27.12.2016, 14:27
Zitat:Weil ich der Meinung bin, dass die Verbesserung der Leistungsfähigkeit im Bereich Lagebilderstellung und Fernaufklärung (bessere ECCM-Fähigkeiten, höhere Genauigkeit und Reichweite, variable Anpassbarkeit, höhere Daten- und Rechenleistung mit entsprechend stärkeren Analysergebnissen gegen Ziele mit geringem RCS) gerade mit Blick auf die sich in den letzten zwanzig Jahren veränderten potenziellen Angreifer und deren Technologie die Anschaffung rechtfertigt, vor allem, weil sich dies auch bei den Primäraufgaben der Schiffe bemerkbar macht.Die BMD Befähigung steigert die Leistungsfähigkeit in den skizzierten Bereichen doch größtenteils überhaupt nicht. Und wenn doch dann gibt es an dieser Stelle wesentlich sinnvollere Kampfwertsteigerungen als die BMD Befähigung.
Tatsächlich könnte man argumentieren, dass eine BMD Befähigung den Kernaufgaben des Schiffstyps zuwiderläuft.
Und unabhängig davon, hat sich die Bedrohungslage denn überhaupt gravierend geändert? Basierend auf der Konzeption der Klasse und das vorausgesehene Einsatzkonzept sehe ich eher eine deutliche Verringerung der Bedrohungslage unter quantitativen Gesichtspunkten. Und wie schon angerissen – zur Bekämpfung wirklich moderner AShMs ist die Befähigung zur strategischen Raketenabwehr nicht wirklich zielführend.
Zitat:Und es ist nicht naiv anzunehmen, dass eine "isolationistische Administration" Entscheidungen ohne Relevanz für die eigene unmittelbare Sicherheit in Abhängigkeit von den Beschaffungs- oder Modernisierungsmaßnahmen anderer Nationen trifft? Oder dass eben diese Administration die eigene Sicherheit wiederum von den Fähigkeiten anderer Nationen abhängig macht? Ich bin ehrlich gespannt, wie diese vermeintlich "isolationistische Administration" letztlich tatsächlich auftreten werden, bis dahin bleibe ich bei meiner Einschätzung.
Inwieweit beeinflusst es die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten negativ, wenn die US Navy keine BMD Fähigkeiten mehr in Europa zu Verfügung stellt, diese demzufolge von europäischen Einheiten abgedeckt werden und die freiwerdenden Kapazitäten dort eingesetzt werden, wo im amerikanischen Sicherheitsplan tatsächliche Lücken existieren?
Oder anders formuliert, wer meint, dass die USA unter Trump schön weiterhin für lau die Kohlen aus dem Feuer holt, wenn von UCC über Navy bis Kongress jeder nach mehr BMD an anderer Stelle schreit, wird sich noch umsehen.
Um das mal in Zahlen auszudrücken: Nach dem letzten (bekannten) Force Structure Assessment der USN taxieren sie ihren Bedarf auf 40 BMD fähige Einheiten. Die setzen sich wie folgt zusammen: 4 für FDNF Europe, 9 für FDNF Japan (im Krieg auch nur CSG5 on steroids) und 27 für die Trägergruppen.
Der tatsächliche Bedarf wie er auf Theaterebene erfasst wurde liegt für FY16 derweil bei luftigen 77 Einheiten. Woher der Unterschied? 77 Einheiten wäre für eine umfassende Verteidigung landgestützter Assets von Nöten. Die Navy hat diese (utopische) Zahl nach Order des SecDef schon zusammengeschmolzen (sprich seegestützte Verteidigung irgendwelcher Assets an Land is nich), aber das reicht trotzdem nicht. Den aktuell hat man vielleicht 35 BMD befähigte Schiffe.
Die neue Administration wird dazu ihre ganz eigenen Ideen haben.
