Deutsch/Französische Zusammenarbeit Sicherheit
#20
Wir gehen da meiner Ansicht nach in ganz vielem d'accord. Auch meine Wenigkeit betont ja seit Jahren die alles entscheidende Wichtigkeit einer langfristigen, nachhaltigen und erheblichen "Binnennachfrage" durch die europäischen Streitkräfte selbst. Man kann mir sicher alles mögliche vorwerfen, aber keineswegs, dass ich nicht seit jeher die massivest mögliche Aufrüstung gefordert habe, und dass diese auch über längere Zeiträume hinweg durchgehalten werden muss. Den nur hier und jetzt haben wir noch die Mittel dafür, schon Morgen - so meine Befürchtung - werden wir das dann notwendige Maß der Aufrüstung nicht mehr stemmen können.

Damit würde dann auch die Frage der Exporte entsprechend gar nicht mehr so relevant sein.

Der primär Unterschied den ich zwischen unseren Auffassungen ausmachen kann ist die Bewertung einer elitären französisch-deutschen Sonderbeziehung. Ich halte nicht viel von der Idee irgendwelchen anderen europäischen Nationen auf Augenhöhe begegnen zu wollen, denn wir sind nicht auf Augenhöhe mit ihnen und werden es nicht sein. Wir werden von einem Gros dieser Nationen nicht einmal ansatzweise geachtet sondern nur als möglichst weitgehend ausnützende Entinität gesehen, die man ansonsten in jeder Weise ablehnt. Diese grundsätzliche Anti-Deutsche Haltung in weiten Teilten der EU kann meiner Auffassung nur durch ein übermächtiges Gewicht, und für einen Anfang durch eine gewisse kritische Masse überwunden werden, und diese können weder Frankreich noch Deutschland alleine bilden, diese könnten wir aber beide zusammen aufbringen.

Polen und das MGCS sind dafür ein gutes Beispiel. Die Polen haben sich ja nicht allein deshalb gegen das MGCS Programm entschieden, weil wir nicht ausreichend deren Interessen berücksichtigt hätten, weil wir nicht ausreichend auf Augenhöhe mit ihnen umgehen, sondern aus ganz knallharten nationalen Interessen, welche die Polnische Regierung über die EU stellt und über alles andere, ohne zu erkennen, wie verfehlt diese Auffassung in Bezug auf die Herausforderungen der Zukunft ist. Entsprechend kann man natürlich nun versuchen jedem solchen Staat wie Polen weitergehend entgegen zu kommen, dann wird aber trotzdem nichts dabei heraus kommen, weil diese ganzen Staaten sich untereinander ganz genau so erheblich in ihren Interessen und Zielsetzungen entscheiden: machen wir es den Polen recht, sind Spanien und Italien nicht dabei, gehen wir auf die Ungarn ein, scheitern wir bei Rumänien und Bulgarien (die Beispiele sind rein fiktiv, sie sollen nur aufzeigen, wie hier grundlegend der Mechanismus wäre).

Kurz und einfach: wenn man versucht JEDEM auf Augenhöhe zu begegnen ist dies nicht nur keine Lösung, man kann dies auch gar nicht leisten, ohne dass irgend jemand anders sich dann doch nicht auf Augenhöhe behandelt fühlt. Der Versuch es allen möglichst weitgehend recht zu machen kann daher nur scheitern.

All die genannten absolut notwendigen Schritte lassen sich daher meiner Überzeugung nach nicht in einer solchen kooperativen Weise mit zu vielen Mitspielern lösen, gleichgültig ob man ein gemeinsames Streitkräftekonzept anstrebt, oder auf willkürliche Anforderungen verzichtet, zunächst muss eine kritische Masse hergestellt werden, welche dann dem folgend ein Übergewicht erhält. Der Rest folgt dann, weil dann die veränderte Situation das folgen für ihn zur besten Option macht.

Deshalb müssten zuerst Frankreich und Deutschland ihre Differenzen so schnell wie möglich ausräumen, und dem folgend müsste meiner Ansicht nach unabhängig von den beiden nationalen Streitkräften eine vollständig neue Französisch-Deutsche Armee aufgebaut werden, welche dann den Kern der EU Armee bildet, welche daraus erwächst. Die Gründung einer solchen neuen gemeinsamen Scara würde es auch ermöglichen, vom Reißbrett aus komplett neue Strukturen zu bauen, welche den Anforderungen der Zukunft dann besser entsprechen. Ein völliger Neuanfang also! Eine neue Armee, welche dann auch ganz konkret bereits als Europäische Streitkraft betitelt würde.

Stattdessen ist die Realität, dass der Schwerpunkt verloren geht, die Kräfte verkleckert werden und man am Ende gar nichts erreichen wird, weil zwei Länder sich voneinander entfernen, statt zusammen eine vollständig neue gemeinsame Streitmacht aufzustellen. Es wird dann völlig gleich sein, ob irgendwelche anderen Klein-Staaten mit uns kooperieren oder nicht, daraus werden keine kriegsfähigen Strukturen erwachsen.
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RE: Wie sich Deutschland von Frankreich entfernt - von Quintus Fabius - 05.09.2022, 19:38

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