22.04.2016, 10:13
Das größte Problem scheint immer noch die Software zu sein:
marcoB:
Roboter für verschiedene Aufgaben sind etwas ganz anderes als ein Mehrzweck-Kampfflugzeug. Auch hier und heute gibt es Mehrzweckkampfflugzeuge, also Systeme welche verschiedene Aufgaben gleichzeitig erfüllen. Der Umstand dass sich Mehrzweck-Kampfflugzeuge überall durchgesetzt haben gegenüber den Spezialisten zeigt klar auf, dass hier die Unterschiede zwischen den Aufgaben nicht so groß sind wie in dem von dir zitierten Beispiel der Fertigungsroboter. Selbst im Zweiten Weltkrieg schon gab es Jagdbomber welche zwei Themenfelder bearbeiteten.
Zu deinem Kriegszeiten-Argument: im modernen größeren Krieg sind heute keine technischen Revolutionen mehr möglich. Dafür ist die Technik zu komplex, dass ganze zu teuer und die zwingend notwendige Entwicklungszeit zu lang. Bevor man hier ein revolutionäres System beschaffen könnte, wäre der Krieg immer schon vorbei. Und die Mittel und die Arbeitskraft muss man zwingend für andere Bereiche einsetzen. Es ist heute technisch eben nicht mehr möglich, ein solch komplexes Waffensystem in Kriegszeiten ausreichend schnell in relevanter Stückzahl herzustellen.
Damit ist das eben kein Argument. Selbst viel weniger anspruchsvolle Legacy Flieger wie der Eurofighter haben eine immense Zeit gebraucht um auch nur teilweise Einsatzbereit zu werden.
Was man den Amis mit der F-35 also vorwerfen kann ist, dass ihre Pläne zu ehrgeizig waren was den Zeitrahmen angeht und dass ihre Hybris und Technikgläubigkeit sie nach Lösungen streben lassen, welche nicht in den angedachten Zeiträumen realisiert werden können. Das ist ein Erbe der Jahre 1995 bis 2000, in denen man glaubte einfach alles technisch in kurzer Zeit revolutionieren zu können.
Ein Musterbeispiel dass der gleichen Kultur entsprungen ist, wäre dass FCS Programm der US Army, welches ja dann eingestellt wurde. Mit dem Ergebnis dass die US Streitkräfte immer noch mit M1 Abrams und Bradley herumgurken, mit denen sie schon 1991 Krieg geführt haben.
Solche Versuche an neuartigen Waffensystemen können sich aber dann im Krieg später auszahlen. Natürlich kann es ebenso gut scheitern, aber es kann auch erhebliche Vorteile bringen. Diese erkauft man eben mit einem gewissen technischen Risiko. Die USA haben nun das technische Risiko der F-35 meiner Meinung nach unterschätzt. Aber meiner Ansicht nach kann man dieses Flugzeug einsatzfähig kriegen, dass ist nicht primär eine Frage des Geldes, sondern des notwendigen Drucks: man müsste einfach den Druck hier drastisch erhöhen.
Ein Konzern dessen einziges Bestreben die Gewinnmaximierung ist, lässt sich naturgemäß immer so viel Zeit wie er kann - also wie man ihm erlaubt. Den Zeit ist Geld und so steigt sein Gewinn. Würde es den Verantwortlichen an Leib und Leben gehen, wäre sehr viel in sehr viel kürzerer Zeit möglich. In einer marktkonformen Plutokratie wie den USA ist eine solche Lösung aber naturgemäß nicht möglich.
