15.09.2023, 22:13
Ich nehme mal das hier (Trump +2) zum Anlass für einige lose Gedanke dazu, warum Trump die Wahlen nächstes Jahr durchaus gewinnen könnte.
Ich sage nicht das es so kommt und bin der Ansicht, dass Biden immernoch die besseren Chancen hat; nichtsdestotrotz gibt es einige gewichtige Faktoren die für Trump sprechen und sich gerade auch in den letzten Wochen mehr und mehr herauskristallisieren.
1. Biden is too old
Biden wird am Wahltag 81 Jahre alt sein. Mehr als 75% (!) der US Wähler halten nach repräsentativen Umfragen Biden für zu alt um Präsident zu sein. Weniger als 40% meinen, dass er noch mental fit genug für das Amt ist. Demgegenüber halten nur 56% Trump für zu alt, 54% meinen das er mental leistungsfähig genug ist um Präsident zu sein.
Der Unterschied ist vielleicht nicht riesig aber doch deutlich und dürfte sich angesichts der mittlerweile regelmäßigen Aussetzer Bidens im Zuge des gesteigerten Öffentlichen Interesses während des Wahlkampfes nur vergrößern. Ihr Schwächeanfall am 11.09.2016 war für Hillary Clinton seinerzeit verheerend, ein ähnlich gelagerter Aussetzer Bidens in einem ungünstigen Moment könnte (wird?!) ebenso gewaltige Schäden im Wahlkampf anrichten.
Bei Trump bestünde die Gefahr natürlich genauso.
2. Biden polls badly
Basierend auf RCP: Die Zustimmungswerte von Donald Trump in 2019 lagen bei -9.9 Punkten. Obama lag ihm dritten Jahr seines ersten Terms bei -1.4. GWB 2003 im Jahr vor seiner Wiederwahl bei +23. Biden liegt aktuell bei -12.4. Sprich, er ist im Jahr vor seiner Wiederwahl mindestens ähnlich unbeliebt wie es Trump in 2019 gewesen ist. Tendenz dabei fallend, zuletzt ist er bei drei Umfrageinstituten auf unter 40% gerutscht. Das sind Werte mit denen sich der Amtsinhaber ernsthafte Sorgen um seine Wiederwahl machen würde. Der Umstand, dass global betrachtet Biden immernoch die besseren Chancen haben dürfte liegt allein an seinem Gegner, nicht an seiner Performance.
3. Trump polls extremely strong vs Biden
Im RCP polling tracker liegt Biden aktuell 0.5 Prozentpunkte hinter (!) Trump. Tendenz auch hier fallend, Trump gewinnt aktuell merklich an Boden, was nicht zuletzt auch die verlinkte Fox Umfrage zeigt. Der Punkt ist hier nicht Trump+2, sondern das Trump nach dieses Umfrage bei 48-46 liegen soll. CNN hatte zuletzt auch eine Umfrage mit Trump+1 bei 47-46. Für einen Republikaner sind das verdammt gute Werte:
2019 im Oktober lag Biden vs Trump bei +10. Dieser Wert viel nie tiefer als +4, am Wahltag 2020 dann hieß es Biden +4.5 - und er gewann das Electoral College mit 40.000 Stimmen in den entscheidenden Staaten.
Sprich, die Umfragen sind verglichen mit der letzten Runde wesentlich besser für Trump um es milde auszudrücken. Würde bereits im November gewählt werden... 300+ EV für Trump bei diesen Werten.
4. Trump dominates with unlikely voters
Die Wahlbeteiligung in 2020 lag bei hohen 66%. Das heißt aber auch das dutzende Millionen Amerikaner nicht zur Wahl gehen. Das Meinungsforschungsinstitut Suffolk hat dazu eine Umfrage veröffentlich wonach Trump unter diesen Wähler 20 Prozentpunkte vor Biden liegt. Das sind Werte wie er sie 2016 hatte, 2020 dagegen nicht.
Gelingt es Trump aus dieser Schicht Wähler zu aktivieren wäre das ein gewaltiger Vorteil. Und wenn es einen Republikaner gibt der das schafft, dann Trump.
5. Minorities
016 gewann Hillary 93% der Schwarzen Wähler, Biden gewann sie 2020 mit 90%. Umfrageergebnisse aktuell durch die Bank: Trump liegt bei wenigstens 20%, kann seinen Wähleranteil also mehr als verdoppeln. Eine Illusion? Vielleicht nicht, wenigstens der Obama Spillover Effekt dürfte sich mittlerweile erledigt haben.
