Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
Quintus Fabius schrieb:Der Aufstand im Irak hätte bis auf ganz kleine unbedeutende Reste besiegt werden können.

Da bin ich mir nicht sicher. Der Schlüssel hätte ohnehin weniger im Besiegen der Reste des Aufstandes als viel eher im effektiven Abbau der Schwächen des Sicherheitsapparats gelegen. Das Konzept Peträus war aber offensichtlich ineffektiv, nicht zuletzt wegen der Illoyalität und Unfähigkeit der Leute vorort.

Zitat:Hier und heute aber stehen wir zunächst mal vor einem Staat als Feind, dem Staat des IS und damit vor einem ganz anderen Szenario.

Das Problem mit dem IS ist nicht ursächlich der staatliche Anstrich. Aber das weisst Du sicher selbst. Man hätte die Ideologie insgesamt ganzheitlicher angehen müssen, damit es gar nicht soweit kommt und soviele Nachahmer und Sympathisanten in aller Welt anzieht wie das Licht die Motten. Diese Ideologie bekämpft man nicht effektiv im "sunnitischen Dreieck", während man sie in Brüssel, Tashkent, Paris, Tunis, usw. ignoriert. Es ist nicht damit getan, dort den IS unter den militärischen Horizont zu drücken, wie Du immer zu sagen pflegst. Da fängt der Fehler für mich schon an.

Es wird nicht lange dauern, dann verlegen die das Kampfgebiet einfach woanders hin. An andere Hotspots. Vielleicht nach Europa, den Kaukasus, Libyen, Jemen, Nigeria oder Afghanistan. Alle Staaten mit Schwächen bei der inneren Sicherheit können potentiell ins Straucheln geraten. Das ist kein exklusives Problem des Irak oder Syriens, auch wenn die Schwäche dort in herausragender Weise augeprägt ist.

Konfliktpotential und regionale Machtvakuums (Plural?) gibt es auch anderenorts. Ein wie auch immer gearteter Aufstand gegen die Regierungen in Damaskus und Bagdad hätte ohne den maßgeblichen Einfluss der Radikalislamisten sich schlicht als Aufstand bestimmter benachteiligter Stämme gezeigt. Gänzlich gleich auf welchem militärischen Level hätte es alleine dadurch einen anderen Impuls und eine andere Dynamik gehabt, mit erheblich geringerer humanitärer Tragik. Es hätte in der Sache zu Verhandlungslösungen und Kompromissen kommen können, etwa für gewisse Mitsprachen, Förderprogrammen, etc.. Also weltliche Ziele mit realen Verhandlungsmassen. Auf der ideologischen Basis der Absolutheit der Salafiya gibt es aber keinen Verhandlungspielraum, sondern nur die grundlegend existenzielle Ebene. Da ist die Prognose für den weiteren Verlauf per se denkbar schlecht

Ich möchte daher noch einmal einwerfen, dass die Kernproblematik für mich hier vor allem die konkrete Ideologie ist. Die Kämpfer von IS und Nusra sind auch nicht wieder resozialisierbar. Also was macht man mit denen? Darüber hinaus ist es erschreckend, dass offensichtlich das Potential der Salafiya für gewisse Eliten dieser Welt derart interessant ist, dass man mit ihr arbeitet um dieses Potential für Synergieeffekte zu nutzen. Wie geht man damit um? In der Konsequenz sind wir bei der Lösungsfindung mit einer auf das "IS-Staatsgebiet" beschränkten Militäroperation, geschweige denn einer Air-Only Strategie, schlecht beraten. Aber es gibt ja auch andere, klassischere, Partisanen auf die einige der aufgezeigten Strategien sicherlich sinnvoll anwendbar wären.
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[Kein Betreff] - von Holger - 23.01.2004, 11:13

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