Und man hat ja auch noch etwas Zeit: den hier und heute müssen diese 1500 Flugzeuge eben noch nicht zwingend da sein. Das konnte man vorher so aber ja auch noch nicht wissen und es ist einfach nur Glück, dass wir uns auch heute noch diese Lücke leisten können. In die Zukunft gedacht aber läuft hier der NATO als ganzes die Zeit davon. Deshalb muss diese Goldrandlösung F-35 eben mit allen Mitteln fertig gestellt werden. Je schneller dies gelingt, desto höher die Wahrscheinlichkeit dass dieser Jagdbomber ein Erfolg wird. Sollte es aber weiter so vor sich hin klüngeln, dann erhöht dies die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns (im Sinne der Zielsetzung) drastisch.
Und da man heute in Kriegszeiten eben nicht mehr hochrüsten kann, muss man dies zwingend vor dem Krieg tun. Den die einzige Gewissheit die man hat ist: dass der Krieg kommen wird. Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann. Deshalb kommt alles auf eine möglichst starke Rüstung vor Kriegsbeginn an, dass gilt für alle Länder.
Eine verantwortungsvolle deutsche Sicherheitspolitik sollte daher die USA in diesem Bereich unterstützen: 1 durch die eigene massive Aufrüstung in allen Bereichen 2 durch eine drastisch Erhöhung der Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte 3 durch eine deutliche Re-Militarisierung der Gesellschaft von oben (insbesondere auch durch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht) - und 4 durch einen Einstieg in das F-35 Programm als Ersatz für den Tornado.
Zitat:Auf diesmal insgesamt 48 Seiten listet Gilmore eine ganze Reihe von Mängeln auf. So sind alle F-35-Versionen immer noch bei den Lastvielfachen eingeschränkt, so lange der Tank voll ist. Bei bestimmten Flugmanövern könnte es nämlich sonst zu einem fatalen Überdruck im System kommen. Ein weiterer Punkt ist die Überhitzung der Waffenschächte am Boden bei Außentemperaturen über 32 Grad Celsius und bei hohen Fluggeschwindigkeiten in niedrigen Flughöhen. Dann müssen die Klappen alle zehn Minuten kurz geöffnet werden, was sich mit Stealth-Eigenschaften natürlich nicht vereinbaren lässt.
Die Stabilität der Software ist weiterhin ein großes Thema. Problematisch ist unter anderem eine Asynchronität zwischen den Zentralrechnern und den Inputs der zahlreichen Sensoren. Das System wird dann „verstopft“, und es kommt zu Abstürzen. Die passieren auch bei den neuen Softwareversionen 3i und 3F etwa alle vier Stunden – doppelt so häufig wie bei aktuellen Einsatzmustern. Ein Sorgenkind bleibt die Wartungssoftware ALIS, die zahllose Daten des Flugzeugs verarbeitet und offenbar schon bei eigentlich unbedeutenden Diskrepanzen den Jet für nicht flugklar erklärt. Mit Software haben auch die Verzögerungen bei der Verification Simulation (VSim) zu tun. Sie wird für die komplexen Waffensimulationen benötigt, welche sich real kaum durchführen lassen.
marcoB:
Roboter für verschiedene Aufgaben sind etwas ganz anderes als ein Mehrzweck-Kampfflugzeug. Auch hier und heute gibt es Mehrzweckkampfflugzeuge, also Systeme welche verschiedene Aufgaben gleichzeitig erfüllen. Der Umstand dass sich Mehrzweck-Kampfflugzeuge überall durchgesetzt haben gegenüber den Spezialisten zeigt klar auf, dass hier die Unterschiede zwischen den Aufgaben nicht so groß sind wie in dem von dir zitierten Beispiel der Fertigungsroboter. Selbst im Zweiten Weltkrieg schon gab es Jagdbomber welche zwei Themenfelder bearbeiteten.
Zu deinem Kriegszeiten-Argument: im modernen größeren Krieg sind heute keine technischen Revolutionen mehr möglich. Dafür ist die Technik zu komplex, dass ganze zu teuer und die zwingend notwendige Entwicklungszeit zu lang. Bevor man hier ein revolutionäres System beschaffen könnte, wäre der Krieg immer schon vorbei. Und die Mittel und die Arbeitskraft muss man zwingend für andere Bereiche einsetzen. Es ist heute technisch eben nicht mehr möglich, ein solch komplexes Waffensystem in Kriegszeiten ausreichend schnell in relevanter Stückzahl herzustellen.
