05.12.2023, 20:47
(05.12.2023, 16:02)alphall31 schrieb: Die Strategie der Eindämmung
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9416
Langsam scheint die Unterstützung wegzubrechen . In den usa hangelt man ja sowieso von einer Erhöhung der schuldengrenze zur nächsten und in Deutschland ignoriert man einfach das Geld alle ist . Das man überhaupt solange durchgehalten hat wundert mich eh .
Interessanter Artikel. Was mir in dem "Bericht" fehlt, ist eine belegbare Aussage eines Entscheidungsträgers aus Washington oder Berlin. Es werden zwar einige Quellen angeführt, aber nichts davon führt auf eine verlässliche Aussage zurück, dass man die Ukraine nun zum Verhandeln drängen will. Ein großer Teil des Textes geht wohl auf einen "Bild-Bericht" zurück (siehe letzter Absatz), und nunja, die Bild schreibt halt viel wenn der Tag lang ist.
Ohne diese direkten Nachweise von Aussagen ist es für mich leider nur ein weiterer Artikel, welcher an die Forderungen einiger verdrehter Briten / Amerikaner zu Zeiten des dritten Reiches erinnert, die bis zuletzt unsinnige appeasement-politik gefordert haben.
Im Gegenteil hört man gerade von deutscher Seite nach wie vor, dass man fest an der Unterstützung der Ukraine festhalten möchte:
https://www.bundestag.de/dokumente/texta...ung-979752
Die Idee, man könnte auf diplomatischem Wege versuchen die verlorenen Gebiete zurückzuerlangen halte ich übrigens für Unsinn. Sobald man in Verhandlungen geht, sind die besetzten Gebiete weg. Und zwar für immer. Zudem wäre es nach dem "Zeichen der Schwäche", die eine Verhandlungsbereitschaft signalisiert ohnehin fraglich, ob Russland überhaupt aufhören würde anzugreifen. Das russisch-ukrainische Verträge und Abkommen das Papier nicht Wert sind, auf dem sie geschrieben wurden, sollte ja mittlerweile jedem klar sein. Deren Ziel ist nunmal die Vernichtung der Ukraine inklusive Kultur und Geschichte.
Und zum Finanziellen: Geld ist immer da, wenn man nur will. Es kommt einzig darauf an, wo man seine Prioritäten setzt. Völlig egal, ob es jetzt um Deutschland, die EU oder Amerika geht. Klar wird das fiskalpolitisch irgendwann einmal mit einem großen Knall / einer neuen Währung enden, anders kann das System garnicht funktionieren. Aber das ist noch nen Weilchen hin , ist daher bei aktuellen Überlegungen wenig relevant (was nicht heißt, dass man es mit den Schulden übertreiben muss). Nur als Begründung halte ich die "wir sind pleite" Geschichte für unzulässig.
(05.12.2023, 19:02)lime schrieb: Was fehlt(e) war der richtige Plan B wenn die Offensive in die Hose geht. Man hätte wesentlich eher abbrechen müssen, dann hätte man so Einiges an Mann und Material geschont.
Dass die EU in ihrer Gesamtheit kaum gewillt ist die Kosten über mehrere Jahre zu tragen war eigentlich vorher klar. Insofern hatte man gehofft dass die Sanktionen Rußland schnell in die Knie zwingen werden. Das war leider eine für mich erwartbare Fehleinschätzung. Ich würde grob schätzen dass man das ganze Jahr 2024 zum verhandeln Zeit hat.
Im Prinzip hat man die Offensive ja recht zügig abgebrochen.
https://www.focus.de/politik/ausland/ukr...84311.html
Man hat einen größeren Vorstoß gesehen, der ziemlich schief gegangen ist (Was an diesem Frontabschnitt zu erwarten war, wie Nightwatch ja schon ausführlich erläutert hat). Eigentlich sind nahezu sämtliche Aktionen, die darauf folgten, als einzelne Offensivaktionen zu werten. Die "große Offensive" war im Nachhinein betrachtet schneller vorbei als man gucken konnte. Einzig in den Medien hat man den Eindruck aufrechterhalten, man würde weiter massiv angreifen. Tatsächlich hat man aber zu keinem Zeitpunkt mehr Mittel ins Feld geführt, mit welchem ein großer Durchbruch machbar gewesen wäre.
Wahrscheinlich wären die Verluste auch immens gewesen, die Russen hatten sich mittlerweile einfach zu gut eingegraben / die Minenfelder zu tief gestaffelt. Von daher war das wohl auch die richtige Entscheidung.
Ein Plan B vorzuhalten ist nie verkehrt, nur wie hätte der denn aussehen sollen? Wenn die ukrainische Führung sich öffentlich hinstellt und sagt "wir probierens mal, ansonsten verhandeln wir halt" hätte das nicht gerade von Optimismus und Entschlossenheit gezeugt. Man muss in einem solchen Moment erstmal alles auf eine Karte setzen, weil die Rückeroberung der besetzten Gebiete zu diesem Zeitpunkt einfach alternativlos war. Nun ist die Situation derart festgefressen, dass man sich durchaus Gedanken machen muss, wie es weitergeht. Aber den großen Zusammenbruch auf ukrainischer Seite sehe ich trotzdem nicht unmittelbar bevorstehen, und selbst Verhandlungen wird es vermutlich erst geben, wenn die Ukraine mit dem Rücken zur Wand steht. So weit ist es aber meiner Einschätzung nach nicht.
Man findet halt vieles was der eigenen Wahrnehmung entspricht, man muss nur danach suchen. Während in dem oberen Artikel beispielsweise angeführt wird, dass die russische Wirtschaft quasi rund läuft, hört sich das in folgendem Artikel wieder ganz anders an:
https://www.businessinsider.de/wirtschaf...inosemzew/
Aber ich schweife viel zu weit ab. Um zum Thema zurückzukommen: Ich denke nach Dienstag wird man schlauer sein, denn dann spricht Selenskyj direkt per Videoschalte zum U.S. Kongress und bittet um weitere Unterstützung:
https://www.tagesschau.de/ausland/europa...s-102.html
Je nachdem wie sich die Amerikaner dann entscheiden, werden sich auch die Optionen der Ukraine eingrenzen. Denn auch wenn es keine weitere Unterstützung durch die USA gäbe, würde die ukrainische Armee nicht sofort zusammenbrechen. Aber schwerer wird die ganze Sache allemal.
Als kleine Ergänzung:
Ich sehe momentan übrigens keine Lösung, die akzeptabel wäre. Aber der Westen sollte sich mal entscheiden, was er eigentlich will. Ich bin ja eigentlich kein großer "Oberst Reisner Anhänger", aber in dem folgenden Interview bringt er es zugegebenermaßen recht gut auf den Punkt:
https://www.tagesschau.de/ausland/europa...w-100.html
Denn wir könnten wesentlich mehr, wenn wir nur wollten.