25.03.2021, 11:04
(24.03.2021, 19:48)Quintus Fabius schrieb: Man unterschätzt im Westen auch die starke Divergenz zwischen den Großstädten und der Landbevölkerung. Weite Teile Russlands sind erstaunlich ländlich und erstaunlich konservativ. Da läuft vieles sozialkulturell eher rückwärtsgewandt und konträr zu dem was wir als sozialkulturellen Fortschritt verstehen. Die pro-westliche (liberale) Opposition ist dort viel schlechter aufgestellt, die entstammt eher den Großstädten und wird durch die Medien im Westen überhöht dargestellt, hat aber in Wahrheit wenn man sich das ganze Land ansieht eben nicht die Bedeutung welche notwendig wäre um das System Putin zu stürzen.
Das Putin aktuell keinen geeigneten Nachfolger aufbaut halte ich jedoch ebenfalls für einen schwerwiegenden Fehler. Aber vielleicht kommt das noch in den nächsten Jahren.
Bei der letzten Stadtratswahl in Moskau wurde die Putin Partei vom Wähler zwar abgestraft erreichte aber wohl immer noch eine Mehrheit. Profitieren konnten vor allem die Kommunisten die ihre Sitze mehr als verdoppelten. Die teils putinnahe sozialdemokratische Partei "Gerechtes Rußland" bekam 3 Sitze, ebenso die westlich orientierte liberale Partei. Es gab also etwa 7% für die pro westliche liberale Opposition in Moskau. Ich sehe da ehrlich gesagt keine große Bewegung in den Großstädten. Da ist der Wunsch der westlichen Medien und Politiker Vater des Gedanken, aber keineswegs die Realität. Die Landbevölkerung ist natürlich noch weitaus konservativer. Dort liegen die Liberalen teilweise bei 0,1%. Die Liberalen sind hier nicht zu verwechseln mit der Partei des rechtsextremen Schirinowski, die sich selbst als Liberaldemokraten bezeichnen. Diese ist in ländlichen Gebieten teilweise sogar stärker als die Kremlpartei. Zu den Kommunisten wäre noch anzumerken, dass man sie nicht mit den linken Parteien in Westeuropa vergleichen kann. Gesellschaftspolitisch sind diese sehr konservativ.