Zitat:Wenn du es als die beste Variante betrachtest, dass die europäischen Nationen die gemeinsame Anschaffung von mehreren amerikanischen Kreuzern, deren Anpassung an die Fähigkeiten und den Betrieb beschließen, betrachte ich es als beste Variante, dass kurzfristig gemeinsam der Ausbau der BMD-Fähigkeiten bei den dafür tauglichen Einheiten beschlossen wird. Ich sehe da keinen Unterschied im zeitlichen Horizont. Realistisch ist natürlich beides nicht, das sollte eigentlich klar sein.
Das mein Ansatz mit den Ticos nicht umgesetzt wird versteht sich von selbst. Das ist allerdings nicht der Punt. Vielmehr wies ich darauf hin, dass eine paneuropäisches BMD Befähigung mit mehr als einem halben Dutzend nationalen Einzelfalllösungen wahrscheinlich nicht mal langfristig beherrschbar sind.
Hier davon zu sprechen, dass keine Unterschiede im zeitlichen Horizont erkennbar wären blendet sehr bewusst so ziemlich jedes größere Europäische Rüstungsprojekt der letzten Jahrzehnte aus und ignoriert gekonnt Zustand und Prioritäten der einzelnen nationalen Marinen und Verteidigungshaushalten.
Mein Ansatz entzieht sich diesen klassischen Problemkonstellationen in dem ich bewusst auf eine neue, transatlantische Lösung setzt bei der Europa lediglich auf einen bereits weitgehend problemfrei laufenden Evolutionsprozess aufspringt. Das ist allemal beherrschbarer als ‚die Mitgliedstaaten basteln nach Gutdünken und Kassenlage bis sonstwann an BMD für Schiffe die im Ernstfall eh anderweitig geblockt sind und bis das was wird machst eh der Ami‘.
Zitat:Davon abgesehen sind allerdings zeitlich voneinander unabhängige Entscheidungen zur Modifikation bestehendeer Einheiten keine größere Flickschusterei als die Abhängigkeit der USN von jährlichen Haushaltsbeschlüssen, gerade wenn es um Fähigkeitsanpassungen geht. Wieso auch, es handelt sich schließlich um sehr ähnliche Voraussetzungen: die technische Komponente folgt jeweils einem identischen Rahmen, nur die administrativen Vorgaben werden nicht gemeinsam getroffen. Ganz sicher kein Idealzustand, aber eben hier genauso wie drüben in dem Punkt normale Realität.
Anders sähe das aus, wenn es um Anpassungen ginge, die tatsächlich auch technisch individuell durchgeführt werden müssten. Das wäre tatsächlich Flickschusterei, aber das ist ja bei den BMD-Komponenten nicht notwendig.
Die Realitäten drüben sind auch das Problem der Herren drüben. Für uns entscheidend hüben ankommt. Mit deinem Ansatz: Von uns erst mal die nächste Dekade wenig bis nichts und von drüben aufgrund der gegebenen politischen Konstellation eher weniger als jetzt.
Kein Idealzustand ist da noch eine höfliche Formulierung.
Zitat:Demnach würden nur die festen Stationen "ehrlich" agieren, während das Einsatzkonzept der USN unehrlich wäre. Denn das basiert eben genau darauf, dass die BMD über die breite Dislozierung der Einheiten ein entsprechend engmaschiges Netz sicherstellt, in dem zusätzliche Missionen nur da notwendig sind, wo es keine reguläre Abdeckung gibt. Genau aus dem Grund wird die BMD bei der USN auch als Flächenfähigkeit in die Flotte integriert, und nicht als Individualfähigkeit vereinzelter Einheiten, und genau deshalb plädiere ich dafür, dass Europa neben einer Einführung bei bestehenden Einheiten eben auch durch die Erweiterung der Kapazitäten (neue Flaggenstöcke) alle möglichen Einsatzräume und -aufgaben abdecken kann.
Du vermischt Operationsebenen und ziehst daraus falsche Schlüsse.
