18.01.2022, 15:28
(18.01.2022, 12:56)Quintus Fabius schrieb: Die Pershing sollte nun im weiteren auch keine taktischen Nuklearwaffen transportieren, sondern Sprengköpfe mit einem vielfachen der Hiroshima Bombe. Das wäre nicht vergleichbar.
Man hat ja gerade wegen dem strategischen Charakter der Pershing I die Pershing II entwickelt, den Sprengkopf übrigens aus der B61, und nach der Abrüstung wurden diese auch wieder in B61 eingesetzt. Insofern doch, das ist schon sehr gut vergleichbar. Aber unabhängig davon, glaubst du, das würde einen gesellschaftlichen Unterschied machen? Oder einen politischen?
Zitat:Politisch ausgeschlossen kann ich dir zustimmen
Damit ist das Thema doch letztlich durch. Welchen sinnvollen Nutzen dies hätte, da haben wir vermutlich keinen Dissenz.
Eher wäre es überlegenswert, wenn man gänzlich andere Wege gehen möchte, einen neuen Dialog mit Frankreich zu suchen und eine europäische nukleare Teilhabe zu schaffen. Dafür würde sich kurzfristig schon eine Möglichkeit finden lassen, sinnvoll zu partizipieren, während langfristig dann auch das NGF und FCAS als ganzes auf einem solideren Fundament stünde. Aber auch der Gedanke passt vermutlich besser ins Thema zur Nuklearen Teilhabe, als hier hin, denn für realistisch halte ich das zumindest kurzfristig eh nicht.
Zitat:aber warum würde das die Büchse der Pandora öffnen und Deutschland in Europa isolieren?
Ohne das jetzt hier zu weit zu führen, aber mein Eindruck, auch basierend auf dem, was rund um die Aufkündigung des INF-Vertrags passierte, ist eine klare europäische Ablehnung solcher Waffen, sowohl in Europa, aber auch weltweit. Wenn nun ein europäischer Staat entsprechende Waffen offiziell einführt, dann untergräbt das nicht nur die entsprechenden Abrüstungsbemühungen (und erlaubt alle möglichen Legitimationen), sondern würde auch zu einem Riss in der europäischen Sicherheitspolitik führen.
Zitat:Wie soll der Tornado-Ersatz überhaupt in Osteuropa kämpfen, wenn es dort gar nicht die Grundlagen dafür gibt ihn in ausreichender Stückzahl einzusetzen?
Wenn es dir um die grundsätzlichen infrastrukturellen Voraussetzungen (also Flugplätze) geht, da habe ich ja schon angesprochen, dass dieses Thema viel stärker in den Fokus rücken sollte. Die generellen Möglichkeiten sind ja durchaus vorhanden, wie andere Nationen zeigen, man muss halt nur wieder den Willen zu einer echten Bündnisverteidigung zeigen, und sich nicht auf Lippenbekenntnisse und Technologie verlassen.
Was die speziellen Anforderungen der einzelnen Typen angeht, wieso sollten diese in Osteuropa nicht vorhanden sein? Und typabhängig ist die Frage nicht, es gibt nur verschiedene Ebenen des Aufwands je nach der Einsatzdauer, das gilt aber für alle Muster. Bei dem Aufschrei hinsichtlich der besonderen Anforderungen der F-35 wurde vielfach vergessen, dass es nicht um generell deutlich höhere, sondern in erster Linie andere Anforderungen geht, was bei einem solchen Wechsel keine Überraschung darstellt. Das wird beim NGF beispielsweise auch nicht groß anders sein, schon der Eurofighter brauchte entsprechende Anpassungen an der dauerhaften Flughafeninfrastruktur (und Neubeschaffungen zum Einsatz abseits dieser Infrastruktur).
Unsere Luftwaffe ist inzwischen regelmäßig im Baltikum im Einsatz, dieses Jahr hat der Beitrag in Rumänien begonnen, die Tornados standen lange Zeit in der Türkei, Jordanien oder Italien. Die Zahl der Verlegeübungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, man ist inzwischen häufiger und weiter unterwegs, auch abseits bekannte, jahrzehntelanger Strukturen (bspw. Übungen in den USA), in denen man beispielsweise auf bereits vorhandenem aufbauen konnte. Im September geht es für die Luftwaffe nach Australien (geplant mit sechs Eurofightern, drei A330 MRTT und drei A400M), zukünftig soll es regelmäßige Verlegungen zu Übungen in den Pazifikraum gehen. Grundsätzlich sehe ich kein Problem darin, in einem Konflikt auch größere Einheiten nach Osteuropa zu verlegen. Die Infrastrukturprobleme, und da wiederhole ich mich, werden eher grundsätzlicher Natur sein. Das ist aber Missionsunabhängig ein Problem.
Mit einer Tankstelle im gesicherten Luftraum können unsere Maschinen weit nach Osteuropa hinein operieren, in jeder Rolle, also auch für die NT. Eine F-35, die über Westpolen betankt wird, könnte dir theoretisch (also im optimalen Profil) die Bombe bis nach Moskau schmeißen. Deshalb bewerte ich die Luftbetankungsfähigkeit ja so hoch, sie erst ermöglicht den Einsatz unserer Luftstreitkräfte aus maximaler Frontferne. So war übrigens auch der heiße Einsatz der von dir geschätzten Mirage IV geplant, nach dem Start in Frankreich per Luftbetankung, auch im Buddy-Buddy-Verfahren, bis tief hinter den Eisernen Vorhang. Das Prinzip hat sich heute nur bedingt verändert.
Um aber mal wieder maximal-realistisch zu werden, ich bin sehr gespannt, was bei der nun angestrebten Prüfung heraus kommt. Auch wenn hier ja schon der Champagner für die F-35 geöffnet wird, mir scheint, es geht nur darum eine vollständige Ersatzlösung durch Eurofighter zu prüfen. Wie die Situation aussieht, und dass ich da durchaus meine Zweifel habe, habe ich ja dargelegt. Es wird trotzdem interessant sein, wie das mit deutlich mehr internas bewertet wird. Ich hoffe, dass sich eine Möglichkeit ergibt, es wäre aber wirklich ein sarkastisches Ende, wenn am Ende dann doch die Super Hornet bestellt werden würde. Mit oder ohne Growler.
