26.08.2020, 10:24
(26.08.2020, 07:38)Helios schrieb: Man hat ja in anderen Teilen der Welt gesehen, wie empfänglich viele Länder für freiheitlich-demokratische Gedanken nur aufgrund von deutschen Rüstungsexporten wurden.In der Realität gibt man einem aufstrebenden Diktator im Herzen Europas Mittel an die Hand, die sehr eindeutig nicht nur dem gemeinschaftlichen Zweck dienen können. Moralisch ist das ganz sicher nicht zu rechtfertigen, allerdings ist dieses Thema auch nicht der richtige Ort, um über die Moral von Rüstungsexporten zu diskutieren.
Ist es nicht übertrieben Orban als Diktator zu bezeichnen? Mein Bruder hat ein Haus in der Nähe vom Balaton. Unsere Familie zum Teil ungarische Wurzeln (Ungarndeutsche). Orban wird in Ungarn jedenfalls von der großen Mehrheit nicht als verhasster Diktator gesehen. Viele Jahre lang war die größte Oppositionspartei die rechtsextreme Jobbik. In den größeren Städten mag es zwar zum Teil eine linksliberale Szene geben, aber im Großen und Ganzen ist Ungarn sehr konservativ und das spiegelt halt die Politik von Orban wieder. Hätte es Orban nicht gegeben wäre die Jobbik ziemlich sicher an die Macht gekommen. Dass dies nicht passiert ist hat man Orban zu verdanken. Wenn es gegen Orban geht arbeiten die linksliberalen Parteien interessanterweise auch mit der Jobbik zusammen, die allerdings nicht mehr so stark ist wie früher, da sie sich aufgespalten hat. Ich finde dass die Sicht im Westen auf Leute wie Orban doch ziemlich verengt ist, denn man muss sich immer fragen wer danach kommen könnte. Meines Erachtens könnte es in Rußland, Syrien und Polen auch noch bedeutend schlimmer kommen, wenn die aktuellen Machthaber abgelöst würden.
Aber klar ist dass Rüstungsexporte sicher nichts an der Grundeinstellung einer Regierung ändern. Diese Zeiten sind doch schon lange vorbei. Auch Schwellenländer trauen sich inzwischen mehr zu und haben erkannt dass sie sich nicht zwingend anpassen müssen um als Handelspartner fungieren zu können.