‚Breite Dislozierung‘ beschreibt bei der global agierenden US Navy zuallerst das Deployment der BMD Assets in allen relevanten Theaters. Man zielt darauf ab global genügend BMD Fähigkeit vorzuhalten um amerikanische Interessen regional vor Ort schützen zu können. Praktische Tatsache dabei – es gibt nicht genügend BMD Schiffe und der Bedarf im Pazifik wächst rasant. Politisches Konsequenz daraus – man wird sich unter Trump sehr genau anschauen wo man sich überall verzettelt. Das die neue US Administration die Bedrohung Europas durch Russland hier über chinesische Machtinteressen im Pazifik stellt, ist eher nicht zu erwarten (siehe oben).
Die entscheidende Frage ist allerdings, wie sich der Einsatz BMD fähiger Einheiten in Abhängigkeit vom spezifischen BMD Missionsprofil im Theater gestaltet und wieweit das Einsatzkonzept der US Navy überhaupt auf einen strategischen europäischen Raketenabwehrverband zu übertragen ist. Hier lohnt es sich genauer hinzusehen.
Der primäre Kampfverband der US Navy ist (und bleibt) die Flugzeugträgergruppe. Sie ist das Hauptwerkzeug im strategischen wie operativen Kontext, um sie herum konzentrieren sich alle relevanten Fähigkeiten und Assets. Was BMD angeht heißt das, BMD ist zuallererst einmal integraler Bestandteil des Schutzkonzeptes der Verbandsraketenabwehr der Trägergruppen. Im Vordergrund und Fokus steht nach wie vor der Verbandsschutz, strategische BMD unabhängig von der Verbandsverteidigung steht ganz am Anfang. Gleiches gilt in diesem Zusammenhang für die seegestützte Verteidigung von Basen und Einrichtungen an Land.
Ein ‚engmaschiges Netz‘ das irgendwie für möglichst breite (theaterweite) Abdeckung sorgt und wo nötig noch durch zusätzliche BMD Assets ergänzt wird, existiert in diesem Sinne praktisch nicht und wird auch in der Zukunft so nicht existieren. Man macht schnell den Fehler und übergeht Relationen im Einsatzraum und tatsächlich verfügbare Hardware. Sprich, die Weltmeere sind groß, die effektive Wirkradius der SM-3 Block 1b vergleichsweise gering und die Zahl der gebauten/einsetzbaren Effektoren überschaubar.
Recht viel mehr als ein ‚wir teilen den bestehenden Verbänden BMD Assets zu‘ ist da bei globaler Aufstellung auf viele Jahre hinaus nicht drin. Sicher, irgendwann in der nächsten Dekade wird sich das ändern, wenn mehr und mehr BMD Schiffe zulaufen und vor allen Dingen der deutlich leistungsfähigere Block IIa in relevanten Stückzahlen zu Verfügung steht.
Es wird dann sehr spannend sein zu beobachten, inwieweit die US Navy hier neue Strukturen zur wirklich strategischen, theaterweiten Raketenabwehr einführen wird. Fiskalpolitische Realitäten werden dem sicher enge Grenzen setzen, aber nach der reinen Lehre wird man um dezidierte BMD Groups mit SM-3BlockIIa und zusätzlich auch speziellen Radarschiffen nicht herumkommen. Zumindest nicht im pazifischen Raum, selbst mit den deutlich reichweitengesteigerten Block IIa Effektoren kann eine wirksame strategische Raketenabwehr nur unabhängig von im einem High Thread Environment frei agierenden Trägergruppen erfolgen.
Aber wie dem auch sein, die speziellen Ansätze und Probleme der US Navy tangieren Europa erst einmal wenig. In Europa gibt es keine bestehenden Expeditionsverbände in die man BMD sowieso organisch integrieren muss.
Hier muss man sich ganz eigene Gedanken machen wie man seegestützte strategische Raketenabwehr realisiert. Parallel zu dem was die US Navy sich in ihrem eigenen Missionsspektrum dazu ausdenkt, aber nicht notwendigerweise dasselbe.
