29.03.2016, 10:33
Quintus Fabius schrieb:2 Die russischen Kriegsziele sind ganz andere: es war nie das Ziel die Dinge dort zu lösen, sondern das Pendel für die syrische Regierungsarmee ein Stück weit wieder in deren Richtung zu senken.Das ist ja unbestritten, nur hast du ausgesagt, dass man das analog der Russen durchführen soll. Wenn wir so vorgehen würden, würden wir uns die Flüchtlingslager selber füllen und Asylanten mit unserem direkten eingriff nach Europa spülen. Das wäre doch völlig verrückt, dann gibt man das Geld 2x aus. 1x beim Krieg / Militär und dann noch bei den eigenproduzierten Flüchtlingen.
Zielsetzung ist hier lediglich ein Machterhalt für Assad und im Idealfall dann die weitere Unterdrückung der Bevölkerung durch die Assad Regierung (also durch Einheimische).
Zitat:Mir ist schon klar, dass du Kollateralschäden hoch bewertest und zweifelsohne ist das auch richtig so.Das ist unser eigens Interesse. Wenn man es böse formulieren würde ... je näher der Kriegsschauplatz, desto anständiger musst du Krieg führen, sonst wird's noch viel teurer.
Zitat:Aber was wenn du den Krieg nicht vermeiden kannst ?! Und Krieg ohne Kollateralschäden ist nicht möglich. Wenn du also so oder so diese Schäden anrichten musst, dann sollte der Kampf so kurz wie möglich sein - gerade um diese Schäden gering zu halten.Ich seh es nicht so, dass wir dort Krieg führen müssen ... ich hab immer die Auffassung vertreten, dass man sichere Zonen schaffen muss. Ich denke diese Idee käme heute noch viel besser an, denn wenn wir die die vor dem Krieg flüchten in ihrem Land versorgen können, wäre das für uns ganz bestimmt besser.
Zitat:Den Kollateralschäden sind im Krieg immer eine Funktion der Zeit - erhöhen sich also je länger der Krieg andauert. Deshalb kommt es so entscheidend darauf an Kriege kurz zu halten und dies geht wiederum nur, indem man: 1 realistische Ziele verfolgt und 2 diese dann mit aller Gewalt rasch durchsetztWann der Krieg vorbei ist, kannst du leider nicht so simpel verbal ausrufen ... das suggerierst du leider immer. Du besiegst die reguläre Armee, es entsteht ein Machtvakuum welches durch die eigentlich Problemverursacher gefüllt wird. Es ist ja nicht nur der Despot der an der Regierung das Problem darstellt, es sind die Vollpfosten a la IS die die Sache mit völlig untauglichen Mittel in eine andere Richtung lenken wollen, genauso schlimm, wenn nicht noch viel übler. Häufig gibt es keine gute Lösung, alle die militärische Stärke haben, sind Drecksäcke.
Zitat:Es geht nicht darum ob man etwas anerkennt oder nicht, es geht darum, dass sie ein Staat sind. Wie man dann da bezeichnet: als Staat, als Quasi-Staat oder als Kleingartenkolonie spielt gar keine Rolle. Real, Faktisch ist der IS ein Staat. Und das ist der entscheidende und in diesem Fall auch unterscheidende Punkt.Ein "Staat" der auf solch extremer Repression (du glaubst das und sonst hauen wir dir die Rübe ab), engstirniger Ideologie und Terror als legitime Aktion gegen unbeteiligte Zivilisten setzt, hat bei mir jede Glaubwürdigkeit verloren.
Zitat:Und exakt aus diesem Grund schrieb ich: ... Die Unterdrückung und das Niederhalten der Zivilbevölkerung ist dann im weiteren nicht mehr unsere Aufgabe sondern die der durch unser Eingreifen obsiegenden einheimischen Regime.Unterdrückung und das Niederhalten ist die Aufgabe des Regimes. :roll: Die unsäglichen Eliten nehmen sich das aus, das würde es wohl eher treffen. Eigentlich sollten sie ja dem Volk dienen, sie haben ja dazu die Gelegenheit in dem sie das Steuergeld sinnvoll unters Volk bringen könnten.
