(Allgemein) Bundeswehr im Sudan
#75
Das Problem ist meiner Meinung nach, dass man sich mit solchen vorgefertigten Prozedere im Echteinsatz dann eben zur sehr auf den Prozess selbst und nicht auf das eigentliche Ziel festlegt. Der Prozess selbst wird dann zum Auftrag, und der Prozess selbst wird das Ziel. Und damit geht vor allem anderen die Flexibilität verloren und die Anpassungsfähigkeit. Und gerade letztere ist bei solchen Aufträgen meiner Überzeugung nach absolut wesentlich.

Ein Beispiel: wenn man die Bürger selbst holt und zum Flugfeld bringt, ist es per Bundeswehr-Definition eine robuste Evakuierung. Was aber wenn ich sage, dass auch dies eine schnelle Evakuierung sein kann und sollte ?!
Und man eben dann nicht mit mehr Waffen, mehr Fahrzeugen und mehr Soldaten agieren sollte, sondern ganz im Gegenteil.

Und umgekehrt: kommen die Bürger selbst zum Flugfeld, ist es per Bundeswehr-Definition eine schnelle Evakuierung. Was aber wenn ich nun sage, dass man auch für eine solche unter bestimmten Umständen eine erhebliche Menge an schwerbewaffneten Truppen benötigt ?!

Es kann auch bei der schnellen Evakuierung zu massiven Kämpfen kommen und umgekehrt bei einer robusten Evakuierung zu einer möglichst klandestinen, komplett kampffreien Extraktion der zu Evakuierenden. Man sollte sich eben nicht derart festlegen.

Sondern für den konkreten Einzelfall eben immer spezifische Einzellösungen anstreben. Den ansonsten landet man bei einer zu starken Prozessorientierung. Und genau das meine ich bei der Bundeswehr, allen Reden über Auftragstaktik zum Trotze wahrzunehmen, dass alles Reden über Auftragstaktik usw. zu Worthülsen verkommt und man immer steifer versucht Prozesse abzuspulen so wie sie vorgegeben werden.

Jede Art von Krieg und auch alle solchen Einsätze sind aber absolutes Chaos. Entsprechend muss man rücksichtslos opportunistisch sein, höchst anpassungsfähig, und man muss vor allem in der Lage sein in diesem Chaos zu operieren und auf diesem noch aufzubauen und es für die Erreichung des Zieles auszunützen. Das geschieht meiner Meinung nach in der Bundeswehr immer weniger. Stattdessen herrschen Judikatur und Bürokratismus vor. Und militärisch gesehen eine zu starke Prozessorientierung.
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