30.04.2017, 10:55
Demonstrationen in Russland gegen Putin bzw. einen möglichen Versuch seinerseits, bei den Wahlen 2018 noch einmal anzutreten (womit die meisten Beobachter aber rechnen; evtl. wird auch eine Rochade im Kreml erfolgen):
Mutmaßlich dürfte aber nicht diese Gruppe um Chodorkowski irgendeine größere Rolle spielen. Beobachter sehen z. B. die Bewegung um Aleksej Nawalnyj als ein größeres Problem für die Kreml-Regenten an. Während die Chodorkowski-Bewegung eher wenige bessersituierte oder bessergebildete Kreise in den größeren Städten erreicht und ziemlich überschaubar bleibt (zumindest bislang) - und deswegen auch von weniger Begüterten jenseits von Petersburg oder Moskau oft verschmäht wird -, gelang es Nawalnyj, vor allem auch auf dem Lande, viele Anhänger und Sympathisanten zu gewinnen, besonders auch unter den ärmeren Schichten.
Seine - durchaus populistischen - Ankündigungen, dass man vor allem erst einmal das durchschnittliche Monatseinkommen (ca. 250 Euro) und die desolate Infrastruktur in Russland in Angriff nehmen solle als irgendwelche Kriege in Syrien oder der Ukraine zu führen, kam ziemlich gut an. In Kombination mit Berichten über die (mutmaßliche) Bereicherung der Kreml-Führung, namentlich Medwedew, hat dies die Moskauer Führung viele Sympathien gekostet. Vor allem junge Leute auf dem Land, die eine gewisse Perspektivlosigkeit im "Putin-System" erleben, haben sich Nawalnyj angeschlossen und eigene Unterstützergruppen aufgebaut, etwas, was es so bislang bei anderen Oppositionsgruppen nicht gab.
Insofern: Chodorkowskis "Offenes Russland" dürfte keine große Rolle spielen, die Nawalnyj-Bewegung könnte aber noch interessant werden.
Schneemann.
Zitat:Russlandhttp://www.handelsblatt.com/politik/inte...36688.html
Demonstration gegen Putin trotz Verbots
Die Moskauer Behörden hatten eine für diesen Samstag angekündigte Demonstration gegen den russischen Präsidenten Putin untersagt. Trotz Verbot fanden sich nun hunderte Oppositionsanhänger und Regierungsgegner ein. [...] Ein Großaufgebot der Polizei war am Samstag vor einem Büro der Präsidialverwaltung in Moskau im Einsatz, griff aber zunächst nicht ein. Die Demonstranten standen vor dem Gebäude Schlange, um dort Briefe an Putin einzureichen, in denen sie ihn aufforderten, 2018 nicht erneut bei der Präsidentenwahl anzutreten. [...]
Offenes Russland ist eine Bürgerbewegung mit Verbindungen zum Kremlkritiker und früheren Geschäftsmann Michail Chodorkowski, der im Ausland lebt. Kremlchef Putin hat sich noch nicht öffentlich geäußert, ob er kommendes Jahr für eine vierte Amtszeit kandidieren wird. Viele in Russland rechnen aber fest damit.
Mutmaßlich dürfte aber nicht diese Gruppe um Chodorkowski irgendeine größere Rolle spielen. Beobachter sehen z. B. die Bewegung um Aleksej Nawalnyj als ein größeres Problem für die Kreml-Regenten an. Während die Chodorkowski-Bewegung eher wenige bessersituierte oder bessergebildete Kreise in den größeren Städten erreicht und ziemlich überschaubar bleibt (zumindest bislang) - und deswegen auch von weniger Begüterten jenseits von Petersburg oder Moskau oft verschmäht wird -, gelang es Nawalnyj, vor allem auch auf dem Lande, viele Anhänger und Sympathisanten zu gewinnen, besonders auch unter den ärmeren Schichten.
Seine - durchaus populistischen - Ankündigungen, dass man vor allem erst einmal das durchschnittliche Monatseinkommen (ca. 250 Euro) und die desolate Infrastruktur in Russland in Angriff nehmen solle als irgendwelche Kriege in Syrien oder der Ukraine zu führen, kam ziemlich gut an. In Kombination mit Berichten über die (mutmaßliche) Bereicherung der Kreml-Führung, namentlich Medwedew, hat dies die Moskauer Führung viele Sympathien gekostet. Vor allem junge Leute auf dem Land, die eine gewisse Perspektivlosigkeit im "Putin-System" erleben, haben sich Nawalnyj angeschlossen und eigene Unterstützergruppen aufgebaut, etwas, was es so bislang bei anderen Oppositionsgruppen nicht gab.
Insofern: Chodorkowskis "Offenes Russland" dürfte keine große Rolle spielen, die Nawalnyj-Bewegung könnte aber noch interessant werden.
Schneemann.