29.11.2021, 21:01
Ich hatte ja schon vor einiger Zeit darüber geschrieben, dass die Taliban sich nun in COIN durchsetzen müssen, und dass sich daher die Frage stellt wie sie sich darin schlagen werden. Meine (falsche) Einschätzung war, dass die Taliban aufgrund erheblicher Vorteile welche sie im Vergleich zu uns diesbezüglich haben eher durchsetzen könnten als wir. Danach sieht es laut diesem Artikel (dessen Implikationen ich aber nicht teile) zur Zeit angeblich nicht aus:
https://warontherocks.com/2021/11/brutal...nsurgents/
Meiner Meinung nach unterliegen die Autoren hier einer Täuschung. Teile der Taliban gehen fließend in den IS-K über, und die Angriffe auf die Schiiten sind von den Taliban ausdrücklich erwünscht. Die schizophrene Haltung der Taliban gegenüber dem IS-K ist in Wahrheit viel wesentlicher als die Frage ob sie mit ihrem Gegenterror etwas erreichen oder nicht. Und allgemein bin ich der Ansicht, dass der Gegenterror der Taliban effektiv ist (noch).
Wie geschrieben ist das wahre Problem meiner Ansicht nach, dass die Taliban in keinster Weise so einheitlich sind wie es hier dargestellt wird. Sie sind aktuell hier und heute in erhebliche interne Machtkämpfe verstrickt und benutzen den IS-K auch für diese. Diese sich abzeichende Spaltung der Taliban ist der primäre Grund warum man scheinbar dem IS-K nicht Herr wird.
Und auch dieser Aspekt ist relevanter als die Frage wie die Taliban gegen den IS-K vorgehen. Die Taliban haben einen komplett dysfunktionalen "Staat" übernommen der schon vorher nur durch endlose Geldströme aus dem Ausland "funktionierte". Entsprechend funktioniert jetzt rein gar nichts mehr. Das führt natürlich dazu, dass lokale Machtgruppen in den Provinzen sich gegen die Taliban stellen (das war schon immer das Prinzip, völlig gleich wie man die jeweiligen Gruppen dann nannte).
Eine interessante Frage in diesem Kontext ist, von wem genau der IS-K hier genährt wird. Denn eine solche Entwicklung wie man sie hier in den letzten Monaten beobachtet hat ist praktisch nicht möglich ohne dass eine ausländische Macht diese Bewegung fördert. Es gibt als Dritte (Ausländische Mächte) welche den IS-K aktiv fördern, anders ist das gar nicht möglich. Das führt zu der Frage: Wer und Warum?
Woran man sieht dass die Autoren und die ganze US Verteidigungs-Community nach 20 Jahren Krieg dort immer noch rein gar nichts verstanden haben.
Afghanistan wird so oder so wieder zerfallen, es sei denn extremer Terror, Gewalt und Völkermord halten es künstlich zusammen. Genau genommen könnte man überspitzt sagen dass die Taliban aktuell noch nicht genug Gewalt anwenden. Der Grund hierfür ist primär der bereits erwähnte interne Machtkampf.
https://warontherocks.com/2021/11/brutal...nsurgents/
Zitat:Brutally Ineffective: How the Taliban Are Failing in Their New Role as Counter-Insurgents
In recent months, the Taliban’s efforts to crush the Islamic State in Afghanistan have grown increasingly brutal. Suspected members of the Islamic State have been hung in public or beheaded. The Taliban have increased the tempo of deadly night raids and deployed over 1,000 additional foot soldiers to carry out the fight in Nangahar province. These tactics are ruthless and — unfortunately for the Taliban — they’re not working.
Zitat:With regards to the use of violence, the Taliban have thus far mostly attempted to use brutality to destroy the Islamic State. Their actions have included night raids — an unpopular tactic that alienated Afghans when it was used by the United States — and extra-judicial killings of suspected Islamic State members. The Taliban have also engaged in indiscriminate targeting and harassment of Salafist communities, which Taliban fighters tend to equate with the Islamic State. While these actions have undoubtedly resulted in the deaths of many Islamic State members, they have thus far been insufficient to stop the Islamic State from continuing to conduct attacks against Taliban fighters and various “soft targets” such as Shiite mosques. The Taliban have, in recent weeks, shown some proclivity to engage in talks with Salafi clerics and local leaders in areas that they have assessed to be Islamic State strongholds. It remains to be seen, however, whether the Taliban will elevate such attempts at local diplomacy above what has thus far mostly been a focus on the use of ruthless suppression. Interviews with Taliban fighters in which they express a persistent desire to pursue martyrdom opportunities against the likes of the Islamic State suggest that violence will remain a central feature of the Taliban’s approach.
