Ethik: Die Sicht des KGB/SVR
#5
Lass mich zuerst eine Definition des Begriffes Ethik versuchen, sonst schreiben wir aneinander vorbei: Ethik ist Moralphilosophie, im Zentrum der Ethik steht also das methodische Nachdenken über die Moral und im Zentrum der Ethik steht also das moralische Handeln.

Wenn also ein Geheimdienst keinerlei Moral hat, wie es gerade eben beim KGB der Fall war, dann hat er auch keine Ethik, weder die anderer noch eine eigene. Der KGB hatte also auch keine eigene nur für ihn gültige Ethik. Die zwei Bände des besagten Schwarzbuches belegen das eindrucksvoll. Der KGB hatte gerade eben keinerlei moralisches internes Regelwerk, entsprechend waren große Teile des KGB auch mit internen Intrigen, Machtspielchen und gegeneinander operieren beschäftigt. Während man nach außen ebenso es an jeder, auch nur der grundsätzlichsten Moral hat fehlen lassen. Der KGB stand damit in direkter Nachfolge des Roten Terrors, der Terror und Feliks Dzierżyński stand, dessen Persönlichkeit alle folgenden Geheimdienste der Sowjetunion geprägt hat.

Darin lag meiner Meinung nach sogar eine spezifische Schwäche des KGB, den die Aussage des Colonel dass eine Ethik von Vorteil ist, habe ich ja gar nicht abgestritten.

Zitat:Und das Problem Europas ist das wir kein gemeinschaftliche Ethik haben, die europaweit öffentlich von einer Mehrheit getragen wird. Solange das nicht erzielt ist, brauchen wir nicht über europäische Aussenpolitk oder Armee zu träumen. Eine Politk kann nur erfolgreich sein wenn sie von einer Mehrheit getragen wird. Und ohne gemeinschaftliche Politk , braucht mann nicht an gemeinschaftliche Armeen denken.

Die gemeinschaftliche Ethik Europas ist theoretisch in den EU Verträgen klarer festgelegt und exakt definiert als dies bei irgendeiner anderen Organisation dieser Größenordnung (Staat) der Fall wäre. Theoretisch hat Europa eine gemeinschaftliche Ethik.

Das zeigt auch den klaren Widerspruch zwischen gemeinschaftlicher Ethik und Real-Politik auf. Die Uneinigkeit Europas rührt gerade daher, dass man realpolitisch amoralisch und unethisch den eigenen Vorteil über die theoretische gemeinsame Ethik stellt.

Dieses Paradoxon findet sich im Prinzip in jeder größeren Organisation und kann nur durch eine straffe gemeinsame Führung aufgelöst werden. Die EU braucht also - wie du es so treffend schreibst - eine gemeinschaftliche Politik. Diese kann es aber nur geben, wenn die EU politisch an die Stelle der Nationalstaaten treten würde, dazu müssten diese deutlich mehr Macht an die EU abgeben und gerade Frankreich ist hierzu so nicht bereit (und viele andere auch nicht). Solagen wir also völlig unabhängig von der Frage der gemeinschaftlichen Ethik keine gemeinsame Führung haben welche tatsächlich die Macht inne hat, machen gemeinschaftliche Armeen keinen Sinn.

Da Frankreich diese Führung selbst übernehmen will (in seinem Sinne und Interesse), dies aber nicht kann, Deutschland dies könnte, aber nicht will, sollten wir meiner Meinung nach zurück stehen und tatsächlich unsere Interessen unterordnen, so sehr dies auch ein Nachteil ist. Dies aber real zu tun ist extrem schwer, zu viele Machtgruppen haben zu viele persönliche Interessen. Aber im Prinzip müsste jemand ein Opfer bringen und Frankreich wird das niemals und dies auch dann nicht, wenn man eine gemeinsame Ethik hätte.
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Ethik: Die Sicht des KGB/SVR - von voyageur - 27.11.2021, 14:46
RE: Ethik: Die Sicht des KGB/SVR - von voyageur - 28.11.2021, 12:08
RE: Ethik: Die Sicht des KGB/SVR - von Quintus Fabius - 28.11.2021, 17:41
RE: Ethik: Die Sicht des KGB/SVR - von voyageur - 29.11.2021, 11:10
RE: Ethik: Die Sicht des KGB/SVR - von lime - 16.12.2021, 12:33

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