Nach meinem Dafürhalten kommt man da um eine Standing Group herum. Was auf keinen Fall geht ist, munter SM-3 Effektoren auf Fregatten zu verteilen die im Kriegsfall für ganz andere Einsätze vorgesehen sind.
Zitat:Ich halte das Diskussionsniveau für durchaus ausreichend. Es helfen allerdings auch keine Pöbeleien, das grundsätzliche Problem deines Ansatzes besteht wie aufgezeigt.Zitat: Im Sinne von, dir wäre es egal, dass strategische Raketenabwehr im Ernstfall nicht funktioniert, wenn nur ein paar anderweitig verplante Fregatte dies als sekundäre oder tertiäre Aufgabe haben?Und du glaubst allen ernstes, mit dem Diskussionniveau würdest du etwas erreichen?
Eine Fregatte, die im Großkonflikt mit Russland in bestehende Nato-Planungen eingebunden ist (= das trifft quasi auf alle in Frage kommenden Einheiten zu) kann nicht nebenher noch strategische Raketenabwehr abdecken. Wie soll das funktionieren, wenn die fragliche Fregatte Konvoischutz im Atlantik fährt? In der Ostsee das Baltikum gegen die russische baltische Flotte abdeckt? Im Europäischen Nordmeer oder im Schwarzen Meer Träger begleitet? Oder einfach nur dummerweise irgendwo vor Ostafrika rumgurkt?
Wie schon erläutert: Strategische Raketenabwehr (nicht: Verbandschutz) fährst du nicht mal eben so nebenher. Schon allein deswegen nicht, weil eine Fregatte mit SM-3 Block Ib im Mittelmeer oder vor Norwegen schlicht keinen Vektor für eine MRBM aus Westrussland aufbauen kann.
Das wird bei den Amerikaner auch nicht funktionieren. Ein Schiff das bspw Andersen AFB vor ballistischen Raketenangriffen verteidigen soll, wird man nicht in einer CSG im südchinesischen Meer einsetzen können. Das wird stattdessen irgendwo vor Guam in den Weiten des Westpazifiks rumdümpeln – eingebunden in ein eigenes theaterweites Frühwarn- und Feuerleitnetz.
Zitat:Zitat: Wie stellst du dir strategische Raketenabwehr in der Gewichtsklasse Blk IIa/b vs IRBM/ICBM eigentlich vor?Da brauch ich mir nichts vorstellen, das ganze wird zum Glück seit Jahren sehr gut dokumentiert. Und genau darauf beziehe ich mich, wenn ich meine Vorstellungen von einer europäischen Beteiligung darlege.
Uhm, es gab bislang genau keinen Test in der beschrieben Gewichtsklasse. Das Maximum war ein halbes Dutzend Tests gegen MRBMs, die überwältigende Mehrheit der Tests wurde mit ballistischen Kurzstreckenraketen durchgeführt.
Aber um zum Punkt zu kommen, schau dir doch mal etwas genauer an wie diese Tests stattfinden. Was da alles ineinandergreifen muss. Das beginnt – zum wiederholtenmal jetzt – damit, dass das Abfangschiff präpositioniert im relativen Abfanggebiet kreuzt und nicht irgendwo.
