02.05.2024, 12:57
Die finanziellen und materiellen Zuflüsse der Hamas sind, wie bereits geschrieben, mehreren Quellen zuzuordnen. Die Hamas war schon bereits durch die Hilfe Dritter an die Macht gekommen in Gaza, bevor Beziehungen mit dem Iran aufgenommen wurden. Die Hamas wurde idiologisch und organisatorisch von anderen Quellen aufgebaut. Darüber herrscht soweit Einigkeit verstehe ich.
Nicht dass die Führung in Teheran hier ansatzweise ein Problem damit hätte, sich mit solch Lorbeeren zu schmücken. Ursache und Wirkung in diese Richtung zu deuteln ist Bestandteil der israelischen Lesart. Aus meiner Sicht eine Ablenkungskampagne, die von der eigenen Förderung (kontrolliertes an der Leine führen) der Hamas ablenken soll und gleichzeitig auch alle anderen zweifelhaften "Verbündeten" aus Ägypten, der Türkei und Katar aus der Schusslinie nimmt, die mit der Hamas kooperieren.
Das Siedlungskonzept ist meiner Meinung nach im Kern auf rassistisch getriebene Konfrontation ausgelegt. Israel muss solche Feinde haben, sonst kann es in der jetzigen politisch-ideologischen Form nicht existieren die eigene Staatsphilosophie und Deutung argumentieren, sondern müsste sich politisch-ideologisch massiv wandeln, alle gleichwertig integrieren. Das war aber nie der Ansatz. Und die Hamas ist ein Reptil innerhalb des von Israel geschaffenen Terrariums mit dem von Israel künstlich geschaffenen Klimas.
Dass Artillerieraketen und ein paar Mio $ an dem Setting oder am Gemisch in irgendeiner Form zu Israels Ungunsten signifikant verändern, was Israel nicht problemlos im Griff hätte, halte ich für ein gern wiederholtes Gerücht. Für die Relevanz der Unterstützung, ist das Geheule darüber zwar ohrenbetäubend laut... aber auch für alle Seiten letztlich zielgruppenorientiert von Vorteil. Israel hält alle diese Gruppierungen an der langen oder kurzen Leine und weiß über fast jeden Handgriff hinreichend bescheid.
Übrigens war es Israel, welches mit den Muslimbrüdern, insbesondere mit den sektiererischen Elementen in Syrien Verbündete gefunden hatte. Ist das nicht eine mindestens ebenso große Ironie, wie wenn Schiiten und Sunniten sich unterstützen?
Diese Sektiererei zwischen den Religionsgruppen ist nicht im Interesse des politischen und religiösen Iran, in Teheran und Ghom. Das macht politisch einsam wenn man selbst zur Minderheit gehört. In diesem Kontext ist die versuchte Annäherung and die Muslimbrüder aus Ägypten, der Türkei und Katar auch zu verorten. Damals unter der Regierung Ahmadinejad vor dem Hintergrund eines vermeintlichen Machtwechsels durch die gewonnen Wahl von Mursi in Ägypten zusätzlich befeuert. Auch Erdogan-Türkei steht den Muslimbrüdern sehr nahe. Daher gibt es keinen Weg an ihnen vorbei. Die Hamas ist nur ein kleiner Finger an dieser Hand und auch nur eine Spielkarte auf dem geo-/regionalpolitischen Parkett.
In Teheran und Ghom vermeidet man es eigentlich, aus rein religiösen Gründen einen Feind zum Todfeind zu erklären. Todfeinde werden stets, auch aus dem klerikalen Lager heraus, durch weltliche Umstände begründet. Besonders gerne und am liebsten zeigt man sich öffentlich mit jüdischen, christlichen und sunnitischen Religionsgelehrten zum interreligiösen Dialog. Sektiererei dient nicht den eigenen Interessen, insofern ist die Unterstützung einer sunnitischen, arabischen Gruppe auch nicht grundsätzlich abzulehnen aus Teherans Sicht.
