(See) Russische "Vladivostok" als JSS für Deutschland geeignet?
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Offiziell werden die Zahlen erst Mitte September bei der Unterrichtung der französischen Nationalversammlung bekanntgegeben, aber das meistens gut informierte Magazin "Le Canard enchaîné" beziffert die bereits erfolgte Rückzahlung an Russland auf 893 mio EUR. Das war der Betrag, den Russland an den Hersteller DCNS überwiesen hatte. Bisher war nur bekannt, daß Verteidigungsminster Le Drian den Betrag auf "unter 1,2 Mrd EUR" eingegrenzt hatte.

Neben dieser Rückzahlung hatte Russland auch Entschädigungen für bereits umgebaute Hafenanlagen in Wladiwostok, für die Entwicklung der Marineversion der Hubschrauber Ka-52 und für die Ausbildung von 400 russischen Matrosen in St. Nazaire verlangt, aber das ist anscheinend vom Tisch.
Durch die prompte Überweisung des Betrags aus Frankreich vermied Russland auch das Risiko einer Beschlagnahme durch Yukos-Gläubiger, die vor Gericht Anspruch auf eine Entschädigung von 50 Mrd US-$ erstritten haben. Aufgrund des Rubelverfalls haben sich von Russland gezahlte 40 Mrd Rubel nach der Rückzahlung in 60 Mrd verwandelt. Außerdem hatten russische Werften bereits ca. 150.000 Seiten Dokumentation und das französische CAD-Programm KATIA erhalten.
Außerdem werden die Russen bereits eingebaute russische Technik (SATCOM etc.) im Wert von 30 mio EUR je Schiff ausbauen und verzichten danach auf jede Mitsprache bei einer Vermarktung der Schiffe.

Insgesamt m.E. ein Deal, bei dem die französische Seite mit einem blauen Auge davongekommen ist. Ich sehe das als kleine Entspannungsgeste der Russen.

Die Kosten für den Ersatz der russischen Komponenten durch NATO-kompatibles Gerät und eine "De-Russifizierung" der Schiffe, d.h. ein Austausch der kyrillischen Beschriftungen, ein voller Rollout des französischen Command&Control-Systems SENIT-9 und eine Übersetzung der Dokumentation werden auf insgesamt ca. 200 mio EUR geschätzt.

Wenn das so stimmt, bekäme man für ca. 1,1 Mrd EUR zwei Schiffe auf dem Stand des neuesten französischen BPC "Dixmude" mit einigen russischen Extras (Flugdeckheizung etc.). Weitere Anpassungen wären möglich, aber extra zu bezahlen.

Edit: Teil einer "De-Russifizierung" wäre angeblich auch die Umstellung des Stromnetzes an Bord von russischen 50Hz/220 Volt auf international übliche 60Hz/230 Volt. Ich bin kein Elektriker, aber haben wir nicht in der EU auch 50 Hz und bei der Stromstärke Schwankungen von +- 10% in der Norm? Ist das demzufolge nur eine (vermutlich russische) Schauergeschichte zum Kundenabschrecken?

Edit2: Angeblich sind durch die Rückzahlung von 893 mio EUR auch die mit den Mistrals bestellten Landungseinheiten (4 x schnelles LCU "CTM NG" von DCNS und 2 x Landungskatamaran L-CAT von CNIM) zurückgegangen und gewissermaßen mit im Paket enthalten.
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