08.02.2021, 11:16
Zitat:Mit solchen wie Nawalny würde es in Rußland wohl bald so zugehen wie Quintus es beschreibt.Das ist meiner Meinung nach ein wenig zu freundlich bzgl. Putin gedacht. Nawalny hatte seine nationalistische Phase, aber dass in Russland ein derart eminenter Druck von rechts besteht, hat auch mit Putin selbst zu tun. Er hat das Land aus den desaströsen 1990ern herausgeführt, indem er gezielt die nationalistische Seite seiner Landsleute angesprochen, ja hofiert hat. Zeitweise hat ihm dies den Erfolg beschert, dass dabei auch nach und nach faschistische Gruppierungen erstarkten, war ihm bewusst, er hat es aber geflissentlich und billigend in Kauf genommen (genauso wie er es geduldet hat, dass Abgeordnete von Einiges Russland NPD-Mitglieder nach Russland einluden oder dass deutsche Rechtsextremisten in Camps des Russian Imperial Movement - einer rechten "white power"-Milizorganisation - trainieren dürfen).
Erst als ihm verstärkt mitgeteilt wurde, dass in Russland - eine bittere Ironie der Geschichte, war doch die Sowjetunion jenes Land, das mehr als 25 Mio. Menschen im Kampf gegen den Faschismus verloren hatte - die am stärksten wachsende rechtsextreme Bewegung in Europa entstanden ist und dass das eine massive innenpolitische Bedrohung darstellt, hat er versucht gegenzusteuern. Gelungen ist dies indessen nicht wirklich, allenfalls konnte er ablenken, indem er die protestierenden Ukrainer in Kiew 2014 pauschal als Faschisten schmähen ließ. Insofern: Der Rechtsruck in Russland kommt nicht mit oder von Leuten wie Nawalny, er kann eher mit den Geistern beschrieben werden, die von der Regierung angerufen wurden, die man aber nun nicht mehr wirklich los wird. Die Frage, die uns umtreiben sollte, ist, was wir machen, wenn ein protofaschistisches Regime in Russland entstehen sollte. (Ist aber dann eher ein Spekulationsthema.)
Schneemann.