Die politisch-strategische Landkarte des Iran ist aufgrund seiner geografischen Lage auch einfach größer als nur Nahost/Israel. Bestandteil einer größer angelegten Strategie ist es, die Beziehungen zu den relevanten und nützlichen Gruppierungen anderer Religionen und Regionen zu intensivieren, sofern die jeweiligen grundsätzlichen Ziele strategischer Natur hinreichend deckungsgleich sind.
Ja und nein. Gelder sind erst dann wieder an die Hamas geflossen, als die Muslimbrüder eine weitestgehende Einigung mit Assad in Syrien gefunden haben. Das waren keine isolierten Ereignisse.
Es ist ja auch lächerlich, dass es einfacher ist, dieses Bauwerk aus dem Nichts zu errichten, also um eine neue Versorgungslinie über das Meer nach Gaza hinein zu organisieren, als den eigenen Proxy Israel an seine völkerrechtlichen Pflichten zu erinnern, die (Land-)Versorgung zu öffnen. Selbst wenn Israel nicht hinreichend Kapazitäten besitzen würde (das ja ist aber gar nicht das Problem) die humanitäre Katastrophe alleine gerade zu ziehen, dann könnte man für ausländische Hilfsgüter doch bestehende israelische Häfen und Infrastruktur nutzen. Geht aber nicht. Daher dieses abstruse Bauwerk. Treten die USA jetzt als Blockadebrecher auf?
Dass es am Ende für den betreffenden Teller egal ist, wo das Pfund Mehl herkommt ist mir schon auch klar und humanitär mehr als begrüßenswert.
Nicht dass die Führung in Teheran hier ansatzweise ein Problem damit hätte, sich mit solch Lorbeeren zu schmücken. Ursache und Wirkung in diese Richtung zu deuteln ist Bestandteil der israelischen Lesart. Aus meiner Sicht eine Ablenkungskampagne, die von der eigenen Förderung (kontrolliertes an der Leine führen) der Hamas ablenken soll und gleichzeitig auch alle anderen zweifelhaften "Verbündeten" aus Ägypten, der Türkei und Katar aus der Schusslinie nimmt, die mit der Hamas kooperieren.
Das Siedlungskonzept ist meiner Meinung nach im Kern auf rassistisch getriebene Konfrontation ausgelegt. Israel muss solche Feinde haben, sonst kann es in der jetzigen politisch-ideologischen Form nicht existieren die eigene Staatsphilosophie und Deutung argumentieren, sondern müsste sich politisch-ideologisch massiv wandeln, alle gleichwertig integrieren. Das war aber nie der Ansatz. Und die Hamas ist ein Reptil innerhalb des von Israel geschaffenen Terrariums mit dem von Israel künstlich geschaffenen Klimas.
Dass Artillerieraketen und ein paar Mio $ an dem Setting oder am Gemisch in irgendeiner Form zu Israels Ungunsten signifikant verändern, was Israel nicht problemlos im Griff hätte, halte ich für ein gern wiederholtes Gerücht. Für die Relevanz der Unterstützung, ist das Geheule darüber zwar ohrenbetäubend laut... aber auch für alle Seiten letztlich zielgruppenorientiert von Vorteil. Israel hält alle diese Gruppierungen an der langen oder kurzen Leine und weiß über fast jeden Handgriff hinreichend bescheid.
Übrigens war es Israel, welches mit den Muslimbrüdern, insbesondere mit den sektiererischen Elementen in Syrien Verbündete gefunden hatte. Ist das nicht eine mindestens ebenso große Ironie, wie wenn Schiiten und Sunniten sich unterstützen?
Zitat:Das ist richtig. Übrigens hatte ich hier im Forum schon öfters gerade darauf hingewiesen und den kaum überbrückbaren religiösen Gegensatz zwischen den sunnitischen Muslimbrüdern und ihren Ablegern und dem schiitisch-iranisch-alawitischen Achse skizziert.
