(Allgemein) Bundeswehr im Sudan
#69
Zitat:Um mal etwas spezifischer beim Sudan zu bleiben: es gibt dort kein DIE im Sinne einer Fraktion. Als da wären Typ 1: die sudanesische Regierungs"armee", auf welche man ja bei der Operation getroffen ist. Dann ihre Gegner. Dann Typ 2: irgendwelche lokalen Machtgruppen (Milizen, OK, Terroristen) und dazu dann noch Typ 3: irgendwelche kaum kalkulierbaren Einzeltäter / Kleingruppen.

Was heißt nun robust auftreten im Kontext der verschiedenen möglichen Gegner mit welchen man dort konfrontiert sein könnte?! Je nach Typ von Gegner benötigt man eine ganz andere Skalierung. Es ist beispielsweise praktisch kaum machbar sich ernsthaft gegenüber den aktuell kämpfenden Hauptfraktionen mit Gewalt durchzusetzen. Das würde die gesamte Evakuierung fast automatisch zum scheitern bringen. Bei lokalen Machtgruppen kann es hingegen auch mit einer geringeren Truppenzahl (verstärkte Kompanie) funktionieren. Und die dritte Gruppe ist etwaig überhaupt nicht abschreckbar, weil sie völlig irrational handelt (unter Drogen stehender Heckenschütze der einfach mit seiner AK von oben her in einen Mungo hinein hält usw.)

Die richtige Skalierung und die richtige Vorgehensweise zu wählen ist daher sehr schwierig / recht elaboriert.

Solche Operationen werden und müssen daher auch immer durch politische / diplomatische Maßnahmen begleitet und massiv unterstützt werden. Also nimmt man auf diplomatische Weise (bis hin zu direkter Bestechung) Einfluss auf die Hauptfraktion(en) und dann benötigt man auch keine komplette Luftlandebrigade zuzüglich Luftstreitkräften / Kampfflugzeugen usw. um sich robust durchzusetzen - denn das wäre die kleinste Größenordnung von welcher wir hier sprechen wenn wir uns robust gegen die sudanesische Regierungsarmee durchsetzen wollten.

Lokale Machtgruppen kann nun auch eine der Hauptfraktionen für uns niederhalten, und schon kann man die gesamte Angelegenheit wesentlich klandestiner durchführen.

Und das senkt das Risiko für ein Desaster statt es zu erhöhen.

Schlussendlich benötigt man eine sichere Basis (Flugfeld etc) und dann führt man die Evakuierung von dieser aus möglichst unauffällig durch. Eine verstärkte Kompanie Fallschirmjäger in Mungos ist das Gegenteil von unauffällig und provoziert regelrecht, dass man sie angeht, um damit politische / strategische Effekte zu erzielen.

Beispielsweise haben wir im Sudan ja zwei gegeneinander kämpfende relativ starke Machtfraktionen. Die eine könnte nun auf den Trichter kommen, dass die andere von der Evakuierung politisch profitiert und daher auf die Idee kommen die Evakuierung anzugreifen, wobei man einen solchen Angriff auch als schwarze Operation dann der Gegenseite oder einer feindlichen lokalen Machtgruppe in die Schuhe schieben kann. Und schon sitzt in einem Vorort von Khartoum eine Kompanie Fallschirmjäger fest und die Probleme vor Ort verfielfachen sich, weil man nun auch die Fallis evakuieren kann.

Zusammenfassend: gerade bei der Lage im Sudan ist eine robuste Evakuierung bei der man robust auftritt und sich "durchsetzt" (was auch immer das konkret bedeuten soll) deutlich nachteiliger und wesentlich risikoreicher als eine möglichst klandestine Evakuierung welche die örtlichen Gruppen möglichst "wenig stört". Und selbst das benötigt bereits eine immense Menge an Beteiligten und Leuten vor Ort. Man unterschätzt immer meiner Meinung nach wieviele Mann man einsetzen muss, selbst wenn der Abtransport vor Ort dann nur von einigen wenigen Angehörigen von Sondereinheiten durchgeführt werden sollte.

Beispielsweise heißt es ja, die Bundeswehr habe "im Sudan" für die Evakuierung an die 1000 Mann eingesetzt. Davon war aber der größte Teil natürlich nicht direkt im Sudan bei der unmittelbaren Evakuierung, auch wenn dass die Massenmedien so darstellen. Im Sudan selbst sind "nur" drei A400M gelandet, diese haben dann die zu evakuierenden aufgenommen. Wie wenige Soldaten dann maximal vor Ort im Sudan operiert haben kann sich jeder selbst ausrechnen. Und die sind dort übrigens mit einer offiziellen Landegenehmigung der Sudanesen gelandet, von wegen also robustes Auftreten und sich durchsetzen. Die simple Wahrheit ist, dass man bei solchen Operationen teilweise sehr weitgehend auf die Kooperation von Machtgruppen vor Ort angewiesen ist und deren Einbindung einen wesentlichen Teil der Operation darstellt. Entsprechend haben sich viele der Evakuierten ja auch einfach selbst zum Flugfeld begeben.

Die Idee, dass da ein Fallschirmjäger-Regiment mit allem Gerödel sich robust durchsetzend vom Flugfeld in die Innenstadt von Khartoum begibt um dann von dort die zu Evakuierenden sich robust durchsetzend heraus holt, ist halt (leider) einfach nur abenteuerlich. Das würde nicht mal mit einem kompletten Regiment so funktionieren. Am Ende würden die Sudanesen einfach nur die A400M abschießen und es säßen alle fest.
Männer die von der Grenze wiederkehrten b

Ich habe in meinem Post darauf hingewiesen wo man Sich Infos holen kann. Anhand des Textes merkt man das es nicht gemacht wurde sonst wäre der Unterschied zwischen schneller und robuster Evakuierung bekannt. ich vermute mal das die Erfahrung eines realen Gefechtes gegen null gehen . Sonst würden auch solche Zeilen nicht entstehen
Zitat:Heckenschütze der einfach mit seiner AK von oben her in einen Mungo hinein hält usw.
Das sind infanteristische Grundlagen das sowas nicht passiert . Das beste Beispiel wurde hier auch schon benannt , Mogadischu . Einfach mal kräfteansatz und Verluste vergleichen . Noch dazu gab es vermeidbare Verluste. Man kann auch Kolwezi als Beispiel nehmen. Ansonsten Klinke ich mich hier vorerst aus , das wird mir zu surreal .
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