Interessant auch, Trump gelang es das Latino Vote von 2016 auf 2020 um 8% zu steigern. Und selbst 2022 wählten nocheinmal mehr Lations Republikanisch. Die Latinos sind die am stärksten wachsende Wählergruppe, haben interessanterweise die schlechteste Wahlbeteiligung (50%) und die Republikanischen Gewinne konzentrieren sich auf kritische südwestliche Staaten wie Nevada, Arizona und Georgia.
6. No Covid
Die Wahl 2020 stand ganz unter dem Eindruck der Pandemie. Ohne Covid wäre Trump aller Wahrscheinlichkeit im Amt bestätigt worden – und das deutlich. Insofern, schon der Wahlkampf 2024 wieder ein sehr anderer sein. Trump wird eine Massenveranstaltung nach der anderen abhalten können während Biden es diesesmal nicht bei Videokonferenzen aus seinem Keller in Delaware belassen kann.
7. Reduced incumbency advantage
Der Präsident genießt normalerweise einen deutlichen Amtsinhaberbonus, entsprechend selten ist es in der jüngeren Geschichte, dass Präsidenten nach einer Amtsperiode abgewählt werden (Bush Senior nach 12 Jahren Republikanischer Herrschaft und Trump). In einem Duell Trump vs. Biden treten effektiv zwei Präsidenten gegeneinander an, Trump ist genauso wie Biden kein unbeschriebenes Blatt und der Wähler weiß im positiven wie negativen genau, wie eine Trump-Präsidentschaft (wieder) aussehen wird.
8. Americans hate paying to lose foreign wars
Das Zögern und die Zurückhaltung der Biden Administration in Sachen Ukrainekrieg ist hauptverantwortlich dafür, dass der Krieg sich so entwickelt wie er es tut und die ukrainische Offensive keinen durchschlagenden Erfolg hatte. Der Umfang der Unterstützung ist hier weniger das Problem, sondern daraus keine Erfolge auf dem Schlachtfeld resultieren und aus Sicht der gemeinen US-Steuerzahlern ein bodenloses Fass aufgetan wurde.
Trump wir das im Wahlkampf auszunutzen wissen und seine Botschaft wird auf fruchtbaren Boden fallen. Mir einer kompromissloseren Unterstützung und deutlicheren Ukrainischen Erfolgen hätte das ganz anders ausgesehen.
9. It’s the economy, stupid
Im Allgemeinen wird erwartet, dass sich das US Wirtschaftswachstum mit dem Ende des aktuellen Post Covid Wirtschaftszyklus und den strukturellen Problemen der chinesischen Wirtschaft in 2024 merklich auf wmgl. nur noch einen halben Prozentpunkt abschwächen wird. Gepaart mit der zu hohen Inflation sind das keine guten Aussichten für Biden – vor allem nicht wenn die Wähler zu dem Schluss kommen, dass es ihnen/der US Wirtschaft unter Trump besser ging. Und geht es nach den aktuellen Erhebungen diesbezüglich sieht es genau so aus.
10. Nobody cares about indictments
Trump nach drei Anklagen in den Augen der Wähler besser dasteht denn je. Man kann davon halten was man will, aber offensichtlich haben seine juristischen Probleme keine negativen Auswirkungen auf seine Umfragewerte. Gelingt es ihm sich weiterhin als Opfer einer politischen Verfolgung zu inszenieren wird sich daran auch nicht mehr viel in negaticer Hinsicht ändern, selbst wenn es vor den Wahlen zu einer (in meinen Augen gerechtfertigten) Verurteilung kommt.
Hinzu kommt jetzt die ganze Hunter Biden / Impeachement Geschichte die hier viel Lärm auscanceln wird.
11. Americans like a comeback story
Ein Wahlsieg Trumps würde als das größte politische Comeback der US-Geschichte wahrgenommen werden. Gleichzeitig wäre es der ultimative Mittelfinger für das Establishment. Ich meine, dass das für die eher weniger politisch interessierten Wählerschichten mehr Appeal hat als wir das so vielleicht aus europäischer Perspektive sehen. Nach der Wahl hat irgendein politischer Kommentator einen Satz gebracht der mir in Erinnerung geblieben ist: 'Trump got voted in because we just wanted to continue watching the Trump show every week.' Ich denke da ist viel Wahres dran. Und wenn die Wähler dann vor der Frage stehen Trump-Show oder dieser langweilige Tatterkreis, der in vier Jahren nix gerissen hat...
