Kämpfen aber die Wahrscheinlichkeit für diese Situationen als so gering eingeschätzt, dass dementsprechend keine Waffen nach hinten feuernd montiert werden. Das widerspricht keinesfalls weiten Teilen deiner Ausführungen.

Der einzige auffällige Punkt, an dem ich dir ganz konkret widersprechen möchte, ist jener der 6-Uhr-Position. Diese ist weder nur aufgrund der Rechenleistung entstanden, noch ist diese inzwischen aufgrund der Reichweitennachteile die schlechteste Position. Zum einen bietet die Verfolgung des Gegners Dominanz, sowohl in Form der Entscheidungsgeschwindigkeit als auch bei dem Eigenschutz gegenüber dessen Effektoren. Zum anderen spielen die Reichweitennachteile im Luftnahkampf, um den es hier geht, keine Rolle und eben sich gegenüber den Schüssen über der Schulter sogar auf. Selbst mit den neuen Generationen an Lenkwaffen gilt die klassische Regel, hinter den Gegner zu kommen. Die Trefferwahrscheinlichkeiten in Übungen sprechen ebenfalls eine klare und eindeutige Sprache.
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