(Allgemein) Gesamtbild der deutschen Soldaten in Deutschland
#86
Die Zivile Führung (Politik / Parlament) hat aber in weiten Teilen überhaupt gar keine Ahnung. Sie hat keinerlei militärische, sicherheitspolitische oder politisch-strategische Kenntnisse.

Spezifisch in Bezug auf Sicherheitspolitik / militärische Fragen ist sie daher sehr weitgehend abhängig von der Generalskaste, weil diese ihr die Informationen gibt anhand welcher sie zu Entscheidungen kommt. Schlussendlich greift damit hier die Prinzipal-Agent-Theorie in weiten Teilen.

Die zivile Führung hat völlig unzureichende / falsche Informationen und kann daher allein schon aus dieser Informationsassymetrie heraus weder die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte beurteilen, noch diese richtig entwickeln.

Die Generalskaste als Agent in diesem Verhältnis verfolgt dabei vor allem anderen eigennützige Ziele, sie handelt opportunistisch und nicht im Sinne des Prinzipal. Das dieser noch unabhängig davon ebenfalls militärisch und sicherheitspolitisch untaugliche Ansichten hat ist dafür völlig irrelevant. Es ist daher gar nicht so wesentlich, dass die Zivile Führung Ziele verfolgt die militärisch untauglich sind, denn selbst wenn sie taugliche Ziele verfolgen würde, bestünde das Grundproblem welches wesentlich wirksamer ist immer noch weiter.

Das heißt, selbst mit einer fähigen zivilen Führung ist das Problem der Generalskaste nicht gelöst und wird diese weiterhin die Informationsassymetrie für sich und ihre eigenen selbstischen Zwecke ausnützen.

Kurz und einfach: die Generalskaste hat einen wesentlichen Informationsvorsprung vor der zivilen Politik und sie nützt diesen in erheblichem Maße für ihre eigenen, rein opportunistischen Zwecke aus. Somit sinkt die Gesamtleistung selbst dann, wenn die zivile Politik fähig wäre. Was sie zu allem Überfluss nicht ist.

Zugleich schafft es die Generalskaste und die ihr zugehörige Kaste der höheren Offiziere eben, die Schuld für jedwedes Versagen der zivilen Politik zuzuschieben, was aber auch leicht ist, weil sie selbst in der hochorganisierten Verantwortungslosigkeit der Bundeswehr immer alle Verantwortung von sich weist und weil sie ihre in Bezug auf militärische Fragen extreme Informationsassymetrie sehr stark für sich ausnützt.

Die ganzen Minister, auch die Staatssekretäre kriegen von der Generalskaste schlicht und einfach nicht die richtigen und vollständigen Informationen, weil dies nicht im Interesse der höheren Offiziere ist. Wollte die Zivile Führung nun entschlossen dagegen vorgehen, entstünden erhebliche Agenturkosten, weil dies beispielsweise den massiven Widerstand der höheren Offiziere nach sich zöge und vieles weitere. Allein deshalb schon (wegen der daraus entstehenden Probleme) unterlässt es die zivile Führung weitgehend sich offen gegen die Generalskaste zu stellen.

Stattdessen versucht man das Problem durch mehr und mehr Bürokratie in den Griff zu kriegen. Also alles derart einzuschränken, dass auch die höheren Offiziere gefangen in der Bürokratie nicht mehr ganz so frei gegen die zivile Politik, gegen sinnvolle militärische Lösungen und nur für ihre egoistischen Zielsetzungen agieren können. Nur lähmt das die Bundeswehr noch weiter und ist das Gegenteil von militärischer Leistungsfähigkeit.

Diese Mechanismen sind der Bevölkerung in weiten Teilen in keinster Weise bekannt. Und nur deshalb ist das Ansehen der Bevölkerung gut und gelingt es den höheren Offizieren die Schuld alleine der zivilen Politik zuzuschieben. Aufgrund der Verkommenheit zu weiter Teile der Generalskaste ist hier auch keine schnelle Besserung möglich. Ein wesentlicher Ansatz wäre es meiner Meinung nach, anstelle von mehr Bürokratie als vermeintlicher Lösung des Prinzipal-Agent Problems stattdessen die Informationsassymetrie abzustellen, dass würde aber natürlich voraussetzen, dass die zivile Führung überhaupt versteht was da vor sich geht, was aktuell nicht der Fall ist.

Ich würde daher die Schuld für aktuellen Zustände eher bei den höheren Offizieren verorten und weniger bei der zivilen Führung. Diese ist nur dahingehend schuldig am militärischen Versagen, als das sie zum einen versucht (hat) die Sache durch mehr Bürokratie in den Griff zu kriegen und dass sie schlußendlich auch gar kein Verständnis für militärische Fragen hat weil sie einfach kein Interesse daran hat.

Mein Vorwurf an die zivile Führung ist also vor allem anderen einer der Ignoranz und des Desinteresse. Deine Aussage, dass diese Art von militärischer Führung gewollt ist, kann ich so also nicht teilen. Die wissen überhaupt gar nicht was für eine militärische Führung sinnvoll wäre und sie wissen auch nicht, wie schlecht die aktuelle militärische Führung ist.
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