Aber entscheidender, was die wenigen Tests gegen ballistische Raketen mit höherer Reichweiten zeigen – es werden sekundäre Systeme zur Erfassung eingesetzt, das fragliche BMD Schiff agiert nicht autonom und beschießt lustig alles, was so auf dem bordeigenen Radar auftaucht. Im Ernstfall wird es nicht anders aussehen. Eine Vielzahl von Sensoren, SBIR/STSS, SSPAR, AN/TPY-2 und AN/SPY-1 werden als Systeme im Verbund ein gemeinsames Lagebild erzeugen auf dem basierend eine Abfangmöglichkeit realisiert wird. Das muss dann nicht Aegis BMD sein, könnte genauso auch auf THAAD, PAC-3 oder MEADS hinauslaufen. Springender Punkt aber, dieser ganze Zauber funktioniert in einem operativen Kontext nur, wenn man diese Abläufe einstudiert und dezidiert darauf vorbereitet ist. Tests mit im Voraus bekannten Abläufen und Zielen sind das eine. BMD unter Kriegsbedingungen etwas anderes – erst recht wenn das seegestützte Asset gerade selbst im Kampfeinsatz steht und sich etwa mit russischer Eloka herumschlägt.
Zitat: Die werden das notwendige Geld aufbringen müssen, egal um welche Variante es geht. Das ganze kann nur gemeinsam finanziert funktionieren
Im Zweifelsfall müssen die Briten (genauso wie alle anderen Partner) garnichts. Wo kein Geld gibt es halt auch keine Fähigkeiten. Ami is ja da.
Interessanter aber, die Europäische Union soll den Briten ein BMD Upgrade für die Darings finanzieren? Wie soll das denn gehen in ein paar Jahren?
Zitat:Warum "um alles in der Welt" ignorierst du immer und immer wieder den zweiten Teil meiner Ausführungen? Ich habe jetzt schon etliche Male betont, dass ein sinnvoller europäischer Beitrag nur durch eine Aufrüstung bestehender Einheiten für die Fläche (und damit jene Stationen einer BMD, auf denen Routinemäßig eh Missionen gefahren wird) kombiniert werden mit Neubauten, die im Rahmen neuerlichen Missionen eben auch die notwendige Präsenz dort sicherstellen, wo keine Abdeckung erfolgt. Und das ist in meinen Augen deswegen notwendig, weil 3-6 Einheiten für einen "ehrlichen Beitrag" schlicht nicht reichen. Realistisch lässt sich die Zahl aber eben nur erhöhen, wenn man bei den Missionen flexibler denkt. Genau das ist ja auch die Doktrin, die momentan von der USN im Bereich BMD praktiziert wird.
Ich ignoriere deine Forderung nach Neubauten nicht. Ich habe schließlich schon ausführlich erläutert, warum ich Neubauten für die strategische Raketenabwehr nur in Kooperation mit den Amerikaner für realistisch halte. Ich reite nur gesondert auf dem Fregattenkonzept, weil es im Ernstfall einfach nicht funktionieren wird.
Zitat:Und davon abgesehen, wenn es nicht nur um die Raketenabwehr auf dem Papier gehen soll, dann muss man unabhängig von externen Interessen (Russland) auch dafür sorgen, dass überhaupt die richtigen Bereiche abgedeckt werden. Das ist, Schiffe hin oder her, gegen einen relevanten Teil der möglichen Bedrohung zur Zeit gar nicht geplant. Zumal dort auch weitere Stationen an Land die bessere Variante wären.Zweifellos. Wann kaufen wir THAAD?
Zitat:Im europäischen Bereich funktioniert das auch sehr gut gegen Langstrecken-/Interkontinentalbedrohungen, weil die Positionierungsabhängigkeit deutlich reduziert wird und eine extreme Abdeckung möglich ist. Davon abgesehen sprichst du allein von SM-3 Block IIa, während ich von Anfang an erwähnt habe, dass eine Sekundärausstattung mit Block Ib gerade für einen europäischen Beitrag aufgrund der hier vorhandenen Strukturen sehr sinnvoll wäre. Natürlich mit dem mittelfristigen Ziel, später auf die Kombination aus IIa und SM-6 umzusteigen. Nur braucht es eben auch dafür bereits die notwendigen Arbeiten, während der Langfristnutzen eben in der gesteigerten Flexibilität liegtSM-6 wären noch deutlich einfacher realisierbar als Block Ib, allein die Stückzahlen… Springender Punkt, du wirst auch in Europa am Reichweitenproblem scheitern. Theoretische Abfangreichweiten von 250 bis 400mi wie sie sich mit SM-6 und Block Ib realisieren lassen reichen gerade in Europa nicht für eine wirksame seegestützte Verteidigung vor SRBM/MRBM. Die fraglichen Schiffe müsste man effektiv direkt vor die Küsten stellen und selbst dann ist eine landgestützte Lösung für diesen Bereich besser.