Meiner Meinung nach unterliegen die Autoren hier einer Täuschung. Teile der Taliban gehen fließend in den IS-K über, und die Angriffe auf die Schiiten sind von den Taliban ausdrücklich erwünscht. Die schizophrene Haltung der Taliban gegenüber dem IS-K ist in Wahrheit viel wesentlicher als die Frage ob sie mit ihrem Gegenterror etwas erreichen oder nicht. Und allgemein bin ich der Ansicht, dass der Gegenterror der Taliban effektiv ist (noch).
Zitat:The longer it takes the Taliban to defeat the insurgency posed by the Islamic State, the greater the threat will be to their newfound position as the rulers of Afghanistan, for two main reasons. First, the Islamic State will pose an increasing challenge over time to the Taliban’s legitimacy as both a jihadist movement and a government. And second, the more time and attention that the Taliban need to devote to combating the Islamic State, the less they will have for governance and critical concerns like food security and averting an economic collapse.
Wie geschrieben ist das wahre Problem meiner Ansicht nach, dass die Taliban in keinster Weise so einheitlich sind wie es hier dargestellt wird. Sie sind aktuell hier und heute in erhebliche interne Machtkämpfe verstrickt und benutzen den IS-K auch für diese. Diese sich abzeichende Spaltung der Taliban ist der primäre Grund warum man scheinbar dem IS-K nicht Herr wird.
Zitat:The Taliban are also staring down fast-approaching humanitarian and economic crises in Afghanistan. Roughly 23 million people — approximately half of Afghanistan’s population — are at severe risk of starvation over the coming winter months, according to the U.N. World Food Programme. The country is also teetering on the brink of outright economic collapse.
Und auch dieser Aspekt ist relevanter als die Frage wie die Taliban gegen den IS-K vorgehen. Die Taliban haben einen komplett dysfunktionalen "Staat" übernommen der schon vorher nur durch endlose Geldströme aus dem Ausland "funktionierte". Entsprechend funktioniert jetzt rein gar nichts mehr. Das führt natürlich dazu, dass lokale Machtgruppen in den Provinzen sich gegen die Taliban stellen (das war schon immer das Prinzip, völlig gleich wie man die jeweiligen Gruppen dann nannte).
Zitat:Current trendlines in Afghanistan therefore suggest that the Islamic State will persist — and likely intensify — as an armed resistance against the Taliban regime.
Eine interessante Frage in diesem Kontext ist, von wem genau der IS-K hier genährt wird. Denn eine solche Entwicklung wie man sie hier in den letzten Monaten beobachtet hat ist praktisch nicht möglich ohne dass eine ausländische Macht diese Bewegung fördert. Es gibt als Dritte (Ausländische Mächte) welche den IS-K aktiv fördern, anders ist das gar nicht möglich. Das führt zu der Frage: Wer und Warum?
Zitat:If the Taliban stand any chance of stabilizing Afghanistan, diminishing (if not defeating) the Islamic State, and preventing the emergence of additional armed resistance groups, they will immediately need to engage in at least two major changes. First, their cadres of fighters will need to stop behaving like guerilla fighters and armed thugs, and start behaving like counter-insurgents and local police. This entails a shift in mindset from the largely indiscriminate “violence first” approach that the group has been using for the past two decades to one of “protection first,” in which preventing harm to civilians — as opposed to targeting them — is paramount.
Woran man sieht dass die Autoren und die ganze US Verteidigungs-Community nach 20 Jahren Krieg dort immer noch rein gar nichts verstanden haben.
Zitat:Time is running short to move away from brutal suppression tactics and toward a more effective counter-insurgency approach in order to prevent the further expansion of the Islamic State and potential emergence of other armed groups. Unless the Taliban change their approach to both security and governance, they could find themselves thrust into the midst of yet another Afghan civil war, caught between the Islamic State and multiple competing militia, terrorist, and insurgent groups all vying for control of the country.
Afghanistan wird so oder so wieder zerfallen, es sei denn extremer Terror, Gewalt und Völkermord halten es künstlich zusammen. Genau genommen könnte man überspitzt sagen dass die Taliban aktuell noch nicht genug Gewalt anwenden. Der Grund hierfür ist primär der bereits erwähnte interne Machtkampf.