Diese Sektiererei zwischen den Religionsgruppen ist nicht im Interesse des politischen und religiösen Iran, in Teheran und Ghom. Das macht politisch einsam wenn man selbst zur Minderheit gehört. In diesem Kontext ist die versuchte Annäherung and die Muslimbrüder aus Ägypten, der Türkei und Katar auch zu verorten. Damals unter der Regierung Ahmadinejad vor dem Hintergrund eines vermeintlichen Machtwechsels durch die gewonnen Wahl von Mursi in Ägypten zusätzlich befeuert. Auch Erdogan-Türkei steht den Muslimbrüdern sehr nahe. Daher gibt es keinen Weg an ihnen vorbei. Die Hamas ist nur ein kleiner Finger an dieser Hand und auch nur eine Spielkarte auf dem geo-/regionalpolitischen Parkett.
Zitat:Ich hatte sogar mal geschrieben, dass ich es für denkbar halten würde, dass die recht überschaubare Unterstützung des Iran und seiner Proxies für die Palästinenser im aktuellen Konflikt ihre Ursache darin haben könnte, dass man in Teheran zwar die Hamas als nützliches "Schwert" gegen Israel ansieht, aber ihr auch keine Träne nachweinen würde, wenn die IDF sie in Gaza zusammenkartätscht - eben weil es ein religiöser Todfeind ist.
In Teheran und Ghom vermeidet man es eigentlich, aus rein religiösen Gründen einen Feind zum Todfeind zu erklären. Todfeinde werden stets, auch aus dem klerikalen Lager heraus, durch weltliche Umstände begründet. Besonders gerne und am liebsten zeigt man sich öffentlich mit jüdischen, christlichen und sunnitischen Religionsgelehrten zum interreligiösen Dialog. Sektiererei dient nicht den eigenen Interessen, insofern ist die Unterstützung einer sunnitischen, arabischen Gruppe auch nicht grundsätzlich abzulehnen aus Teherans Sicht.
Die politisch-strategische Landkarte des Iran ist aufgrund seiner geografischen Lage auch einfach größer als nur Nahost/Israel. Bestandteil einer größer angelegten Strategie ist es, die Beziehungen zu den relevanten und nützlichen Gruppierungen anderer Religionen und Regionen zu intensivieren, sofern die jeweiligen grundsätzlichen Ziele strategischer Natur hinreichend deckungsgleich sind.
Zitat:In gewisser Weise könnte man also zynisch sagen (meine eigene Meinung), dass der Iran sich gegenüber der Hamas so verhält, wie die USA gegenüber den Taliban. Im Grunde hasst man sich und vertritt absolut unvereinbare ideologische und religiöse Positionen, notfalls ist man aber bereit zusammenzuarbeiten, um einen Proxy gegen einen anderen Gegner am Leben zu halten bzw. um diesen zu "beschäftigen".
Ja und nein. Gelder sind erst dann wieder an die Hamas geflossen, als die Muslimbrüder eine weitestgehende Einigung mit Assad in Syrien gefunden haben. Das waren keine isolierten Ereignisse.
Zitat:Ich kann die Lage vor Ort nur aus der Distanz versuchen einzuschätzen, aber wenn ich diesen Abschnitt lese, so verstehe ich die Logik nicht. Alle Beobachter sagen, dass die Lage vor Ort zumindest "problematisch" ist, deswegen finden auch die Abwürfe und der Hafenbau statt. Und du machst es lächerlich bzw. goutierst es zumindest mit einem lächerlichen Unterton.
Es ist ja auch lächerlich, dass es einfacher ist, dieses Bauwerk aus dem Nichts zu errichten, also um eine neue Versorgungslinie über das Meer nach Gaza hinein zu organisieren, als den eigenen Proxy Israel an seine völkerrechtlichen Pflichten zu erinnern, die (Land-)Versorgung zu öffnen. Selbst wenn Israel nicht hinreichend Kapazitäten besitzen würde (das ja ist aber gar nicht das Problem) die humanitäre Katastrophe alleine gerade zu ziehen, dann könnte man für ausländische Hilfsgüter doch bestehende israelische Häfen und Infrastruktur nutzen. Geht aber nicht. Daher dieses abstruse Bauwerk. Treten die USA jetzt als Blockadebrecher auf?
Dass es am Ende für den betreffenden Teller egal ist, wo das Pfund Mehl herkommt ist mir schon auch klar und humanitär mehr als begrüßenswert.