20.05.2024, 21:14
(20.05.2024, 10:02)Schneemann schrieb: Ist halt die Frage, ob es wirklich ein "Plan" ist? Ich denke, dass es eher so sein könnte, dass man im Westen schlicht keine allzu große Lust hat, noch mehr zu investieren. Derzeit, so mein Gefühl, ist dieser "größere Balkankrieg im Osten" mehr und mehr lästig geworden, der nervige "Elefant im Raum" - und es lässt sich innenpolitisch ja auch immer weniger verkaufen, noch mehr Geld hineinzupumpen, zumal in Demokratien die Messlatte schon recht hoch liegen muss, wenn man sich in einem Krieg engagieren soll. Dazu kommen noch andere Faktoren (Egoismus, Naivität, Isolationismus, "Russland-Versteherei" etc.). Kurzum: Man will nicht mehr so richtig...
Und wenn dabei der Effekt eintritt, dass beide irgendwie ein wenig vor sich hinsiegen und hinsiechen und der Konflikt irgendwann einschläft und im Kreml weiterhin die größten Schädiger Russlands am Ruder bleiben, dann nimmt man das gerne in Kauf. Aber dafür noch Milliarden an deutschen, französischen oder englischen Steuergeldern ausgeben? Oder gar die eigene Rüstung hochfahren und Schulden machen? Du liebe Güte, wir haben bald Regionalwahlen...
Insofern: Ein gewagtes Spiel. Denn während die Herrschaften in Moskau diesen Krieg durchaus als geopolitische "Gretchenfrage" ansehen, das halbe Land rüstungspolitisch auf den Kopf stellen - egal, was dann letztlich dabei herauskommt - und mit schrillen Tönen bzw. propagandistisch zum dramatischen Existenzkampf hochstilisieren, dreht man sich im Westen schulterzuckend um und geht desinteressiert zum Tagesgeschäft über, nach dem Motto "War da was?" Ein Umstand, der uns noch zum Nachteil gereichen könnte, das habe ich aber schon öfters geschrieben...
Schneemann
Anfangs war man sich im Westen eben sicher dass Rußland nach wenigen Monaten oder gar Wochen westlicher Wirtschaftssanktionen klein beigibt. Das war natürlich, wie es eigentlich auch zu erwarten war, eine klare Fehleinschätzung der Lage und danach musste man einfach weiter machen, weil der Westen sonst das Gesicht verloren hätte. Mit der Zeit läuft sich die ganze Sache aber tot und die Unterstützung nimmt ab, vor allem die Kostenfrage wird von immer mehr Wählern in Frage gestellt und diese entscheiden nun mal über künftige Regierungen. Insofern werden nun insgeheim immer mehr überlegen wie man da wieder raus kommt.