28.06.2015, 20:10
Erich schrieb:Die Schlussfolgerung passt nicht, auch eine Privatfirma, die Insolvent ist, muss nicht aus dem Euro raus. Im Gegenteil: die Gläubiger streiten sich mit ihren Euro-Forderungen um die verbliebenen Werte.Ein Staat ist keine Privatfirma, er kann in diesem Sinne nicht insolvent gehen und abgewickelt werden.
Und das wird bei einer Staatspleite nicht anders.
Ein Staat, der seine Schulden nicht mehr bedienen kann verliert die Fähigkeit sich auf dem Kapitalmarkt frisches Geld zu besorgen. Das ist eigentlich die Situation die wir schon haben. Ohne die Unterstützung durch die Partner bekäme Griechenland nicht die nötigen Kreditlinien um die Zinsen zu bedienen.
Man kann es so sagen: Der Patient ist hirntot und der Körper wird nur noch durch Maschinen am Leben gehalten. Das Land Pleite gehen zu lassen hieße nur die Maschinen auszuschalten und einen Zustand zu akzeptieren der längst da ist.
Da Griechenland aber ein Staat und kein Unternehmen ist muss es danach irgendwie weiter gehen. Es geschieht dann das was in derartigen Situationen immer geschieht, man wechselt die Währung. Mit einer eigenen Währung ist Griechenland nicht an die Stabilitätswünsche in der Eurozone (sprich an die Wünsche Deutschlands) gebunden und kann beliebig Geld drucken.
Die Folge ist dann natürlich eine heftige Abwertung zum Euro, aber das ist letztlich kein Problem für Griechenland. Entscheidend ist, dass sie dadurch wieder kapitalmarktfähig werden und die Altschulden losbekommen.
Zitat:1.1.Das braucht Griechenland dann eben nicht mehr zu interessieren.
Das Land kann Schuldscheine ausgeben - jeder Geldschein ist nichts anderes als ein Schuldschein des emittierenden Staates. Aber die Euro-Geldscheine (oder Euro-Schuldscheine) werden nicht vom griechischen Staat alleine emittiert, sondern von der EU. Das heißt letztendlich, dass alle Euro-Staaten versprochen haben, füreinander einzustehen.
Zitat:1.2.Der Link ist tot.
Griechische Schuldscheine wären nichts anderes als griechische Staatsanleihen. Die nimmt kein Mensch, es sei denn, er ist dazu gezwungen.
Dann müsste Griechenland eine eigene Währung in Umlauf bringen, und von heute auf Morgen den Euro kompett als Zahlungsmittel abschaffen. Und das geht nach den entsprechenden Verträgen nicht (Du solltest auch die Tagesschau-Erläuterungen lesen, die ich gestern um 17:41 verlinkt habe).
Natürlich geht das. Griechenland ist ein souverän, es kann es einfach tun. Es gibt keinen Mechanismus der sie daran hindern könnte entgegen bestehenden Eurozonenverträgen zu handeln.
Wäre in der Krise nicht mal das erste Mal.
Zitat:2.Du kannst einfordern was du willst, dass unterscheidet eben einen Staat von einer Privatfirma. Griechenland kann beschließen, Altschulden nicht mehr zu bedienen oder in Drachmen umzuschreiben. Mit 1 Cent auf den Euro. Einfach so, mit einem Federstrich.
Altschulden in Euro werden weiterhin in Euro eingefordert werden. Was Du forderst ist ein radikaler Schuldenschnitt. Der kann auch in Euro erfolgen.´
Zitat:1. Ein Schuldenmoratorium, d.h. ein Aussetzen der Schuldenzahlungen ist notwendig.Du ignorierst die Auswirkungen, die eine solche Aktion auf den Euroraum hätte (mal abgesehen davon das es keine politischen Mehrheiten mehr dafür gibt). Wenn du Griechenland den Blankoscheck ausstellst stehen Morgen Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Großbritannien auf der Matte, die ebenfalls diverse fiskalpolitische Erleichterungen fordern. Damit zerlegst du den Euroraum komplett; Griechenland kann sich nur außerhalb des Euroraums selbst sanieren.
2. Ein Schuldenschnitt der Euro-Schulden ist sinnvoll - besser ein Schnitt als der Komplettverlust.
3. Dann kann auch nachhaltig investiert werden. Z.B. in den Ausbau der Flughäfen, weil die am Ende ihrer Aufnahmekapazität sind und daher der Tourismus gar nicht weiter angekurbelt werden kann.