14.06.2022, 18:48
NZZ:
Zitat:Mehr als 250 Millionen Menschen stehen bereits am Rande einer Hungersnot. Die hohen Kosten für Grundnahrungsmittel haben die Zahl derer, die fürchten müssen, nicht genug zu essen zu haben, bereits um 440 Millionen auf 1,6 Milliarden steigen lassen. [...]
Laut Schätzungen des ukrainischen Staates und von Agrarfirmen werden rund 20 Millionen Tonnen Weizen anfallen. Im vergangenen Jahr waren es 32 Millionen Tonnen gewesen. Die Menge ist gesunken, weil Felder vermint sind oder der Krieg die Bestellung verhinderte. Rund 10 Millionen Tonnen Weizen benötigt die Ukraine, um die eigene Bevölkerung zu versorgen. Für den Export stehen somit 10 Millionen Tonnen zur Verfügung. [...]
Auf der ganzen Welt sind Menschen darauf angewiesen. 2020 betrug der Anteil der Ukraine am weltweiten Handel mit Weizen laut der Uno-Organisation für Handel und Entwicklung 8 Prozent. Bei Mais waren es 13 Prozent, bei Sonnenblumenöl und Saatgut sogar 32 Prozent. Insgesamt ernähren diese Produkte laut dem Direktor des Welternährungsprogramms 400 Millionen Menschen. [...]
Getreide kann zwar monatelang aufbewahrt werden, die Lagerung muss aber an einem trockenen Ort mit konstanter Luftfeuchtigkeit erfolgen. Weil es kaum Platz gibt für die nächste Ernte, müssen die Lagerbestände dringend aus dem Land gebracht werden. Aber das ist derzeit nicht möglich. Traditionell hat die Ukraine Industrie- und Agrargüter über die Häfen am Schwarzen Meer exportiert, 90 Prozent der Getreideausfuhren wurden so transportiert. [...]
Im Mai hat die Ukraine auf dem Landweg rund 1,5 Millionen Tonnen Getreide in die EU ausgeführt. Laut Angaben der Regierung ist eine Steigerung auf 2 bis 3 Millionen Tonnen möglich. In normalen Zeiten exportiert das Land allerdings 10 Millionen Tonnen Getreide über die Häfen. [...]
Unterdessen wirft das Land Russland vor, den Weizen in den besetzten Gebieten zu konfiszieren. Der ukrainische Landwirtschaftsminister Mikola Solski sagte im Mai, die Russen hätten zwischen 400 000 und 500 000 Tonnen Weizen beschlagnahmt. Ein Grossteil davon wird wohl nach Syrien verschifft. Die Regierung des Landes ist mit Russland verbündet. Wegen der hohen Weltmarktpreise ist Weizen eine attraktive Beute.