02.03.2021, 14:10
@Quintus
Okay, das mit der Bevölkerungsreduzierung hatte ich dann missverstanden. Ich ging von der Bevölkerung im Land aus. Bei einer "Verlustquote" von rund einer halben Million und einem Zeitfenster von zehn Jahren zum "Nachwachsen" dürften wir tatsächlich heute mehr Syrer weltweit haben.
Gleiches gilt auch für die medizinische Versorgung. Auch diese war vor dem Krieg relativ gut (im nahöstlichen Vergleich gesehen - Israel und reiche Golfstaaten mal nicht berücksichtigt) bzw. deckend aufgestellt. Derzeit ist die Lage katastrophal, d. h. nicht nur wird die medizinische Grundversorgung quasi nicht mehr realisiert, sondern es breiten sich in den verwüsteten Regionen wieder Krankheiten aus, die man eigentlich als besiegt ansah (z. B. Polio oder Masern, auch Typhus grasiert in einigen Gebieten), was entsprechend den möglichen Wiederaufbau zudem hemmt. Ich sehe keine Anzeichen, dass sich diese Probleme entspannen.
Da von auszugehen ist, dass die genannten Vermögensverschiebungen in erster Linie dem Regime und seiner blühenden Vetternwirtschaft zugute kommen, es also kein Investment in die Infrastruktur geben wird, sondern vermutlich eher irgendwo gebunkerte Reichtümer, bleibt zu befürchten, dass es keine landesweiten Verbesserungen geben wird.
Schneemann.
Okay, das mit der Bevölkerungsreduzierung hatte ich dann missverstanden. Ich ging von der Bevölkerung im Land aus. Bei einer "Verlustquote" von rund einer halben Million und einem Zeitfenster von zehn Jahren zum "Nachwachsen" dürften wir tatsächlich heute mehr Syrer weltweit haben.
Zitat:Das hängt davon ab, von welcher Ethnie du sprichst. Die Nusairier sind im Vergleich beispielsweise wenig geflohen, da ist der Brain Drain sehr gering, ebenso bei den Kurden. Während die Sunnitischen Araber einen erheblichen Brain Drain hatten. Der Verlust der sunnitischen Eliten durch Flucht, Ermordung, sonstige Ausfälle wird nachhaltig die Macht der Nusairier in Syrien stabilisieren und ist meiner Meinung nach durchaus ein Grund für die jetzt zunehmende Stabilität des Regimes dort.Ja, es ging vornehmlich um diese. Aber...
Zitat:Zerstörung im Krieg führt zu einer gleichmäßigeren Verteilung von Vermögen und ist volkswirtschaftlich gesehen insgesamt gut.Selbst wenn das Vermögen derart verteilt werden würde, bleiben unabsehbare Folgen, die die Neuentwicklung des Landes im Kontext der Abwanderung schwächen. Man muss z. B. zugestehen, dass das Schulsystem in Syrien relativ gut ausgeprägt war vor dem Krieg. Rund 95% aller Syrer hatten einen mehr oder minder guten Schulbesuch (mal die Propaganda des Regimes innerhalb der Schulen hierbei außen vor gelassen). Aktuell wird geschätzt, dass alleine durch die Flucht der "Intelligenz" - also auch Lehrer - die Quote der jungen Menschen im Land, die eine Schule besuchen (können), auf unter 40% gesunken ist. Das ist mehr als besorgniserregend und Schwarzafrika-Niveau. Es steht also zu befürchten, dass es in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, Menschen heran- und auszubilden, die einen Wiederaufbau umsetzen könnten.
Gleiches gilt auch für die medizinische Versorgung. Auch diese war vor dem Krieg relativ gut (im nahöstlichen Vergleich gesehen - Israel und reiche Golfstaaten mal nicht berücksichtigt) bzw. deckend aufgestellt. Derzeit ist die Lage katastrophal, d. h. nicht nur wird die medizinische Grundversorgung quasi nicht mehr realisiert, sondern es breiten sich in den verwüsteten Regionen wieder Krankheiten aus, die man eigentlich als besiegt ansah (z. B. Polio oder Masern, auch Typhus grasiert in einigen Gebieten), was entsprechend den möglichen Wiederaufbau zudem hemmt. Ich sehe keine Anzeichen, dass sich diese Probleme entspannen.
Da von auszugehen ist, dass die genannten Vermögensverschiebungen in erster Linie dem Regime und seiner blühenden Vetternwirtschaft zugute kommen, es also kein Investment in die Infrastruktur geben wird, sondern vermutlich eher irgendwo gebunkerte Reichtümer, bleibt zu befürchten, dass es keine landesweiten Verbesserungen geben wird.
Zitat:Der Schuldige daran wären dann primär wir, weil wir Syrien durch Sanktionen und Einschränkungen die Wirtschaft abwürgen.Die Frage wäre, ob wir denn, wenn wir die Sanktionen aufheben, tatsächlich eine Entwicklung des Landes sehen werden. Oder aber, ob sich eben nichts tut, dafür aber die Apparatschiks des Regimes Gelder nach der Schweiz verschieben. Nun ja, vielleicht denke ich aber hier auch zu negativ...
Schneemann.