Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
(07.09.2021, 08:59)Quintus Fabius schrieb: Das Ziel einer solchen assymetrischen Kriegsführung durch exakt solche Gegner ist der Feind als Gesamtheit. Die Erkenntnis dass es hier keinen Unterschied gibt zwischen Zivilen und Militärischen Zielen ist daher der erste Schritt. Es gibt aus deren Perspektive nur den Feind und es kann auch nur so sein, da ansonsten gar kein Sieg erreichbar wäre, da dieser assymetrisch rein militärisch nicht gewonnen werden kann.

Warum sollte das denn immer der Fall sein? Als die Mudschahidin erfolgreich gegen die Sowjets gekämpft haben, haben sie das nicht dadurch getan, deren zivile Infrastruktur zu bekämpfen oder Terror in die russische Bevölkerung zu tragen. Nein, sie haben mit Guerillataktiken gegen militärische Ziele gekämpft.
Und auch die Taliban haben nicht durch Angriffe auf die Zivilbevölkerung oder deren Infrastruktur den Abzug der westlichen Streitkräfte bewirkt, sondern indem sie ihnen mehr militärische Verluste zugefügt haben, als diese zu tragen bereit waren.

Nicht jeder Konflikt muss unbedingt immer bis zum letzten geführt werden. Daher macht es durchaus Sinn, zwischen regulären und irregulären Kombattanten sowie militärischen und terroristischen Kampfweisen zu unterscheiden. Und in asymmetrischen Konflikten kann all das in beiden Richtungen eingesetzt werden.

(07.09.2021, 08:59)Quintus Fabius schrieb: Der nächste Schritt ist die Erkenntnis, dass die moderne westliche auf Vernetzung und Information basierende Zivilgesellschaft noch wesentlich empfindlicher und leichter angreifbarer ist als das westliche Militär. Da es ohnehin keinen Unterschied zwischen beidem gibt, gebietet daher die Logik das schwächere Ziel anzugreifen wo mit weniger Aufwand mehr Schaden angerichtet werden kann. Jede sinnvolle assymetrische Kriegsführung richtet sich daher sinnvollerweise so weit wie möglich gegen die Zivilgesellschaft.

Mit den Möglichkeiten eines IS hätte man beispielsweise diese Bundesrepublik in extremsten Ausmaß schädigen können und überproportional Schaden anrichten können, extrem weit über das hinaus was man bei Angriffen auf Bundeswehreinheiten hätte erreichen können. Das könnte man bis zum Zusammenbruch dieser Gesellschaft hin ausweiten. Die wirklich interessante Frage ist daher für mich hier immer, warum das nicht geschieht.

Aber das geschieht doch schon seit ewigen Zeiten. Das bekannteste Beispiel hat uns den Einsatz in Afghanistan doch erst beschert. Nur kämpft z.B. der IS ja gar nicht primär gegen Deutschland, sondern für einen Islamischen Staat in der jeweiligen Region. Da liegt der Kampf gegen verfeindete lokale Kräfte einfach näher, als in der Ferne gegen deren europäische Unterstützer.
Und z.B. der Terror gegen die USA, der in Amerika durchgeführt wurde, hat zu massiver Vergeltung geführt. Der gegen die US-Armee in den besetzten Gebieten zu deren Abzug. Was war jetzt erfolgreicher?

(07.09.2021, 08:59)Quintus Fabius schrieb: Die aktuellen moralischen Grundlagen westlicher Armeen sind ein bloßes Luxusprodukt, eine Ritualisierung der Kriegsführung die allein aus extremster einseitiger Überlegenheit heraus entstanden ist und sie ist aktuell das größte militärische Hinderniss für unsere Streitkräfte. ...
Aber ich bin gar nicht für eine andere Ideologie anstelle der unsrigen, sondern für die völlige Abwesenheit von Ideologie. Krieg muss frei von absolut jeder Ideologie geführt werden, da er in seiner reinen Form, der des totalen Krieges keine Kultur mehr aufweist. Wenn man also seinem Wesen entsprechen will, was militärisch von erheblichem Vorteil ist, muss man Krieg völlig frei von jeder Kultur führen.

So sehr ich ein Gegner des deutschen Pauschal-Pazifismus bin, so lehne ich doch gleichermaßen auch eine Denkweise ab, die den Krieg vom Krieg her denkt und einzig und allein den Sieg in den Vordergrund stellt. Krieg darf nie mehr als ein Mittel sein, ein notwendiges Übel, in dem die eigenen Kultur- und Wertvorstellungen so weit es irgendwie möglich ist erhalten bleiben müssen, auch wenn dadurch mögliche militärische Vorteile nicht erlangt werden.
Aber diese Diskussion hatten wir schonmal, da werden wir nicht zusammen finden. Das hat aber trotzdem nichts mit der Unterscheidung von Terroristen und Widerstandskämpfer zu tun, über die wir hier ja eigentlich sprechen.

Daher für den geneigten Leser hier kurz das Zitat, mit dem dieser aktuelle Meinungsaustausch an anderer Stelle begann:
(05.09.2021, 19:42)Quintus Fabius schrieb: Wir sollten aufhören Terroristen als Kriminielle zu betrachten. Sie sind Soldaten die lediglich eine andere als die bisherigen Truppengattungen darstellen.... Deshalb sollte man meiner Überzeugung nach Terroristen als ganz reguläre Kriegsgefangene betrachten und ich sehe in der immer weitergehenden Ausweitung des Begriffs: illegale Kombattanten ein großes Problem und keine Lösung.
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