10.08.2015, 22:41
@Erich
Wahrscheinlich meint man sich dies mit Griechenland leisten zu können weil es ein eher kleiner Staat mit etwa 10 Millionen Einwohnern ist.
Allerdings ist die Motivation diesmal eine andere als damals gegenüber dem Deutschen Reich: Während der französische Präsident nichts gelernt aber auch nichts vergessen hatte und auf Rache aus war, wollte Großbritannien das Deutsche Reich als wirtschaftliche Konkurrenz ausschalten. Dazu musste Deutschland etwa alle größeren Handelsschiffe und eine riesige Menge an Lokomotiven ausliefern. Dadurch wurde der durch den Krieg entstandene Schaden nur noch verschärft.
Bei Griechenland ist es dagegen so, daß das Äquivalent zu den Lokomotiven nie existiert hat. Als nun offensichtlich wurde auf welch schwachem Fundament die griechische Wirtschaft stand ist man in Panik geraten, und versucht dem Problem mit allerlei Aktionismus beizukommen.
Ich kann mir sogar vorstellen, das man - wenn auch unbewusst - Griechenland bestrafen will, immerhin hat man jahrelang frisierte Statistiken vorgesetzt bekommen. Vielleicht fühlt man sich noch immer von Griechenland betrogen.
Nach dem Vertrag von Versailles warnten einige Stimmen, etwas John Maynard Keynes, vor den Folgen des Inhaltes. Als prophetisch erwies sich aber, was eine britische Zeitung - der "Manchester Guardian", wenn ich mich recht entsinne - zu dem Vertrag schrieb:"Die Forderungen der Entente sind abgeschmackt und ein Vorspiel zu neuem Völkermord und Krieg."
In Griechenland haben wir bereits die Wahlerfolge von Chryos Avgi und Syriza gesehen. Was wird danach kommen?
Irgendwann kam man zu der Erkenntnis, das man die Industrieproduktion durch Bombenangriffe nur vorübergehend beeinträchtigen konnte, und so entschied man sich zumindest die Arbeiter zu treffen. Dies war auch der Grund für die Feuerstürme über Hamburg oder Pforzheim, wo bis zu ein Drittel der Bevölkerung umkam und wo es keine nennenswerte Rüstungsproduktion gab.
Insgesamt haben die Bombenangriffe der Aliierten wenig Industrie aber viel Wohnraum zerstört, wobei es da regionale Unterschiede gab. Entscheidender war die Unterbrechung der Transportwege.
<!-- m --><a class="postlink" href="https://de.wikipedia.org/wiki/U-Verlagerung">https://de.wikipedia.org/wiki/U-Verlagerung</a><!-- m -->
An den Rüstungsbetrieben und deren Produkten hatten die Aliierten natürlich Interesse, aber viele davon konnte man natürlich wieder auf zivile Produktion umrüsten.
Übrigens war JCS 1067 nur etwa zwei Jahre, nämlich bis Mitte 1947 gültig. Insgesamt nahmen sich die USA etwa 8,9 Prozent der westdeutschen Industrie.
Zitat:ich gehe mal gleich auf den letzten von Dir zitierten Satz ein und frage etwas provokant, ob wir derzeit nicht den gleichen Fehler wie die Alliierten von 1918 machen - "harte Repressionen und wirtschaftliche Gängelung" - ist das nicht exakt die gleiche Vorgehensweise, die derzeit gegenüber Griechenland zu beobachten ist?Oh ja, da stimme ich dir voll zu!
Wahrscheinlich meint man sich dies mit Griechenland leisten zu können weil es ein eher kleiner Staat mit etwa 10 Millionen Einwohnern ist.
Allerdings ist die Motivation diesmal eine andere als damals gegenüber dem Deutschen Reich: Während der französische Präsident nichts gelernt aber auch nichts vergessen hatte und auf Rache aus war, wollte Großbritannien das Deutsche Reich als wirtschaftliche Konkurrenz ausschalten. Dazu musste Deutschland etwa alle größeren Handelsschiffe und eine riesige Menge an Lokomotiven ausliefern. Dadurch wurde der durch den Krieg entstandene Schaden nur noch verschärft.
