26.01.2022, 14:29
Diese Meldungen aus der Presselandschaft von bzw. direkt durch Verbündete sind irgendwo nachvollziehbar, gerade auch in Polen ist es so, dass man berechtigte Sorgen hat (man lästert in einigen Politbereichen dort gerne über Deutschland, sagt aber zugleich auch, dass man lieber ein Deutschland sehen würde, das etwas macht, als eines, das nichts macht - gab ja auch die Rede von Sikorski 2011). Und in der Tat ist die deutsche Außenpolitik von teils erheblichen Widersprüchen und auch von manch nationalem Alleingang gezeichnet. Das ist einerseits nicht gut, wirft es doch ein nicht unbedingt gutes Bild auf uns, was unsere Bündnistreue angeht (besser: man kann dies hineininterpretieren).
Allerdings frage ich mich andererseits auch, was wir denn wollen? Und ob es andere Staaten nicht ähnlich machen? Ich selbst bin überzeugter Atlantiker und stehe dem Kreml sehr skeptisch gegenüber, deswegen fände ich es gut, wenn wir uns Seite an Seite mit den USA und auch Polen etc. gegen die aktuelle russische Bedrohung positionieren und weniger herumlavieren. Das bedeutet nun nicht, dass ich manche Signale aus Moskau nun nicht sehen will oder übergehen möchte (das Thema wurde ja auch schon angeschnitten; und ja, man muss auch miteinander reden, aber eben nicht verbiegen vor dem Hintergrund einer Drohkulisse wie aktuell - egal, ob der Kreml nun einen Krieg plant oder nicht [auch hier gibt es ja Zweifel]).
Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass man es nie recht machen kann. Würde Deutschland nun Waffen nach der Ukraine liefern würde oder gar Truppen dorthin verlegen und Nordstream 2 einmotten, dann würde sehr rasch der Vorwurf im Raume stehen, Deutschland "gebe sich auf", verstümmelt seine nationalen Interessen, lässt sich erpressen oder läuft kritiklos den USA hinterher. Und umgekehrt: Wenn Deutschland nun keine Waffen liefert, dann ist von Verrat an den Verbündeten die Rede und davon, dass man den Deutschen nicht trauen könne. Und wenn wir herumtaktieren und abwarten (was ich persönlich allerdings nicht sonderlich geschickt finde), dann sagen irgendwie alle - egal ob eher atlantisch oder nichtatlantisch oder ob links oder rechts geprägt -, dass Deutschland ein unsicherer Kantonist ist oder nicht ernst zu nehmen sei. Was man auch macht, man hat es also als Siegfried echt nicht leicht...
Abgesehen davon würde ich die gegenwärtigen Töne mancher Politologen oder Politiker auch nicht überbewerten; so sind die aktuellen Töne in der Presse relativ harmlos, ich erinnere mich noch gut, was die US-Presse über uns schrieb, als wir 2003 nicht mit in den Irak ziehen wollten...
Schneemann
Allerdings frage ich mich andererseits auch, was wir denn wollen? Und ob es andere Staaten nicht ähnlich machen? Ich selbst bin überzeugter Atlantiker und stehe dem Kreml sehr skeptisch gegenüber, deswegen fände ich es gut, wenn wir uns Seite an Seite mit den USA und auch Polen etc. gegen die aktuelle russische Bedrohung positionieren und weniger herumlavieren. Das bedeutet nun nicht, dass ich manche Signale aus Moskau nun nicht sehen will oder übergehen möchte (das Thema wurde ja auch schon angeschnitten; und ja, man muss auch miteinander reden, aber eben nicht verbiegen vor dem Hintergrund einer Drohkulisse wie aktuell - egal, ob der Kreml nun einen Krieg plant oder nicht [auch hier gibt es ja Zweifel]).
Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass man es nie recht machen kann. Würde Deutschland nun Waffen nach der Ukraine liefern würde oder gar Truppen dorthin verlegen und Nordstream 2 einmotten, dann würde sehr rasch der Vorwurf im Raume stehen, Deutschland "gebe sich auf", verstümmelt seine nationalen Interessen, lässt sich erpressen oder läuft kritiklos den USA hinterher. Und umgekehrt: Wenn Deutschland nun keine Waffen liefert, dann ist von Verrat an den Verbündeten die Rede und davon, dass man den Deutschen nicht trauen könne. Und wenn wir herumtaktieren und abwarten (was ich persönlich allerdings nicht sonderlich geschickt finde), dann sagen irgendwie alle - egal ob eher atlantisch oder nichtatlantisch oder ob links oder rechts geprägt -, dass Deutschland ein unsicherer Kantonist ist oder nicht ernst zu nehmen sei. Was man auch macht, man hat es also als Siegfried echt nicht leicht...
Abgesehen davon würde ich die gegenwärtigen Töne mancher Politologen oder Politiker auch nicht überbewerten; so sind die aktuellen Töne in der Presse relativ harmlos, ich erinnere mich noch gut, was die US-Presse über uns schrieb, als wir 2003 nicht mit in den Irak ziehen wollten...
Schneemann