18.12.2016, 12:41
@Nightwatch
Im Falle eines Sieges der Rebellen würden sich sicher die islamistischen Tendenzen verfestigen (es mag zwar auch hier noch Reste von Nichtislamisten geben, aber diese sind derart am Ende, dass man wohl kaum eine größere Durchsetzungsfähigkeit ihnen unterstellen darf), was den Alltag zu einer Bürde machen und dem religiösen Wahn Bahn brechen dürfte.
Bliebe also die Frage, ob es unter Regimekontrolle besser wäre? Genau genommen gibt es zwei Optionen:
1.) In gewisser Weise ja, die Assad-Clique - egal ob Vater oder Sohn - und die Baath, die sich selbst als säkular definiert, haben bislang immer einen gewissen Grad der religiösen Toleranz gewährleistet. Wenn sich das Regime, bei allem Chaos, an diese Tugend erinnert bzw. sich diese überhaupt erlauben kann und will, dann könnte man die Hoffnung haben, dass es einen halbwegs gesitteten Aufbau mit einem ebenso halbwegs normalen Alltag geben kann.
2.) In gewisser Weise nein. Sollte dem Fall einer jeden größeren Rebellenhochburg ein Strafgericht folgen, so wäre die Folge eine jahrelange Repression. Und die bisherigen Reaktionen des Regimes zeigen in diese Richtung. Die Ereignisse in der Vergangenheit (1980er Jahre) bis hin zum aktuellen Wüten der Sicherheitsdienste (s. Caesar Report) indessen lassen leider zudem Schlimmes befürchten, ja sie stellen eine Kontinuität dar. Zumindest zeigen sich keine Ansätze für einen Wandel bei der Führung. Insofern kann sehr gut sein, dass nach dem Bombenterror und dem religiösen Terror der eigentliche Terror der Staatsorgane erst beginnt.
@hunter1
Schneemann.
Zitat:Wurde nicht langsam mal genug gestorben? Ich glaube den allermeisten Menschen ist es dort mittlerweile völlig egal wer da seine Fahne aufrichten kann, solange sie nur in Ruhe gelassen und ihr Leben wieder zusammenklauben können.Dass die Menschen vor Ort - egal nun in welchem (Aleppo ist ja faktisch beinahe erobert) - quasi nur ihr Leben wieder normal leben wollen und ein Ende des Dramas sich wünschen, steht sicher außerhalb einer jeden Frage. Die Frage, die bleibt, ist aber jene, ob überhaupt wer, egal wer nun siegen mag, dieses normale Leben wieder gestatten würde bzw. will (ja, ob er es sich selbst erlauben möchte).
Wie viele Kriegsjahre braucht es denn noch bis man sich damit abfindet, dass zuviele Menschen dort einfach keine Veranlassung sehen Assad gegen Islamisten einzutauschen?
Im Falle eines Sieges der Rebellen würden sich sicher die islamistischen Tendenzen verfestigen (es mag zwar auch hier noch Reste von Nichtislamisten geben, aber diese sind derart am Ende, dass man wohl kaum eine größere Durchsetzungsfähigkeit ihnen unterstellen darf), was den Alltag zu einer Bürde machen und dem religiösen Wahn Bahn brechen dürfte.
Bliebe also die Frage, ob es unter Regimekontrolle besser wäre? Genau genommen gibt es zwei Optionen:
1.) In gewisser Weise ja, die Assad-Clique - egal ob Vater oder Sohn - und die Baath, die sich selbst als säkular definiert, haben bislang immer einen gewissen Grad der religiösen Toleranz gewährleistet. Wenn sich das Regime, bei allem Chaos, an diese Tugend erinnert bzw. sich diese überhaupt erlauben kann und will, dann könnte man die Hoffnung haben, dass es einen halbwegs gesitteten Aufbau mit einem ebenso halbwegs normalen Alltag geben kann.
2.) In gewisser Weise nein. Sollte dem Fall einer jeden größeren Rebellenhochburg ein Strafgericht folgen, so wäre die Folge eine jahrelange Repression. Und die bisherigen Reaktionen des Regimes zeigen in diese Richtung. Die Ereignisse in der Vergangenheit (1980er Jahre) bis hin zum aktuellen Wüten der Sicherheitsdienste (s. Caesar Report) indessen lassen leider zudem Schlimmes befürchten, ja sie stellen eine Kontinuität dar. Zumindest zeigen sich keine Ansätze für einen Wandel bei der Führung. Insofern kann sehr gut sein, dass nach dem Bombenterror und dem religiösen Terror der eigentliche Terror der Staatsorgane erst beginnt.
@hunter1
Zitat:Eine Besetzung durch UNO-Truppen wäre das sinnvollste, aber das bleibt wohl Wunschdenken.Es mag sein, dass die UNO in Korea (s. oben) nicht völlig versagt haben. Aber dies ist 60 Jahre her, und ein aktueller UN-Einsatz in Syrien zöge noch mehr Wirrwarr nach sich, geschweige denn könnten die Blauhelme, die oftmals Inkompetenz, Unverständnis für die lokalen Begebenheiten und Korruption mitbringen, weder das Assad-Regime als teilweisen Ordnungsfaktor ersetzen noch die Rebellen alle befrieden. Im Gegenteil: Die Blauhelme, und ich will nun nicht unterstellen, dass nur Afrikaner oder Indonesier zum Einsatz kommen, würden in einen versumpfenden Endloskrieg verstrickt, den sie kaum verstehen und wo sich irgendwann doch wieder Chaos ausbreitet. Am Ende stünden vermutlich zurückgelassene Fahrzeuge, eine demoralisierte und blamierte Weltorganisation, einige schwer bewachte und mit Flüchtlingen überfüllte UN-Reduite und ein zersplittertes Land, von dem 70% als "failed state"-Zonen gelten und wo die Cholera wütet...
Schneemann.