Bei Griechenland ist es dagegen so, daß das Äquivalent zu den Lokomotiven nie existiert hat. Als nun offensichtlich wurde auf welch schwachem Fundament die griechische Wirtschaft stand ist man in Panik geraten, und versucht dem Problem mit allerlei Aktionismus beizukommen.
Ich kann mir sogar vorstellen, das man - wenn auch unbewusst - Griechenland bestrafen will, immerhin hat man jahrelang frisierte Statistiken vorgesetzt bekommen. Vielleicht fühlt man sich noch immer von Griechenland betrogen.
Nach dem Vertrag von Versailles warnten einige Stimmen, etwas John Maynard Keynes, vor den Folgen des Inhaltes. Als prophetisch erwies sich aber, was eine britische Zeitung - der "Manchester Guardian", wenn ich mich recht entsinne - zu dem Vertrag schrieb:"Die Forderungen der Entente sind abgeschmackt und ein Vorspiel zu neuem Völkermord und Krieg."
In Griechenland haben wir bereits die Wahlerfolge von Chryos Avgi und Syriza gesehen. Was wird danach kommen?
Zitat:Auch Deine Aussage "Deutschland hatte trotz erhebliche industrielle Kapazitäten behalten und ging daher mit einem hervorragenden Grundstock in die Nachkriegszeit." stimmt nicht ganz. Die großen Industriestandorte waren zerbombt - die Großstädte von Hamburg bis München waren ein einziges Ruinenmeer.Fällt es dir auf? Die Großstädte wurden getroffen!
Irgendwann kam man zu der Erkenntnis, das man die Industrieproduktion durch Bombenangriffe nur vorübergehend beeinträchtigen konnte, und so entschied man sich zumindest die Arbeiter zu treffen. Dies war auch der Grund für die Feuerstürme über Hamburg oder Pforzheim, wo bis zu ein Drittel der Bevölkerung umkam und wo es keine nennenswerte Rüstungsproduktion gab.
Insgesamt haben die Bombenangriffe der Aliierten wenig Industrie aber viel Wohnraum zerstört, wobei es da regionale Unterschiede gab. Entscheidender war die Unterbrechung der Transportwege.
Zitat:Und die noch halbwegs immer wieder aufgebauten und instand gesetzten Rüstungsbetriebe wurden von den Alliierten erst recht zerstört.Viele der Rüstungsbetriebe wurden übrigens während des Krieges z.B. in alte Stollen verlagert:
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An den Rüstungsbetrieben und deren Produkten hatten die Aliierten natürlich Interesse, aber viele davon konnte man natürlich wieder auf zivile Produktion umrüsten.
Zitat:Noch die US-Direktive JCS 1067 sagte aus, dass die Militärgouverneure keine Schritte unternehmen durften, „die (a) zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands führen könnten oder (b) geeignet sind, die deutsche Wirtschaft zu erhalten oder zu stärken.“JCS 1067 galt für die US-Besatzungszone, also z.B. Bayern. Die Industriebetriebe im Ruhrgebiet fielen etwa nicht darunter. Diese lagen in der britischen Besatzungszone, wo man nicht so strikt war, während in der US-Besatzungszone Eisenhower z.B. auch eine Anti-Verbrüderungs-Kampagne betrieb.
Übrigens war JCS 1067 nur etwa zwei Jahre, nämlich bis Mitte 1947 gültig. Insgesamt nahmen sich die USA etwa 8,9 Prozent der westdeutschen Industrie.
Zitat:Erst mit dem Marshall-Plan begann eine Kehrtwende - aus Furcht der USA, die kommunistische Idee würde sich von der damaligen sowjetischen Besatzungszone aus weiter verbreiten.Der Marschall-Plan war eigentlich nur eine Welle von Krediten, die übrigens von den betreffenden Staaten zurückgezahlt werden mussten. Wichtiger für (West)Deutschland waren die GARIOA-Hilfsprogramme, die vor allem in Form von Lebensmittellieferungen erfolgten.
Zitat:Wo bleibt der Marshall-Plan für Griechenland?Der große Witz ist, das selbst Griechenland durch den Marshall-Plan im pro Kopf-Verhältnis sogar mehr an finanziellen Mitteln bekam als die BRD.