Deswegen schreibe ich in der Tat beständig von Block IIa, oder auch von der STRATEGISCHEN Raketenabwehr. Überspitzt ausgedrückt, wenn es darum gehen soll, dass der Russe keine Iskander auf Warschau schmeißt ist man bei PAC-3/THAAD/MEADS/Aegis Ashore an der richtigen Adresse und nicht bei der Fregatte mit Block Ib irgendwo im Atlantik.
Die seegestützte Variante macht nur da Sinn wo es um wesentlich größere Gewichtsklassen geht, sowohl was Ziel als auch Abfangrakete angeht. Sprich, wenn es nicht darum geht Block IIa einzusetzen kann man sich seegestützte BMD im europäischen Kontext auch sparen.
Zitat: Bis weit in die 2040er Jahre werden die SM-2 auf jeden Fall betrieben werden, was danach kommt bleibt abzuwarten. Es ist in meinen Augen aber interessant, dass du bei der Planung nun "aufgebohrte AMDR" in die Waagschale legst, während du gleichzeitig den bereits jetzt und kurzfristig erreichenbaren Vorteil von SMART-L EWC für die BMD als überflüssig erachtest. Gegenüber dem SPY-1B/D, das ja noch etliche Jahre in Betrieb sein wird, ist die europäische Lösung im Bereich BMD deutlich Leistungsfähiger, sowohl was die Reichweite als auch die Genauigkeit angeht. Schon allein deshalb, und das erwähnte ich jetzt zum x-ten mal, würde sich eine Modifikation der europäischen Einheiten lohnen.
Ein Schwanzvergleich zwischen SMART-L EWC und neueren SPY-1 ist ziemliche Kaffeesatzleserei, auf solche Diskussionen gehe ich nicht gerne ein. Worauf ich mit ‚aufgebohrtes AMDR‘ abziele, schon jetzt hat man in Amerika das Problem, nicht mehr die leistungsfähigsten Radargeräte in bestehende Einheiten einbauen zu können, da es an Energie und Platz mangelt. Dieses Problem wird sich mit den nächsten BMD Radar Generationen nur verschärfen, weswegen man zwingend neue Plattformen benötigen wird.
SM-2 ist im Kontext unserer Diskussion eigentlich irrelevant weil außerhalb von RIM-156B keine dezidierte ABM Fähigkeit besteht. Und es gibt nur noch ~ 70 SM-2ER BlockIV.
Ich nehme mal an die meintest SM-3 – natürlich wird das System über Jahrzehnte dominant sein. Nur bleibt die Entwicklung nicht stehen, die Amerikaner fossieren ihre Entwicklung im Laser und Railgun Bereich mehr und mehr. Da es um neue Schiffe geht die irgendwann nach 2020 in Dienst genommen und ebenfalls über viele Jahrzehnte in Dienst bleiben sollen, ist dieser Blick in die Zukunft mE eigentlich zwingend.
Aufwuchsfähigkeit muss sein, besser den Kahn etwas größer dimensionieren als heute nötig, anstatt 2030 wieder ein Neubauprogramm zu brauchen.
