12.02.2024, 07:38
Garten-Grenadier:
Prinzipiell wird dir hier jeder zustimmen, aber: auch eine Wehrpflicht kostet viel mehr als nur den Sold für die Wehrpflichtigen, man muss da die Kostenrechnung schon ganzheitlich aufstellen. Nehmen wir einmal theoretisch an, wir würden die Bundeswehr mit Wehrpflichtigen bis zur vertraglich festgelegten Obergrenze aufstocken, und dann wäre sie zahlenmässig immer noch kleiner als die russischen Streitkräfte in der Ukraine, dann würde dies ebenfalls immense Kosten erzeugen, die man aus dem aktuellen Wehretat gar nicht tragen kann.
Wenn ich aber eine Wehrpflicht eineführe und dann nur 20.000 Mann einziehe, dann wird das rechtlich keinen Bestand haben.
Und das führt nun zu der Frage nach konkreten Zahlen: wieviele Wehrpflichtige pro Jahr würdest du den einziehen? Wie lange sollen diese dienen? In was für Truppengattungen und auf welche Weise genau sollen sie ausgebildet werden? Wo werden sie untergebracht und wie versorgt? Woher kommen Material und Ausrüstung und Waffen für diese Einheiten? Wie groß soll der Anteil der Wehrpflichtigen sein ? etc etc
Das Problem dass viele Befürworter einer Wehrpflicht meiner Meinung nach haben ist, dass sie allgemein für eine Wehrpflicht sind, aber das sie meist keine konkreten spezifischen Antworten dafür haben, wie man diese umsetzt. Kann natürlich bei dir anders sein, deshalb würde es mich sehr interessieren, wie exakt und ganz konkret du dir eine Wehrpflicht vorstellst?
Es ist ganz vieles rechtmässig gewesen in der früheren Bundesrepublik und war / ist durch das Grundgesetz legitimiert gewesen. Beispielsweise könnte man absolut Grundgesetzkonform Homosexuelle strafrechtlich verfolgen, war lange Zeit praktizierte Rechtsrealität in der Bundesrepublik und wäre selbst heute noch Grundgesetzkonform.
Umgekehrt muss man natürlich konsternieren, dass das Grundgesetz sehr fluide ist und sehr viel weniger tradiert und feststehend als andere Verfassungen, zudem unterliegt es ja der praktisch beliebigen Interpretation durch den Grundrechtesowjet, ich meine natürlich das Bundesverfassungsgericht.
Entsprechend ist die Rechtsfrage in Bezug auf die Wehrpflicht gar nicht die entscheidende. Man kann das eigentlich rechtlich nach Belieben hin und herbiegen wie man lustig ist. Dann zieht man halt nur ein paar hundert Wehrpflichtige pro Jahr ein und diese dienen dann 3 Jahre, auch dass könnte man nach Beliegen für Grundgesetzkonform erklären und für rechtmässig, Grundrechtesowjet, Gefälligkeitsklagen und strategische Prozessführung von Parteien sei Dank. Der grundgesetzliche Indiviudalrechtsschutz hat demgegenüber dann immer das Nachsehen. Nein, dass ist hier nicht die Frage.
Die Frage ist vielmehr, wie das praktisch real überhaupt funktionieren soll ?! Und wie es ganz konkret gestaltet werden soll. Die Frage der realen Umsetzbarkeit und die Frage der Kosten sind hier die einzig entscheidenden auf die haben die Befürworter einer Wehrpflicht meiner Ansicht nach aktuell keine wirklich überzeugenden und ausreichend detaillierten Antworten.
Dieses Verhältnis ist bei der Bundeswehr insgesamt gesehen natürlich wesentlich "schlechter". Die Bundeswehr hat überproportional viele Unterstützer und überproportional viele Offiziere. Und viel zu wenig Kampftruppe. Das ist aber nun ausnahmsweise mal nicht allein die Schuld der Bundeswehrführung oder dergleichen, es hat seinen Grund vor allem auch darin, dass man zum einen eine hochtechnisierte Armee hat, und dass man zum anderen eine grundsätzliche Ausrichtung der Breite vor der Tiefe fährt und daher sehr viele verschiedene Fähigkeiten in jeweils kleinerem Umfang vorhält. Dies ist ineffizient und verschlechtert naturgemäß immer dieses Verhältnis zuungunsten der Kampftruppen.
Zitat:Die BW verbraucht hier schon unverhältnismäßig viel Geld um die Mannschafts-DP zu besetzen, welche früher Wehrpflichtige füllten. Das mag bei der Einsatzarmee noch funktioniert haben. Nicht aber bei einer Armee, welche sich auf Landes- und Bündnisverteidigung einstellen muss. Die Szenarien aus der Ukraine sprechen für wesentlich größere Streitkräfte wenn diese Durchhaltefähig sein wollen.