Zitat:Seit 2013 wird in Syrien bombardiert, aber von einem Einsatz westlicher Bodentruppen (abgesehen von Sondereinheiten) spricht man erst seit diesem Jahr.Man gibt immer das ab was man selbst nicht mehr gebrauchen kann, sorry leider ist das so. Meinst du man rüstet die Iraker mit dem aus, was man selbst beschaffen möchte. Ich seh ja viel Positives in den USA, aber da könnten die USA bezüglich Waffenausrüstung an den Irak viel mehr leisten. Aber gut, die USA sind ein gebranntes Kind, wenn die Hälfte des Waffenarsenals in der Vergangenheit einfach zum IS rüber gewandert ist, gibt man dem Irak selbstverständlich nicht mehr die Rosinen.
Aktuell verlegen die USA beispielsweise jede Menge Artillerie in den Irak, und zwar reguläre Rohrartillerie und auch gezogene Haubitzen.
Zitat:Ich versteh dich da schon, keine Sorge. Aber mein Gegenargument ist, dass die einheimischen Bodentruppen sowohl inkompetent wie auch übelst verbrecherisch sind und daher unserer Zielsetzung im Weg stehen können.Der Bodenkrieg ist immer schmutzig, es gibt keine Gerichtsverhandlungen vor Ort. Es wird vom Infanteristen mit all seinen "Gebrechen", Vorurteilen und Maulwurfssicht nach Gutdünken geregelt. Wer da auch von unseren Truppen Objektivität erwartet, ist nichts anderes als naiv. Früher oder später wird man Gräuel und schlimmste Ungerechtigkeiten begehen, das ist unausweichlich. Deshalb ist es wichtig, dass wir davon möglichst die Finger lassen. Es bekämpfen sich ja in der Regel Einheimische, du machst dich entweder bei den einen oder anderen unbeliebt.
Ich find die Lösung mit der Luftunterstützung sehr gut, da kann man lenkend eingreifen, mehr sollte es aber nicht sein. Für mich das Maximum in diesen Konflikten wäre die Verteidigung von Schutzzonen auch mit eigenen Bodentruppen.
Zitat:Auf das Kanonenfutter kommt es aber gerade eben an. Die wichtigen Leute können ohne ihr Kanonenfutter rein gar nichts mehr ausrichten.Das ist nicht so wie im 2.Weltkrieg, wo aus ideologischen Gründen irgendwas gehalten werden muss. Der IS oder Taliban waren immer militärisch unterlegen. Da verliert niemand das Gesicht, Rückzug und Warten ist ein Part dieser Strategie. Der IS wird nie eine grosse Masse an Soldaten wie damals in den Weltkriegen verlieren.
Zitat:Die wichtigen Leute aber könnte man fallweise sogar gezielt schonen, um die später als Verhandlungspartner gewinnen zu können oder wo das nicht geht (wie im Fall des IS) um sie später einfacher erledigen zu können.Das wäre etwa gleich, wie wenn du die RAF damals an den runden Tisch gebeten und mit denen Kompromisse geschlossen hättest. Undenkbar!
Zitat:Der IS hat eine lebendige Wehrkraft von gerade mal um die 30 000 Mann. Diese weitgehend zu vernichten ist sowohl möglich wie sinnvoll. Immer nur die Führungsspitzen des IS aber anzugreifen, ist sowohl zu zeitaufwendig (und Zeit ist Blut) als auch wirkungslos.Das Gegenteil ist doch der Fall, die Elite ist immer das Problem. Radikales Gedankengut gibt es in jeder Bevölkerung, die Elite missbraucht die Dummheit / geringe Bildung dieser Leute. Das Potenzial an Unzufriedenen, religiös Verblendeten, ist in diesen Staaten so gewaltig, da müsstest du ewig Fussvolk eliminieren.