Damit ist das eben kein Argument. Selbst viel weniger anspruchsvolle Legacy Flieger wie der Eurofighter haben eine immense Zeit gebraucht um auch nur teilweise Einsatzbereit zu werden.
Was man den Amis mit der F-35 also vorwerfen kann ist, dass ihre Pläne zu ehrgeizig waren was den Zeitrahmen angeht und dass ihre Hybris und Technikgläubigkeit sie nach Lösungen streben lassen, welche nicht in den angedachten Zeiträumen realisiert werden können. Das ist ein Erbe der Jahre 1995 bis 2000, in denen man glaubte einfach alles technisch in kurzer Zeit revolutionieren zu können.
Ein Musterbeispiel dass der gleichen Kultur entsprungen ist, wäre dass FCS Programm der US Army, welches ja dann eingestellt wurde. Mit dem Ergebnis dass die US Streitkräfte immer noch mit M1 Abrams und Bradley herumgurken, mit denen sie schon 1991 Krieg geführt haben.
Solche Versuche an neuartigen Waffensystemen können sich aber dann im Krieg später auszahlen. Natürlich kann es ebenso gut scheitern, aber es kann auch erhebliche Vorteile bringen. Diese erkauft man eben mit einem gewissen technischen Risiko. Die USA haben nun das technische Risiko der F-35 meiner Meinung nach unterschätzt. Aber meiner Ansicht nach kann man dieses Flugzeug einsatzfähig kriegen, dass ist nicht primär eine Frage des Geldes, sondern des notwendigen Drucks: man müsste einfach den Druck hier drastisch erhöhen.
Ein Konzern dessen einziges Bestreben die Gewinnmaximierung ist, lässt sich naturgemäß immer so viel Zeit wie er kann - also wie man ihm erlaubt. Den Zeit ist Geld und so steigt sein Gewinn. Würde es den Verantwortlichen an Leib und Leben gehen, wäre sehr viel in sehr viel kürzerer Zeit möglich. In einer marktkonformen Plutokratie wie den USA ist eine solche Lösung aber naturgemäß nicht möglich.
Und man hat ja auch noch etwas Zeit: den hier und heute müssen diese 1500 Flugzeuge eben noch nicht zwingend da sein. Das konnte man vorher so aber ja auch noch nicht wissen und es ist einfach nur Glück, dass wir uns auch heute noch diese Lücke leisten können. In die Zukunft gedacht aber läuft hier der NATO als ganzes die Zeit davon. Deshalb muss diese Goldrandlösung F-35 eben mit allen Mitteln fertig gestellt werden. Je schneller dies gelingt, desto höher die Wahrscheinlichkeit dass dieser Jagdbomber ein Erfolg wird. Sollte es aber weiter so vor sich hin klüngeln, dann erhöht dies die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns (im Sinne der Zielsetzung) drastisch.
Und da man heute in Kriegszeiten eben nicht mehr hochrüsten kann, muss man dies zwingend vor dem Krieg tun. Den die einzige Gewissheit die man hat ist: dass der Krieg kommen wird. Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann. Deshalb kommt alles auf eine möglichst starke Rüstung vor Kriegsbeginn an, dass gilt für alle Länder.
Eine verantwortungsvolle deutsche Sicherheitspolitik sollte daher die USA in diesem Bereich unterstützen: 1 durch die eigene massive Aufrüstung in allen Bereichen 2 durch eine drastisch Erhöhung der Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte 3 durch eine deutliche Re-Militarisierung der Gesellschaft von oben (insbesondere auch durch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht) - und 4 durch einen Einstieg in das F-35 Programm als Ersatz für den Tornado.