11.11.2021, 19:30
(11.11.2021, 18:25)Leuco schrieb: Ich kann mir schwerlich einen voll umfassenden Konflikt mit Russland vorstellen. Ein Angriff auf das Baltikum bzw. das Schließen der Lücke zwischen Königsberg und Belarus würde ich aber in einigen Jahren nicht kategorisch ausschließen.Ich halte das auch für unwahrscheinlich. Aber je weniger wir uns darauf vorbereiten, desto wahrscheinlicher wird es. So funktioniert halt Abschreckung.
(11.11.2021, 18:25)Leuco schrieb: Nachdem die Krim in russischer Hand und das Schwarze Meer eine No Go Area geworden ist, würde ich Petersburg als die Achillesferse Russlands sehen, welche Russland ggf. besser Schützen möchte. Würdet ihr das auch so wahrnehmen?Die russischen Ostseezugänge sind alles aber bestimmt keine Schwachstellen. Zumal die baltischen Staaten hier ja auch keine echte Bedrohung für diese Gebiete Russlands darstellen.
Die Erfahrung zeigt eigentlich, dass Putin überall dort angreift, wo sich eine Hinwendung zur NATO abzeichnet. Georgien und die Ukraine sind die offensichtlichen Beispiele, aber auch die russische Einmischung in Syrien spielt da mit rein.
Aber eine solche Aktion gegen tatsächliches EU-Gebiet wird auch er nicht starten, sofern er sich nicht verzockt und in einer selbst aufgebauten Eskalationsspirale verfängt.
Im Baltikum müsste es schon rein über Infiltration und Destabilisierung der Staaten von innen laufen, um diese zu einem Ausscheiden aus der EU zu nötigen. Aber auch das halte ich für unrealistisch.
Also sind die wahrscheinlicheren Ereignisse die Anschlüsse von Belarus und der Ukraine oder auch eine Expansion im Kaukasus.
Hier ist gerade Belarus extrem gefährdet. Putin kann es sich nicht erlauben, dass Lukaschenko den Konflikt mit der EU eskalieren lässt, da er hier mit im Boot sitzt und bestimmt keinen Krieg riskieren wird, nur um Lukaschenko zu stützen. Dessen Machtverlust kann Putin aber auch nicht hinnehmen, da sich Belarus dann wohl mehr nach Westen orientieren würde.
Ich könnte mir z.B. gut vorstellen, dass die aktuell angespannte Lage an der polnischen Grenze sich noch weiter aufheizt bis Moskau dann "im Interesse des Friedens" die Macht in Weißrussland "vorübergehend" übernimmt.
(11.11.2021, 18:25)Leuco schrieb: Statt der Rückeroberung mit vermutlich hohen Verlusten der eigenen Zivilbevölkerung würde ich auch gerne die Idee eines Gegenangriffs an anderer Stelle diskutieren wollen. Hier würde man dann seinerseits eine Bedrohung aufbauen und sich im Idealfall auf einen gegenseitigen Rückzug verständigen.Für den Fall einer russischen Besetzung des Baltikums bliebe da wahrscheinlich gar nicht viel Wahlmöglichkeit. Eine Rückeroberung durch die Schneise von Kaliningrad und Belarus hindurch oder per amphibischer Landung in der Ostsee ist eher unrealistisch. Also würde man Gegenangriffe logischerweise eher auf russisches und weißrussisches Gebiet durchführen. Je nach Gesamtlage kommt aber auch die Südflanke über die Ukraine in Betracht. Das hängt aber von zu vielen Faktoren ab und kann nicht so allgemein beantwortet werden ohne ein konkretes Szenario.