01.05.2017, 15:29
(01.05.2017, 13:12)Schneemann schrieb: Im Interview (u. a. SPIEGEL Print von vorletzter Woche) gab Nawalnyj zu, dass er i. d. T. schon nationalistische Politiker und Positionen vertreten habe, was er als Fehler einräumte (wobei es indessen keine NPD-Positionen sind). Ob dies nun seine Sache besser oder glaubwürdiger macht, sei dahingestellt. Es ging mir viel eher darum, dass er jemand sein könnte, der eine reele Chance in Russland haben könnte, um gegen das System Putin anzutreten. Zudem kommt eben dazu, dass er durchaus starken Zulauf hat - und dies nicht, weil der Westen, Geheimdienste, NGOs (um gängige Verschwörungstheorien zu bedienen) es wollen, sondern weil ihm schlicht viele in Russland folgen. Und das treibt auch den Kreml um. Vor allem hat man ihn schon einmal unterschätzt, z. B. bei der Bürgermeisterwahl in Moskau im September 2013.
Was Putin betrifft, so gehe ich fest von aus, dass er wieder im Amt sitzen wird. Irgendwas wird ihm einfallen, dass er Präsident bleiben kann. Und ich vermute sogar, es wird relativ legal aussehen.
Schneemann.
Ein Interview mit dem SPIEGEL ist nun nicht der Maßstab für mich. Schon alleine wie er seine 14 Tage Arrest beschreibt zeigt was von ihm zu halten ist. Er hat mehrfach bei dieser jährlichen Demonstration teilgenommen https://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_Marsch was hierzulande einem Aufmarsch der NPD plus mit ihr verbündeter Neonazigruppen gleich kommt. Die Teilnehmer bezeichnet er als mehrheitlich normale Bürger, was am Ende nur bedeutet, dass er das Ganze aus politischen Gründen herunter spielt. Natürlich hat er bei Jüngeren und auch bei ärmeren Schichten viele Fans, weil in diesen Gruppen eben viele beinharte Nationalisten sind, denen Putin zu lasch ist, vorallem in Bezug auf den Islam. Dieses Spektrum deckt allerdings auch Schirinowski als eine Art Blockpartei für Putin ab. Ich habe beruflich viel mit Osteuropäern (meist Russen) zu tun und kenne da einige schon seit vielen Jahren. Der überwiegende Mehrheit ist für Putin. Hauptkritikpunkt an ihm ist, dass er angeblich nicht hart genug gegen Islamismus und Migration durchgreift. Das was die westlichen Medien an ihm kritisieren scheint jedenfalls für die wenigsten Russen kritikwürdig zu sein. Nawalny muss also diesen Punkt bedienen, wenn er überhaupt eine Chance haben will langfristig politisch mitzuspielen. Korruption anprangern reicht da nicht, weil sowieso die meisten Russen die ich kenne davon ausgehen, dass sowieso jede Regierung korrupt sein wird.