Zitat:Und dies ist im Krieg notwendig, wenn die Umstände es erfordern. Und die Umstände erfordern es, weil wir hier über Jahre hinweg weder realitische Kriegsziele verfolgt haben noch die für diese notwendigen Mittel eingesetzt haben.Das stimmt einfach nicht, wir sind nicht auf der "Pfahlbauerstufe" des 2.Weltkriegs wo man nichts gezielt ausführen konnte. Wir haben heute viel mehr Möglichkeiten.
Zitat:Der Krieg in Syrien könnte seit Jahren vorbei sein und das Leben und die Lebensgrundlagen von Hunderttausenden von Menschen wären nicht zerstört worden. Stattdessen hat man in einem jahrelangen Air-Only Ballett zugesehen wie alles Stück für Stück nachhaltig zerstört wird.die Aussage ist wirklich eine Verdrehung der Tatsachen um 180 Grad. Der ganze jahrzehntelange Quatsch wo man mit Infanterieeinsätzen in der Post-Regulärerem-Kriegseinsatz versucht hat, das Land zu befrieden, ist doch in einem Mass gescheitert, wie es schlimmer nicht sein könnte. Das löst unsere Probleme erst aus. Das Problem würde mit oder ohne uns wahrscheinlich im gleichen Mass bestehen, aber keinesfalls mit uns besser werden.
Zitat:Seitdem ist die Zahl der getöteten Zivilisten, insbesondere der getöteten Kinder und Frauen drastisch gesunken.Nachdem man vorher jede Menge getötet und vertrieben hat. Über in eine Wüste verwandelte Stadt kann man sich eben schnell einigen.
Zitat:Und möglich wurde dies nur durch exakt das Vorgehen welches du hier kritisierst während das Pseudo-Chirurgische Air-Only Ballett der USA und ihrer Verbündeten über Jahre hinweg nichts als Hunderttausende von Toten zurück gelassen hat.Was erzählst du hier für einen Müll, sorry ich muss das sagen. Der Vergleich wäre, wenn sich Bush mit Saddam geeinigt und die Aufständischen bombardiert hätten. Und dafür hättest du noch Applaus gespendet. Dein "Pseudo-Chirurgischer" Ansatz entsteht dadurch, dass man die irakische Bevölkerung schont, oder soll man so die Streubomben in die Häuser werfen, wie es das die Russen tun?! Von diesem Kriegszustand wo die Regierung ums nackte Überleben kämpft, ist man zum Glück im Irak weit entfernt.
Zitat:Ich verstehe ja deine durchaus ehrenwerten Absichten und auch deine Logik. Aber du verstehst die Logik des Krieges umgekehrt nicht. Du baust deine Kausalkette gleich von Beginn weg auf falschen Annahmen auf und daher geht sie in der praktischen Realität nicht auf obwohl sie in sich selbst natürlich vollkommen logisch ist.Ich bau sie nicht falsch auf, ich wiederhol die gleichen Fehler nicht immer wie du das zu tun pflegst. Du vertrittst 1:1 deine Berufsgruppe, ich muss ja das nicht tun, ich kann pragmatisch vorgehen ... man kann auch den Boden mit Computern / Drohnen aller Art ausrüsten. Du bist einfach davon beseelt, dass deine Berufsgruppe in dem Umfeld funktioniert ... und ignorierst die katastrophalen Resultate leider kategorisch, die deine Klientel in der Vergangenheit abgeliefert hat.
Dann lobst du jetzt hier die Russen dass die es richtig machen würden, obwohl die völlig ohne Bodentruppen und nur mit Luftstreitkräften reingehen. Auch das ist doch völlig widersprüchlich. Du solltest nüchtern beurteilen, nicht nach deiner Infanterie-Ideologie.