27.12.2021, 00:10
Mal eine kurze Zusammenfassung der russischen Sichtweise dieses Bereichs:
https://scholar.harvard.edu/files/zhukov...EPRINT.pdf
Allzu sehr wird der querschnittlich beachtliche Erfolg der Russen im Bereich COIN einfach auf "Brutale Gewalt", "Unterschliedsloses Niedermorden", "Folter" usw abgeschoben und damit diskreditiert. Tatsächlich aber zeigt gerade eben die Erfahrung der Russen in diesem Bereich, dass dies für sich selbst völlig unzureichend ist. Gerade Russland war und ist fähiger darin lokale Eliten mit recht geringem Einsatz auf seine Seite zu bringen oder in die eigenen Kriegsziele einzubinden. Und dann den Sieg dieser lokalen Eliten zu befördern. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die russische Geschichte dieser Art von Kriegsführung und dort wo dies nicht gelang (bspw Afghanistan) verloren die Russen trotz der Anwendung extremster Gewalt. Es ist die klassisch imperalistische Ausrichtung welche querschnittlich erfolgreicher war, analog zur Vorgehensweise des britischen Empire in früheren Jahrhunderten (das zugleich auch extremste Gewalt anwandte und von Völkermord zu Völkermord marschierte). Es ist also ein Verbund von mehreren Faktoren, welcher die russische Doktrin ausmacht, und deren vorderster nicht die Gewalt ist, sondern das Selbstverständnis als ein Imperium, im Gegensatz zu einem Nationalstaat. Gerade weil in den Jahren ab dem Ende der Sowjetunion Russland aber immer weitergehend von einer Imperialen Kultur zu einer Nationalistischen Kultur übergegangen ist, gerade deshalb hat Russland in diesem Bereich nachgelassen.
Bezüglich der Anwendung von organisierter Gewalt ist der russische Ansatz nicht Bevölkerungszentrisch, sondern Elitenzentrisch ausgerichtet und hat darüber hinaus das Primat vor allem anderen in der Vernichtung der lebendigen Wehrkraft des Gegners, also in seiner tatsächlichen Abnutzung. Darin liegt ein erheblicher Unterschied zu allen aktuellen westlichen Doktrinen in diesem Kontext mit Ausnahme der französischen Doktrin (in ihrer ursprünglichen Form; in der sie insbesondere aber auch eine Bevölkerungsbezogene Doktrin war und ist).
https://scholar.harvard.edu/files/zhukov...EPRINT.pdf
Zitat:C ON C LU SI O N
The Russian experience yields several lessons for governments attempting to cope
with domestic and expeditionary counterinsurgency. First, not all non-democracies
are alike. Transitional, semi-autocratic regimes are at far greater risk of experienc-
ing insurgent violence than consolidated dictatorships. They are also less efficient
in the employment of coercive instruments of power. Second, coercion comes in
different forms. Repression, of the sort employed during the massive resettlement
operations of the 1930s and 40s, requires not simply a lack of normative con-
straints on the use of force, but also the capacity to mobilize significant manpower,
intelligence and operational resources. Indiscriminate mass firepower, on the other
hand, is more likely to be used where these requirements cannot be met. Third, a
lack of restraints on coercion does not by itself ensure success. Repression is most
likely to suppress insurgent violence if it is used on a massive scale. Small and even
medium-scale repression is likely to be inflammatory or simply ineffective.
The Russian case also highlights a number of puzzles yet to be resolved. It re-
mains unclear, for instance, why Russia has been an outlier in so many areas. It
faced an average of one insurgency every four years, yet managed to defeat 85.7
percent of these opponents. Historically, it was expert in rapidly crushing insurrec-
tions, yet recently it has struggled to contain several protracted conflicts.
Allzu sehr wird der querschnittlich beachtliche Erfolg der Russen im Bereich COIN einfach auf "Brutale Gewalt", "Unterschliedsloses Niedermorden", "Folter" usw abgeschoben und damit diskreditiert. Tatsächlich aber zeigt gerade eben die Erfahrung der Russen in diesem Bereich, dass dies für sich selbst völlig unzureichend ist. Gerade Russland war und ist fähiger darin lokale Eliten mit recht geringem Einsatz auf seine Seite zu bringen oder in die eigenen Kriegsziele einzubinden. Und dann den Sieg dieser lokalen Eliten zu befördern. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die russische Geschichte dieser Art von Kriegsführung und dort wo dies nicht gelang (bspw Afghanistan) verloren die Russen trotz der Anwendung extremster Gewalt. Es ist die klassisch imperalistische Ausrichtung welche querschnittlich erfolgreicher war, analog zur Vorgehensweise des britischen Empire in früheren Jahrhunderten (das zugleich auch extremste Gewalt anwandte und von Völkermord zu Völkermord marschierte). Es ist also ein Verbund von mehreren Faktoren, welcher die russische Doktrin ausmacht, und deren vorderster nicht die Gewalt ist, sondern das Selbstverständnis als ein Imperium, im Gegensatz zu einem Nationalstaat. Gerade weil in den Jahren ab dem Ende der Sowjetunion Russland aber immer weitergehend von einer Imperialen Kultur zu einer Nationalistischen Kultur übergegangen ist, gerade deshalb hat Russland in diesem Bereich nachgelassen.
Bezüglich der Anwendung von organisierter Gewalt ist der russische Ansatz nicht Bevölkerungszentrisch, sondern Elitenzentrisch ausgerichtet und hat darüber hinaus das Primat vor allem anderen in der Vernichtung der lebendigen Wehrkraft des Gegners, also in seiner tatsächlichen Abnutzung. Darin liegt ein erheblicher Unterschied zu allen aktuellen westlichen Doktrinen in diesem Kontext mit Ausnahme der französischen Doktrin (in ihrer ursprünglichen Form; in der sie insbesondere aber auch eine Bevölkerungsbezogene Doktrin war und ist).