Leichte Infanterie
#72
@ Quintus

Danke für die Verlegung des Themas.

Wenn der Mörser auch im direkten Richten (wie auch immer das gehen mag) eingesetzt werden kann, dann ist dies ohne Zweifel lobenswert und nimmt einige meiner Zweifel. Ich bezweifele allerdings weiterhin, dass man einen derartigen Mörser tatsächlich (vernünftig) mit einem einzelnen Schützen im Gefecht halten kann - ein Schütze reicht aus, aber die anderen Jungs müssen die Munition ranschaffen.

Zur Reichweite und ihrer Nutzung:
Wenn die Infanterie weiß, dass sich der Feind am Punkt X aufhält, dann kann sie ihn mit Mörsern auf die 1000-2000 Meter die der Mörser schaffen soll bekämpfen. Leider findet die Infanterie den Gegner schon auf 300 Meter Entfernung nur verdammt schwer, und bei vernünftiger Tarnung sind Leute wie du, Quintus, sicherlich ohne weiteres in der Lage, sich auf weniger als 150 Meter an recht Aufmerksame Leute anzunähern. Was du nun vorsiehst ist aus meiner Sicht entweder a) Die Eingliederung eigener hochspezialisierter Aufklärer - Fernspäher oder Scharfschützen - als "Feuerleiter" in die untersten Strukturen der Infanterie, oder b) das überschlagende Vorgehen kleiner Infanterieeinheiten - Gruppe 1 klärt auf, Gruppe 2 bleibt 500 Meter dahinter in Mörserschussposition, Gruppe 3 irgendwo dazwischen.
Problem: Ich gehe das Risiko ein, innerhalb dieser Fläche Gegner schlichtweg zu übersehen.
Problem: Die Vernetzung wird anfällig - entweder gegen ECM, Funkortung oder weiß die Hölle was.

"Problem": Wenn ich so aufwändiges Gerät habe, dass ich die Feuerleitung für meinen Mörsertrupp übernehmen kann, dann kann ich vermutlich auch gleich die "schweren" (Panzer-) Mörser, die Artillerie, Heeresflieger oder Luftwaffe damit versorgen. Wenn man nicht gerade als Fallschirmjäger im Luftsturm steht, dann wird man wohl irgendwo im eigenen Rücken derartiges vorfinden. Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Infanterie keine Mörser braucht - sondern nur, dass man damit zwar einige Systeme innerhalb der Infanterie durch ein System ersetzt, dessen Fähigkeiten in recht ähnlicher Form aufgrund der Fahrzeugbindung der Infanterie bereits da sind. Und ob ich nun die Granaten dem Schützen X, Z und K mitgebe, damit sie sie vom Boxer oder LKW zum Mörser N schleppen, oder ob der Wiesel-Mörser 4 Kilometer der Front wartet, klingt logistisch irgendwo auch egal, oder nicht? Mich überzeugt zwar die Idee von leichten Mörsern für die Infanterie, nur leider muss das auch vom Haushaltsausschuss und Bundesrechnungshof für gut befunden werden.

Für den direkten Schuss wiederum gäbe es durchaus schlagkräftigere Systeme als den 60-mm-Mörser - so ziemlich jedes Mitglied der russischen "RP(G/O)"-Familie macht da ne ziemlich gute Figur.

Zu 2.:
Der Gegner wird die Dächer auch ohne Kommandomörser nicht gern nutzen (oder wenn dann Zivilisten draufsetzen, falls er - wovon auszugehen ist - ein mieser Bastard ist), weil ihm da auch so schon genügend Zeugs um die Ohren fliegt. Gleichzeitig kann man selbst mit einem Kommandomörser nur begrenzt die selbe Deckung (möglichst viel Material überm Schädel) nutzen, denn der Weg nach Oben sollte ja möglichst frei sein, und für den bau guter Mörserstellungen fehlt die Zeit.

Zum Thema Deckung allgemein: Wenn ich keine Deckung habe, dann habe ich ein Problem. Offenbar lautet allerdings der Grundsatz der BW derzeit (jedenfalls laut einem befreundeten Feldwebel d.R.) "Wirkung vor Deckung". Halte ich zwar für die dümmste Idee des anbrechenden Jahrhunderts, aber was solls, ich hab keinen Infanterielehrgang hinter mir, und schon Ernst Jünger war im Ersten Weltkrieg der Ansicht, dass, wer da wolle, gerne freiwillig versuchen könne sein Leben aufs Spiel zu setzen um den Feind ein bissel extra zu schaden.
Der Mörser erschwert aus meiner Sicht allerdings (so weit ich das überblicken kann) das "Deckung nehmen" in manchen Fällen dadurch, dass er einen bestimmten, recht ebenen Untergrund und einigermaßen freies Schussfeld nach schräg oben brauchen dürfte, um eingesetzt werden zu können. Wenn man dabei liegen kann, umso besser, allerdings stelle ich mir die Handhabung im liegen recht umständlich vor.

Zur Frage Artillerie oder nicht: Grundsätzlich halte ich die - räumliche - Entzerrung auch für keine schlechte Idee, sondern für eine ausgezeichnete Variante. Allerdings würde ich diese Feuerkraft (zunächst) zentral organisieren, schon allein, damit nicht 8 oder 10 Mörser einer Kompanie wild in der Gegend rumballern, weil Schütze Arsch meint, das sich da irgendwo was bewegt. Wenn das Infanteristen "Trigger Happy" - mit ihren Gewehren oder Granatgewehren machen ist das schon schlimm genug, aber mit 60-mm- Granaten und ohne direkte Sicht auf 1500 Metern würde ich als Kommandant sehr gerne kontrollieren können, worauf meine Jungs ballern, damit ich nicht wegen der Auslöschung ganzer Dörfer oder befreundeter Truppenteile im Knast lande.
Abgesehen von diesem eher juristischen Aspekt spart die zentrale (Feuer-) Leitung Material. Statt einem Mann mit Zielgerät pro Trupp oder Gruppe brauche ich nur zwei oder drei pro Kompanie, die anderen können derweil direkt auf den Gegner ballern oder sich sonstwie verlustieren. Angesichts der Leere des Schlachtfelds erscheint es auch nicht sonderlich wahrscheinlich, dass man zu viele Ziele auf mal entdecken wird. Und wenn - dann ab mit den Daten nach hinten und die dicken Brummer ranholen.

Zur Can Cannon: In der Not frisst der Teufel fliegen und Handgranaten (oder Sprengstoff in Getränkedosen, Mollotowcoktails, weiß die Hölle) finden sich momentan leichter als Gewehrgranaten. Wie gesagt, wohl eher nichts, um reguläre Truppen damit standartmäßig zu bewaffnen, aber etwas kompakter als ne Gummischleuder.
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