Ich sage nicht das es so kommt und bin der Ansicht, dass Biden immernoch die besseren Chancen hat; nichtsdestotrotz gibt es einige gewichtige Faktoren die für Trump sprechen und sich gerade auch in den letzten Wochen mehr und mehr herauskristallisieren.
1. Biden is too old
Biden wird am Wahltag 81 Jahre alt sein. Mehr als 75% (!) der US Wähler halten nach repräsentativen Umfragen Biden für zu alt um Präsident zu sein. Weniger als 40% meinen, dass er noch mental fit genug für das Amt ist. Demgegenüber halten nur 56% Trump für zu alt, 54% meinen das er mental leistungsfähig genug ist um Präsident zu sein.
Der Unterschied ist vielleicht nicht riesig aber doch deutlich und dürfte sich angesichts der mittlerweile regelmäßigen Aussetzer Bidens im Zuge des gesteigerten Öffentlichen Interesses während des Wahlkampfes nur vergrößern. Ihr Schwächeanfall am 11.09.2016 war für Hillary Clinton seinerzeit verheerend, ein ähnlich gelagerter Aussetzer Bidens in einem ungünstigen Moment könnte (wird?!) ebenso gewaltige Schäden im Wahlkampf anrichten.
Bei Trump bestünde die Gefahr natürlich genauso.
2. Biden polls badly
Basierend auf RCP: Die Zustimmungswerte von Donald Trump in 2019 lagen bei -9.9 Punkten. Obama lag ihm dritten Jahr seines ersten Terms bei -1.4. GWB 2003 im Jahr vor seiner Wiederwahl bei +23. Biden liegt aktuell bei -12.4. Sprich, er ist im Jahr vor seiner Wiederwahl mindestens ähnlich unbeliebt wie es Trump in 2019 gewesen ist. Tendenz dabei fallend, zuletzt ist er bei drei Umfrageinstituten auf unter 40% gerutscht. Das sind Werte mit denen sich der Amtsinhaber ernsthafte Sorgen um seine Wiederwahl machen würde. Der Umstand, dass global betrachtet Biden immernoch die besseren Chancen haben dürfte liegt allein an seinem Gegner, nicht an seiner Performance.
3. Trump polls extremely strong vs Biden
Im RCP polling tracker liegt Biden aktuell 0.5 Prozentpunkte hinter (!) Trump. Tendenz auch hier fallend, Trump gewinnt aktuell merklich an Boden, was nicht zuletzt auch die verlinkte Fox Umfrage zeigt. Der Punkt ist hier nicht Trump+2, sondern das Trump nach dieses Umfrage bei 48-46 liegen soll. CNN hatte zuletzt auch eine Umfrage mit Trump+1 bei 47-46. Für einen Republikaner sind das verdammt gute Werte:
2019 im Oktober lag Biden vs Trump bei +10. Dieser Wert viel nie tiefer als +4, am Wahltag 2020 dann hieß es Biden +4.5 - und er gewann das Electoral College mit 40.000 Stimmen in den entscheidenden Staaten.
Sprich, die Umfragen sind verglichen mit der letzten Runde wesentlich besser für Trump um es milde auszudrücken. Würde bereits im November gewählt werden... 300+ EV für Trump bei diesen Werten.
4. Trump dominates with unlikely voters
Die Wahlbeteiligung in 2020 lag bei hohen 66%. Das heißt aber auch das dutzende Millionen Amerikaner nicht zur Wahl gehen. Das Meinungsforschungsinstitut Suffolk hat dazu eine Umfrage veröffentlich wonach Trump unter diesen Wähler 20 Prozentpunkte vor Biden liegt. Das sind Werte wie er sie 2016 hatte, 2020 dagegen nicht.
Gelingt es Trump aus dieser Schicht Wähler zu aktivieren wäre das ein gewaltiger Vorteil. Und wenn es einen Republikaner gibt der das schafft, dann Trump.
5. Minorities
016 gewann Hillary 93% der Schwarzen Wähler, Biden gewann sie 2020 mit 90%. Umfrageergebnisse aktuell durch die Bank: Trump liegt bei wenigstens 20%, kann seinen Wähleranteil also mehr als verdoppeln. Eine Illusion? Vielleicht nicht, wenigstens der Obama Spillover Effekt dürfte sich mittlerweile erledigt haben.
