(Zweiter Weltkrieg) Die Kokoda-Track-Kampagne 1942
#2
Es war meiner Meinung nach weniger eine Unterschätzung des Geländes und der Umweltbedingungen, als vielmehr eine für das kaiserlich japanische Heer in dieser Zeit sehr typische Missachtung der Logistik, welche hier den Ausschlag gab. Die japanischen Offiziere wussten, dass der Nachschub durch das Terrain dort zusammen brechen würde. Sie gingen aber trotzdem wie von selbst davon aus, dass man trotz völlig unzureichender Logistik siegen kann. Das ist grundsätzlich ein japanisches Problem in dieser Zeit gewesen, nicht nur dort, sondern de facto überall. Man setzte Truppen unter Umständen ein, welche vorher richtig eingeschätzt wurden, und ging trotzdem davon aus, dass man den Sieg schon irgendwie erzwingen könnte. Das hatte damals sehr viel mit der miitärischen Kultur innerhalb des japanischen Heeres zu tun. Man glaubte ganz fest daran, dass man mit genug Willen und Radikalismus auch in den aussichtslosesten Situationen entgegen aller Umstände siegen könne und selbst wenn es noch so sehr nach Niederlage aussah oder diese hoch wahrscheinlich war, trotzem am Ende ein Sieg durch bloßen Willen erzwingbar sei.

Hier übrigens noch die Gliederung der eingesetzten japanischen Einheiten, der sogenannten Nankai Task Force:

Stabseinheit der 55. Division
144. Infanterie-Regiment
41. Infanterie-Regiment (der 5. Division)
3. Panzerabwehr-Kompanie (des 55. Kavallerie-Regimentes)
1. Bataillon des 55. Gebirgs-Artillerie-Regimentes
2. Kompanie des 55. Transport-Regimentes
Divisions-Sanitätseinheit der 55. Division
11. Pionier-Einheit (der 55. Division)
14. selbstständiges Pionier-Regiment
15. selbstständiges Pionier-Regiment
4. selbstständige Pionier-Kompanie
47. Feld-Luftabwehr-Bataillon (-1 Kompanie)
Konstruktionseinheit der 55. Division
1. Brückenpionier-Kompanie (der 9 Division)
88. Fernmelde-Kompanie (- 1 Zug)
24. Fernmelde-Regiment
zwei selbstständige Funk-Züge
38. selbstständiges Transport-Bataillon
212. selbstständige Transport-Kompanie
Veterinär-Einheit der 55. Division
16. selbstständige Veterinär-Einheit (-1 Zug)
17. Wasseraufbereitungs-Einheit
24. Wasseraufbereitungs-Einheit
55. Wasseraufbereitungs-Einheit

Auffällig ist das für die Japaner zu diesem Zeitpunkt heillose Durcheinander an Einheiten (es wurden ständig neue Task-Forces zusammen gestückelt, die ganze Struktur des japanischen Heeres war aber auch spezifisch dafür gut geeignet durch die vielen selbstständigen Kleineinheiten), daher auch folgerichtig viele solche selbstständigen Einheiten und das deutliche Fehlen von ernsthafter Artillerie. Letztgenannter Punkt zeigt bereits auf, dass die japanische Führung um das Gelände wusste, denn sie hätte von Rabaul deutlich mehr Artillerie haben können. Stattdessen forderte man zusätzliche Pioniere an, auch dass ein klarer Hinweis.

Und dann sollte man noch anführen, dass die Australier ja eben nicht den extrem erschöpfenden Anmarsch hatten wie die japanischen Truppen und zahlenmässig auch weit überlegen waren. Und auch das war der japanischen Führung klar. Allein die Garnison von Port Moresby, dem Ziel der Japaner am südlichen Ende des "Tracks" umfasst schon ungefähr 28.000 Soldaten, welche die Japaner mit nur 13.000 Mann ohne ausreichend Artillerie aus stark ausgebauten Defensivstellungen werfen wollten. Für die gesamte Artillerie der Kampfgruppe hatte man beispielsweise nur ein paar hundert Schuss dabei, welche komplett auf dem Rücken normaler Infanteristen getragen wurden, dass komplette Gebirgsartillerie-Regiment hatte zum Beispiel nur 200 Schuss.

Auch wenn sie ihr Ziel gar nicht erreichten waren die Leistungen der japanischen Soldaten bei diesen Kämpfen im Gebirgsdschungel schier übermenschlich. Entsprechend gab es auch ohne Ende Verluste durch völlige Überanstrengung und extremste Überforderung, man ließ Einheiten einfach im Kampf bis sie vollständig vernichtet wurden, versorgte Verwundete nicht zwang die Soldaten ohne Essen, ohne ausreichend Munition und ohne jede Chance immer weiter anzugreifen und umgekehrt genommene Stellungen gegen Angriffe weit überlegener australischer Großkampfverbände unter allen Umständen zu halten, was dann wiederum horrende Verluste erzeugte. Irrsinnig sind auch die Marschleistungen, wobei die Japaner über eine Strecke von ungefähr 90 Kilometern und insgesamt um die 5500 Höhenmeter de facto alles auf dem Rücken schleppten und dass in einem extrem feucht-heißen Klima, mit völlig unzureichender Lebensmittel und Trinkwasserversorgung.
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Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Schneemann - 04.01.2022, 23:30
RE: Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Quintus Fabius - 04.01.2022, 23:51

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