30.06.2023, 10:40
Zitat:Zweifelsohne müssen wir uns auf einen Krieg gegen Russland vorbereiten, aber die Begründung, dass wir deshalb jetzt zeitnah eine schwere Brigade an einer völlig falschen Position in Litauen aufstellen müssen weil Wagner jetzt in Weißrussland ist, diese Begründung ist einfach nur aberwitzig / absurd.Ich bin mir nicht sicher, ob wir einen Krieg gegen Russland als funktionierendem Staat in absehbarer Zeit führen müssten, eher rechne ich mit bürgerkriegsähnlichen Umständen dort und einer Bedrohung u. a. Litauens nicht durch die gesamte russische Armee, sondern eher durch Gruppen wie Wagner und ggf. irgendwelche Warlords.
Zitat:Und dein Vertrauen in unsere sofortige, absolute und uneingeschränkte Seeherrschaft über die Ostsee in allen Ehren, weder wird der Nachschub über die Ostsee nach Ausbruch der Kampfhandlungen sofort ausreichend zur Verfügung stehen, noch wird er von den Häfen im Baltikum ausreichend die an der Grenze frontal vorwärts verteidigende Brigade erreichen, noch wird sich diese über die Ostsee zurück ziehen können, vor allem das letztgenannte nicht. Dazu reichen allein schon ausreichend Seeminen, unkonventionelle Angriffe von zivilen Schiffen aus, und entsprechend von Land aus eingesetzte Raketen hoher Reichweite sowie der Umstand, dass wir nicht mit absoluter Sicherheit gleich von Beginn an die Luftherrschaft über dem Baltikum haben werden, dass wird meiner rein persönlichen Meinung nach nämlich auch einige Wochen dauern, bis wir die Russen diesbezüglich komplett niederhalten.Das wäre jetzt zwar eigentlich ein anderer Themenbereich, aber nach dem Beitritt Schwedens und Finnlands zur NATO gehe ich von aus, dass die Ostsee innerhalb weniger Tage weitgehend gesichert wäre.
Wichtig in diesem Sinne - und das wäre der einzige Punkt, wo ich deine Einwände hierzu als berechtigt ansehe - wäre allenfalls die Neutralisierung der Raketen in Kaliningrad (darauf hatte ich in anderen Strängen schon mehrmals hingewiesen).
Ansonsten aber:
- Seeminen werden hier wenig bewirken (im Gegenteil, es dürfte der NATO leichter fallen, den Finnenbusen mit Minen abzuriegeln als umgekehrt die Baltenflotte die Seerouten ins Baltikum blockieren könnte). Zumal es kaum mehr Schiffe mit reinen Minenlegekapazitäten bei der Baltenflotte gibt (man müsste also improvisieren und z. B. Minensucher etc. einsetzen);
- unkonventionellen Angriffen von zivilen Schiffen aus rechne ich keinerlei große Auswirkung zu; man weiß im Normalfall, welcher Tanker, Fähren, Frachter etc. nach oder von Russland aus unterwegs sind (im Frieden). In Kriegszeiten wäre eine solche Absicht also sehr schnell unterbunden.
- die Luftherrschaft würde vermutlich innerhalb weniger Tage erfochten werden können. Die wenigen Flanker und Fencer wären schnell neutralisiert. Was von Gewicht sein kann, sind die S-300- und S-400-SAMs der 44. Luftverteidigungsdivision in Kaliningrad - da wird man schnell handeln müssen, um unnötige Verluste einzugrenzen (läuft aber bei mir unter "Raketen in Kaliningrad"), aber ansonsten sehe ich keine großen Risiken.
Zitat:Und wo schrieb ich irgend etwas von einem Stoß nach St. Petersburg...Hier habe ich wohl den Ironie-Smiley vergessen...
Zitat:Und ich schrieb von taktischen Nuklearwaffen und man solle nicht glauben, dass ein Krieg gegen Russland stattfinden würde...Das ist aber nun ein Totschlag-Argument: Nur weil ein möglicher Krieg gegen Russland vielleicht mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen einhergehen könnte, mache ich also lieber gar nichts? Genau genommen wäre es dann völlig egal, ob überhaupt Truppen im Baltikum stehen, und das wiederum ergibt in unserem Denkspiel keinen Sinn. Und darüber hinaus ist m. M. n. eh fraglich, ob es ein Krieg gegen Russland als solches wäre oder aber ob es eben nur gegen irgendwelche Söldner oder Warlords geht (was bei einem Zerfall des Staates durchaus im Bereich des möglichen wäre).
Schneemann