15.06.2016, 20:12
Zitat: Und umgekehrt haben die Russen und Chinesen eine sehr starke organische Luftabwehr in ihren Verbänden. Weshalb gerade eben umgekehrt unsere Kampfhubschrauber nicht mehr so viel Sinn ergeben.
Ein möglicher Gegner fürchtet also offenbar eines unserer Waffensysteme und ergreift aufwändige Maßnahmen, um es zu neutralisieren. Das spricht eher für die Wirksamkeit des Waffensystems als dagegen, schließlich lässt sich jedes Waffensystem kontern.
Zitat: Tatsächlich ist dem nicht so. Der Rotor erzeugt einfach eine immens gut aufklärbare Signatur. Die ist einfach viel größer als die eines Trupps oder eines kleinen Technicals / Waffenträger der entsprechende Tarnmittel (Netze gegen IR und Radaraufklärung etc verwendet.
Wenn amerikanische Hubschrauber eine ganze Kommandoeinheit unerkannt durch den Luftraum einer kriegsbereiten Atommacht transportieren können, dürfte die Aufklärung eines auf Baumwipfel-Höhe schwebenden Helis vielleicht doch nicht ganz so einfach sein. Selbst dann gilt allerdings: Wer weiter schießen kann ist klar im Vorteil.
Zitat: Eine feste Verteidigung eines Ortes führt im modernen Krieg aufgrund der heute verfügbaren Feuerkraft in einem ernsthaften Krieg schlicht und einfach nur zur Vernichtung des Verteidigers.
Vor exakt 100 Jahren war das die These von General Haig. Das Resultat war der blutigste Tag in der Geschichte der britischen Armee. Feuerkraft allein kann die Lösung nicht sein, nicht gegen einen gut verschanzten, einigermaßen symmetrischen Gegner mit offenen Nachschublinien.
Zitat: Darüber hinaus fehlt schlicht und einfach auch die notwendige Quantität. Die gesamte Kampftruppe der Bundeswehr wäre beispielsweise nicht in der Lage, eine Gebirgskette wie du es schreibst in Form einer Front zu verteidigen.
Du hast meine Definition von Front nicht verstanden. Eine Front entsteht für mich immer da, wo gekämpft wird. Es ist für mich ein Synonym für "Kampfschauplatz", "Schlachtort" oder "Kampflinie". Ich benenne jeden Punkt, an dem gekämpft wird, als Front. Diese Punkte können zusammenhängen oder auch nicht, völlig egal, das ist eh ständig von den geographischen und materiellen Zuständen abhängig.
Zitat: Aber nehmen wir mal an, der Gegner nimmt irgendeine Verengung, Stadt, was auch immer und positioniert sich dort mit seinen Truppen. Das bedeutet angesichts der heutigen Truppenstärken schlicht und einfach, dass er damit jede Menge anderes Terrain entblösst in welches wir vorstoßen können. Es macht daher gar keinen Sinn eine solche "Front" (in deinem Sinne) anzugreifen und ist viel sinnvoller, sie zunächst einfach zu umgehen und abzuschneiden und an anderer Stelle anzugreifen wo der Gegner keine oder nur wenige / schwächere Truppen hat.
Falls die Geographie es dir gestattet, diesen Ort zu umgehen. Du arbeitest ja nicht auf einer völlig Planen Simulator-Karte, sondern du hast es mit mehr oder weniger eng umrissenen geographischen Räumen zu tun, begrenzt nicht zuletzt durch Ozeane und politische Grenzen. Zudem gibt dir die Geographie ziemlich oft vor, wie du versuchen kannst, eine Stellung zu umgehen - was ein Gegner, der eine Karte lesen kann, vermutlich auch realisieren wird.Wenn du z.B. von Jütland aus kommend Hamburg einnehmen willst, musst du entweder den Nord-Ostsee-Kanal überqueren, oder du kannst den Landweg vergessen. Wenn die Chinesen und die Inder aneinander geraten, geht das für die Heere nur entlang des Himalaya. Wenn Pakistan und Indien aufeinander losgehen, ist der Indus immer für eine der beiden Seiten "im Weg". Für beide Koreas führt der Weg der Heereseinheiten durch die DMZ.
Zitat: In einem modernen symmetrischen Krieg ist ständige Bewegung und Beweglichkeit viel relevanter als der Kampf um feste Plätze und an die Stelle einer "Front" in deinem Sinne tritt eine Art Fließen und der Kampf um die Räume geringer Truppendichte.
Wie schon gesagt, Front ist für mich der Ort, an dem Kampfhandlungen stattfinden, egal ob im Belagerungskrieg, Bewegungskrieg, Stellungskrieg, Partinansenkrieg...
Zitat: Assymetrischen Kämpfern fehlt üblicherweise die gerade für PALR notwendige anspruchsvolle Ausbildung sowie die notwendige moderne Ausrüstung und meist auch die Quantität.
1. Bloß weil sie asymmetrisch vorgehen (müssen) fehlt es dem Gegner noch nicht zwangsläufig an der Ausbildung, es können durchaus (ehemals) reguläre Armeeeinheiten sein.
2. Wenn man keine PALAR haben kann oder keine bedienen kann, dann nimmt man eben Minen. Oder man sprengt die Brücken, auf denen die Panzer fahren. Oder die Gleise, auf denen sie gefahren werden. Man greift ihren Nachschub an, die Quartiere ihrer Besatzungen.
Zitat:
Die israelische Armee setzte um die 30 000 Soldaten ein. Die israelische Luftwaffe flog um die 15 000 Kampfeinsätze! Es wurden mehrere Panzer-Bataillone von den Israelis eingesetzt. Jedes davon würde einem Äquivalent von 1500 PALR des modernsten Typs entsprechen. Die israelische Armee feuerte insgesamt um die 100 000 Kampfpanzer und Artillerie-Geschosse ab, darunter fast den gesamten Vorrat an Nebelmunition einschließlich aller Fabrikbestände
Die Feuerkraft der Israelis hat also den Tag schon mal nicht gerettet, sonst wär der Kampf nach zwei Stunden vorbei gewesen.
Zitat: weshalb Nightwacht in diesem Punkt meiner Ansicht nach durchaus Recht hat, dass assymetrische Gegner gegen Kampfpanzer mit Hardkillsystemen welche durch Artillerie unterstützt werden in Zukunft einen sehr schweren Stand haben werden. Die im Libanon gezeigte hybride Kriegsführung mit Bunkern und ausgebauten Stellungssystemen wird auf jeden Fall nicht mehr funktionieren und führt ebenso zur Vernichtung wie im symmetrischen Krieg.
Die Zahal brauchte also 30.000 Mann, absolute Luft-und Seeüberlegenheit und tagelange Angriffe, um eine schwache, deiner Meinung nach schlecht ausgebildete und nicht eben brillant geführte Brigade leichter Infanterie in einem vollkommen klassischen mechanisierten Vorstoß aus ihren Stellungen zu vertreiben. Toll.Wieso habe ich nur das Gefühl, das bei einem symmetrischen Aufeinandertreffen die Sache für die Israelis nicht gerade besser abgelaufen wäre? Könnte es daran liegen, dass ein symmetrischer Gegner die Luftwaffe und die Marine schon mal aus der Rechnung herausgenommen hätte, das israelische Artilleriefeuer sofort von feindlicher Artillerie beantwortet worden wäre und der Feind tatsächlich die Reserven gehabt hätte, um an einigen Stellen selbst zum Angriff vorzugehen oder wenigstens verlorene Stellungen im Gegenstoß zu nehmen?