Zitat:Der reine Schiffbau ist sehr gut skalierbar und technologisch gibt es keine grundsätzlichen Unterschiede, von daher spielt das keine Rolle. Ob und wie sinnvoll eine BMD-Einheit auf Basis der San Antonio ist will die USN ja zur Zeit erst durchspielen, meine Vermutung: für den Pazifik sinnvoll, für Europa wenn überhaupt nur aufgrund politischer Erwägungen. Soll heißen, Rücksichtnahme auf russische Befindlichkeiten, weshalb die Stationierung im Nordmeer zur Abdeckung des nordamerikansichen Kontinents relevant werden könnte. Die relevanz für Europa würde ich gering einschätzen. Und wenn die doch gegeben wäre, spräche auch nichts dagegen, sich daran zu beteiligen.
Was die Subsysteme angeht, weil du ja die Zumwalts schon erwähnst, sehe ich Europa technologisch im Vorteil. Der Grund liegt einfach darin, dass der hier deutlich stärker ausgeprägte zivile Schiffbau und die Vielzahl an Anlagenbauer ein extrem breites Spektrum an Varianten und Know-How bereitstellen können. Das haben ja auch die Amerikaner erkannt und bedienen sich entsprechend daran.
Also flapsig ausgedrückt, wir schaffen das weil wie auch Kreuzfahrtschiffe und ganz gute Fregatten bauen können? ;_)
Wie dem auch sei, man kann sich sicher unterhalten, inwieweit Europa unbedingt eine SM-3Block IIa Fähigkeit braucht. Ich meine, eher als alles darunter und mit Sicherheit nicht nur wegen Russland.
Zitat:Vielleicht solltest du mal von deinen Absolutismen weg kommen? Zumindest mal solltest du die nicht auf mich projizieren, denn weder habe ich gesagt, dass es bei Radar und Kampfsystem eine amerikanische Lösung sein soll, noch, dass ich mir keine komplette Beschaffung in den USA vorstellen kann. Für mich gibt es keinen Automatismus, nur weil man auf ein amerikanisches Radar setzt auch gleich zwingend das ganze Schiff da bauen zu lassen. Zumal man leicht in Argumentationsnot kommt, wenn dann die sinnvollere und leistungsfähigere Antriebsanlage beispielsweise aus Europa geliefert wird (oder in Lizenz gebaut wird, warum nicht direkt beim "Originalhersteller"?).Schau, mir kommt es halt auf militärisch sinnvolle, ökonomisch machbare und möglichst risikolose Lösungen an. Natürlich ist das eine naive Weltsicht, aber mir isses reichlich wurscht ob der Kahn jetzt auf der europäischen oder amerikanischen Seite des großen Teiches gebaut wird. Mir ist es auch egal auf welcher Seite es die schönere und teurere Goldrandlösung gegeben hätte. Dieser ‚ja schon dumm, aber wenns irgendwie geht auf jeden Fall europäisch‘ Ansatz geht mit genauso auf den Keks wie die reine Industriesubventionierungspolitik wie sie sonst betrieben wird. Ich will eine vernünftige und bezahlbare transatlantische Raketenabwehr die die Amerikaner entlastet ohne uns in Europa schutzlos dastehen zu lassen. Ich brauche keine Experimente und ich brauche keine Europäischen Lösungen. Ein ‚bilaterales‘ Programm wäre schwer genug, noch viel schwerer wäre es wenn Europa und Amerika ihre jeweils eigene Suppe kochen. Oder in Europa gleich wieder ein Dutzend Köche am rumlamentieren sind.
Es gibt Bereiche, da fehlen die Alternativen und da sehe ich auch keine Notwendigkeit, warum wir diese in Europa teuer neu entwickeln sollen, anstatt "günstig" von der amerikanischen Stange zu kaufen. Das gilt beispielsweise bei den Wirkmitteln. Bei anderen Punkten gibt es europäische Alternativen und vorhandenes Know-How, so dass ich hier schlicht und einfach die beste Lösung wählen würde. Was mich genauso ankotzt (Entschuldige bitte den Ausdruck) wie dich sind industriepolitische Entscheidungen, die dann eben nicht im besten Preis-Leistungsverhältnis oder der besten Leistung münden. Das gilt allerdings auch anders herum.