Prinzipiell wird dir hier jeder zustimmen, aber: auch eine Wehrpflicht kostet viel mehr als nur den Sold für die Wehrpflichtigen, man muss da die Kostenrechnung schon ganzheitlich aufstellen. Nehmen wir einmal theoretisch an, wir würden die Bundeswehr mit Wehrpflichtigen bis zur vertraglich festgelegten Obergrenze aufstocken, und dann wäre sie zahlenmässig immer noch kleiner als die russischen Streitkräfte in der Ukraine, dann würde dies ebenfalls immense Kosten erzeugen, die man aus dem aktuellen Wehretat gar nicht tragen kann.
Wenn ich aber eine Wehrpflicht eineführe und dann nur 20.000 Mann einziehe, dann wird das rechtlich keinen Bestand haben.
Und das führt nun zu der Frage nach konkreten Zahlen: wieviele Wehrpflichtige pro Jahr würdest du den einziehen? Wie lange sollen diese dienen? In was für Truppengattungen und auf welche Weise genau sollen sie ausgebildet werden? Wo werden sie untergebracht und wie versorgt? Woher kommen Material und Ausrüstung und Waffen für diese Einheiten? Wie groß soll der Anteil der Wehrpflichtigen sein ? etc etc
Das Problem dass viele Befürworter einer Wehrpflicht meiner Meinung nach haben ist, dass sie allgemein für eine Wehrpflicht sind, aber das sie meist keine konkreten spezifischen Antworten dafür haben, wie man diese umsetzt. Kann natürlich bei dir anders sein, deshalb würde es mich sehr interessieren, wie exakt und ganz konkret du dir eine Wehrpflicht vorstellst?
Zitat:Wie kann eine, durch das Grundgesetz legitimierte und 55 Jahre praktizierte, Wehrpflicht rechtswidrig sein ?
Es ist ganz vieles rechtmässig gewesen in der früheren Bundesrepublik und war / ist durch das Grundgesetz legitimiert gewesen. Beispielsweise könnte man absolut Grundgesetzkonform Homosexuelle strafrechtlich verfolgen, war lange Zeit praktizierte Rechtsrealität in der Bundesrepublik und wäre selbst heute noch Grundgesetzkonform.
Umgekehrt muss man natürlich konsternieren, dass das Grundgesetz sehr fluide ist und sehr viel weniger tradiert und feststehend als andere Verfassungen, zudem unterliegt es ja der praktisch beliebigen Interpretation durch den Grundrechtesowjet, ich meine natürlich das Bundesverfassungsgericht.
Entsprechend ist die Rechtsfrage in Bezug auf die Wehrpflicht gar nicht die entscheidende. Man kann das eigentlich rechtlich nach Belieben hin und herbiegen wie man lustig ist. Dann zieht man halt nur ein paar hundert Wehrpflichtige pro Jahr ein und diese dienen dann 3 Jahre, auch dass könnte man nach Beliegen für Grundgesetzkonform erklären und für rechtmässig, Grundrechtesowjet, Gefälligkeitsklagen und strategische Prozessführung von Parteien sei Dank. Der grundgesetzliche Indiviudalrechtsschutz hat demgegenüber dann immer das Nachsehen. Nein, dass ist hier nicht die Frage.
Die Frage ist vielmehr, wie das praktisch real überhaupt funktionieren soll ?! Und wie es ganz konkret gestaltet werden soll. Die Frage der realen Umsetzbarkeit und die Frage der Kosten sind hier die einzig entscheidenden auf die haben die Befürworter einer Wehrpflicht meiner Ansicht nach aktuell keine wirklich überzeugenden und ausreichend detaillierten Antworten.
Zitat:Vermutlich bezog sich Quintus Fabius auf Verhältnis von kämpfender Truppe zu "Unterstützern". Da ist das Verhältnis von 1:3 noch als sehr gut zu bezeichnen.
Dieses Verhältnis ist bei der Bundeswehr insgesamt gesehen natürlich wesentlich "schlechter". Die Bundeswehr hat überproportional viele Unterstützer und überproportional viele Offiziere. Und viel zu wenig Kampftruppe. Das ist aber nun ausnahmsweise mal nicht allein die Schuld der Bundeswehrführung oder dergleichen, es hat seinen Grund vor allem auch darin, dass man zum einen eine hochtechnisierte Armee hat, und dass man zum anderen eine grundsätzliche Ausrichtung der Breite vor der Tiefe fährt und daher sehr viele verschiedene Fähigkeiten in jeweils kleinerem Umfang vorhält. Dies ist ineffizient und verschlechtert naturgemäß immer dieses Verhältnis zuungunsten der Kampftruppen.