Interessant auch, Trump gelang es das Latino Vote von 2016 auf 2020 um 8% zu steigern. Und selbst 2022 wählten nocheinmal mehr Lations Republikanisch. Die Latinos sind die am stärksten wachsende Wählergruppe, haben interessanterweise die schlechteste Wahlbeteiligung (50%) und die Republikanischen Gewinne konzentrieren sich auf kritische südwestliche Staaten wie Nevada, Arizona und Georgia.
6. No Covid
Die Wahl 2020 stand ganz unter dem Eindruck der Pandemie. Ohne Covid wäre Trump aller Wahrscheinlichkeit im Amt bestätigt worden – und das deutlich. Insofern, schon der Wahlkampf 2024 wieder ein sehr anderer sein. Trump wird eine Massenveranstaltung nach der anderen abhalten können während Biden es diesesmal nicht bei Videokonferenzen aus seinem Keller in Delaware belassen kann.
7. Reduced incumbency advantage
Der Präsident genießt normalerweise einen deutlichen Amtsinhaberbonus, entsprechend selten ist es in der jüngeren Geschichte, dass Präsidenten nach einer Amtsperiode abgewählt werden (Bush Senior nach 12 Jahren Republikanischer Herrschaft und Trump). In einem Duell Trump vs. Biden treten effektiv zwei Präsidenten gegeneinander an, Trump ist genauso wie Biden kein unbeschriebenes Blatt und der Wähler weiß im positiven wie negativen genau, wie eine Trump-Präsidentschaft (wieder) aussehen wird.
8. Americans hate paying to lose foreign wars
Das Zögern und die Zurückhaltung der Biden Administration in Sachen Ukrainekrieg ist hauptverantwortlich dafür, dass der Krieg sich so entwickelt wie er es tut und die ukrainische Offensive keinen durchschlagenden Erfolg hatte. Der Umfang der Unterstützung ist hier weniger das Problem, sondern daraus keine Erfolge auf dem Schlachtfeld resultieren und aus Sicht der gemeinen US-Steuerzahlern ein bodenloses Fass aufgetan wurde.
Trump wir das im Wahlkampf auszunutzen wissen und seine Botschaft wird auf fruchtbaren Boden fallen. Mir einer kompromissloseren Unterstützung und deutlicheren Ukrainischen Erfolgen hätte das ganz anders ausgesehen.
9. It’s the economy, stupid
Im Allgemeinen wird erwartet, dass sich das US Wirtschaftswachstum mit dem Ende des aktuellen Post Covid Wirtschaftszyklus und den strukturellen Problemen der chinesischen Wirtschaft in 2024 merklich auf wmgl. nur noch einen halben Prozentpunkt abschwächen wird. Gepaart mit der zu hohen Inflation sind das keine guten Aussichten für Biden – vor allem nicht wenn die Wähler zu dem Schluss kommen, dass es ihnen/der US Wirtschaft unter Trump besser ging. Und geht es nach den aktuellen Erhebungen diesbezüglich sieht es genau so aus.
10. Nobody cares about indictments
Trump nach drei Anklagen in den Augen der Wähler besser dasteht denn je. Man kann davon halten was man will, aber offensichtlich haben seine juristischen Probleme keine negativen Auswirkungen auf seine Umfragewerte. Gelingt es ihm sich weiterhin als Opfer einer politischen Verfolgung zu inszenieren wird sich daran auch nicht mehr viel in negaticer Hinsicht ändern, selbst wenn es vor den Wahlen zu einer (in meinen Augen gerechtfertigten) Verurteilung kommt.
Hinzu kommt jetzt die ganze Hunter Biden / Impeachement Geschichte die hier viel Lärm auscanceln wird.
11. Americans like a comeback story
Ein Wahlsieg Trumps würde als das größte politische Comeback der US-Geschichte wahrgenommen werden. Gleichzeitig wäre es der ultimative Mittelfinger für das Establishment. Ich meine, dass das für die eher weniger politisch interessierten Wählerschichten mehr Appeal hat als wir das so vielleicht aus europäischer Perspektive sehen. Nach der Wahl hat irgendein politischer Kommentator einen Satz gebracht der mir in Erinnerung geblieben ist: 'Trump got voted in because we just wanted to continue watching the Trump show every week.' Ich denke da ist viel Wahres dran. Und wenn die Wähler dann vor der Frage stehen Trump-Show oder dieser langweilige Tatterkreis, der in vier Jahren nix gerissen hat...