21.11.2023, 08:38
Quintus Fabius schrieb:Die Israelis mögen hier und heute in ihrer Hybris glauben, sie könnten schon nach Belieben für immer alle um sich herum niederkämpfen und dass sie auf alle Zeiten grenzenlos militärisch überlegen sein werden, ich halte das für eben genau dies Hybris, und für äußerst zweifelhaft.Also auf den Punkt gebracht: Weiter wie bisher. Die Internationale Gemeinschaft hängt irgendwelchen Luftschlössern hinterher und ist dann beleidigt, wenn eine Konfliktpartei diese Träumereien nicht unilateral umsetzen kann und will.
Schlussendlich wird eine Spirale von nicht mehr abreißenden Kriegen eine Situation schaffen, in der am Ende einfach nur noch alle verlieren, wir, die Israelis, alle anderen dort. Dies kann weder in unserem Interesse noch im Interesse Israels sein.
Deshalb müssen alle denkbaren Lösungsvorschläge diskutiert und erwogen werden, und zwar unabhängig davon ob sie nun wirklich realistisch sind oder wie hoch die Chance für ihren Erfolg ist. Denn auch eine noch so kleine Erfolgschance ist eine Chance, im Gegensatz zum nonchalanten verstecken hinter vermeintlicher Realpolitik, besser aber wäre es zu schreiben: hinter inkompetenter Realpolitik.
Die Attitüde doch unbedingt jede noch so kleine Chance nutzen zu wollen und Realpolitik Realpolitik sein zu lassen, hat uns gerade was Gaza anbelangt erst in diese verfahrene Situation gebracht.
Da müssten wir uns im Westen eigentlich an die eigene Nase fassen anstatt jetzt munter am Narrativ zu stricken, dass singulär Netanyahu für die Situation in Gaza verantwortlich ist.
Ansonsten, Israels mittel- und langfristiges Überleben war in den kurzen Geschichte des Staates schon öfters weitaus mehr bedroht als durch einige Terrororganisationen, die zwar erheblichen Schaden anrichten, im Kampf dann aber regelmäßig nicht bestehen können.
Es ist dann auch nicht zu erkennen, warum sich die strategische Position Israel gegenüber seinen Anrainern deutlich verschlechtern sollte wenn man die Hamas zerschlagen hat. Eine größere Auseinandersetzung mit der Hisbollah oder gar dem Iran würde dann wenigsten hinter vorgehaltener Hand begrüßt werden als irgendetwas sonst.
Vor diesem Hintergrund sehe ich dann auch nicht, dass die strategische Großlage sich auch nur in Ansätzen in eine Richtung entwickelt, in der Israel 'alle um sich herum niederkämpfen' müsste. Gerade der jetzige Gazakrieg zeigt doch, dass Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien und die arabischen Golfanrainer selbst in einer durchaus erheblich eskalierten Lage keine Ambitionen haben Israel irgendwie militärisch zu bedrohen. Im Gegenteil, wäre der Druck der jeweiligen Straßen nicht so hoch würde nicht viel fehlen und die Herrscherhäuser würden sich offen an die Seite Israels stellen.