22.03.2021, 11:52
(22.03.2021, 10:10)Schneemann schrieb: Wobei das aber auch einer tschetschenischen Überheblichkeit geschuldet sein kann - und dem Umstand, dass man sich dort recht sicher fühlt, weil man sich für unverzichtbar hält. Abgesehen davon aber, wenn man denn Putin als Stabilitätsgaranten ansehen mag, muss man genau ihm selbst kolossales Versagen vorwerfen. Welche Schutzmechanismen bestehen, wenn er geht oder stürzt? Wer könnte sein Nachfolger werden?
Es gibt zwar eine undurchsichtige Kamarilla von Nutznießern (wobei davon sogar ein Teil aus der alten Oligarchen-Klientel der 1990er stammt), die aber meiner Meinung für eine verantwortungsbewusste Staatsführung, ja für eine staatstragende Rolle nicht taugen. Als eine Art Identifikationsfigur - etwas, dass Putin durchaus zu einem gewissen Grad für seine Person erreicht hat (so fair muss man ihm ggü. sein) - kann hier niemand wirklich herhalten. Und das ist genau genommen aber auch sein Versagen hinsichtlich der Zukunft des Landes: Es gibt keinen Plan B. Es gibt nur ihn, den Patriarchen. Er, der unabdingbar und unverzichtbar wirken will und der alles lenkt, der große Übervater, an den sich die Seele des Volkes anlehnen kann. Der Grund eben, weswegen auch keine Nachfolger großartig aufgebaut (worden) sind.
Aber genau dieser Umstand kann zur größten Bürde für das Land werden, wenn die Macht des Patriarchen schwindet bzw. wenn er gar innerhalb kurzer Zeit stürzen sollte. Er hinterlässt dann ein Loch, ein Vakuum, das wiederum allerlei dubiose Gestalten anziehen wird, erfahrungsgemäß. Und hierin besteht - wenn ich versuchen würde, einmal im Sinne eines prorussischen Verständnisses zu argumentieren - das größte Risiko für Russland bezüglich dem Erbe Putins. Wenn es Putin also wirklich um Russland gehen würde, würde er jetzt schon beginnen, mit dem Aufbau eines Nachfolgers zu beginnen. Je länger er aber nun wartet, desto mehr Irritationen und zukünftige Flurschäden verursacht er hinsichtlich der Stabilität Russlands in der Zukunft.
Schneemann.
Es gibt doch noch Medwedew? Generell haben doch auch westliche Länder ähnliche Probleme. Da gibt es oft auch keine geeigneten Nachfolger.