30.05.2024, 10:29
(26.05.2024, 18:03)Schneemann schrieb: Das ist in gewisser Weise eine Standardausrede - und sie hat einen bitteren Beigeschmack. Nämlich jenen, dass diese Perspektive die Afrikaner selbst trifft, ja sie zu unmündigen Kindern erklärt. Denn für alles, was ihnen irgendwie schlimmes widerfährt, sind nicht sie, sondern ja andere Mächte und diffuse Verschwörungen von außerhalb verantwortlich. So der Tenor. Aber genau diese "antiimperialistische Entmündigung" ist es, die der Sache nicht gerecht wird. Denn sie deklariert die Afrikaner zu unschuldigen Opfern, zu überrumpelten Almosenempfängern und unmündig-unerzogenen Kindern, die eben unter den Unbilden der bösen Welt und den Spätfolgen der Kolonialzeit zu leiden und die keinerlei Verantwortung für sich selbst oder ihre Länder zu tragen hätten.
Ich habe dies nicht gesagt, um Afrikaner aus ihrer eigenen Verantwortung zu nehmen. Aber grundsätzlich entspricht es den Tatsachen, dass die afrikanische Diaspora eine Folge der europäischen Kolonialpolitik ist. Seitdem gibt es viele Millionen Menschen afrikanischen Ursprungs auf dem amerikanischen Kontinent, in Frankreich, UK usw. Müssen wir das wirklich diskutieren? Sie wurden dorthin in Massen und gegen ihren Willen deportiert und in jüngerer Zeit aus wirtschaftlichen und politischen Gründen dort eingewandert. Libyen zu zerschlagen, war eine der jüngeren Torheiten, die sich die Russen, wie die genannten anderen Player, jeweils zu Nutzen machen, um dort Fuß zu fassen. Dient das dem Afrikaner? Was das jemals wichtig?
Zitat:Den libysch-islamistischen Ableger der AfD kenne ich nun nicht. Aber ja, wenn existent, dann vermutlich eher Kreml-nahe ausgerichtet.
hä?
Zitat:Keine Ahnung was Du damit meinst.
Falsche Kausalkette. Die Frage sollte (fairerweise, wenn man fair mit Russland umgehen will) eher sein: Was wäre Russland ohne Putin...
Schneemann
Das war auch nicht meine Kausalkette. Die Diskussion hier bezog sich auf die hingestellte These, dass es Russland wäre, dessen vermeintlich maligner Einfluss in Afrika zielgerichtet zum Schaden Afrikas und Europas führe und diene. Das mag im Einzelnen zutreffen und russische Interessen bedienen, aber für die Probleme in Libyen, Sahel usw. sind die Russen nicht wirklich ursächlich. Das ist in dem konkreten Fall ein US/europäisch/arabisches Gemeinschaftsprojekt, welches genauso in die Hose gegangen ist, wie jedes andere US/Europäisch/Arabische Gemeinschaftsprojekt was mir so spontan einfallen würde. Der Grund ist, so behaupte ich, eine sehr kurzfristige Betrachtungswiese im Hinblick auf eigene und allgemeine Interessen. Und dazu gehört, als Bestandteil entsprechend kurzfristiger Maßnahmen, dass politische/wirtschaftliche/militärische Kontrolle und Abhängigkeitsverhältnisse gegenüber einzelnen Eliten/"Warlords" zu schaffen zum favorisierten Ansatz gehören. Nebenbei schickt man ein paar NGOs die Brunnen bohren, Altkleider, Waffen und die richtigen Bücher verteilen. Man macht Verträge über Rohstoffe, Militärbasen usw. Nachhaltige Entwicklungen medial in alle Richtungen, also an den Afrikaner und die Heimatfront, zu kommunizieren ist eine Notwendigkeit und der Sache selbst geschuldet. Stabilität ist in diesen Ländern nur dann gefordert, solange die richtigen Leute an den richtigen Stellen sitzen. Ergo hat auch kein Land außerhalb von Afrika ein Interesse daran, dass Afrikaner eine eigenständige Politik Bottom-Up betreiben. Das ist dann nicht mehr kontrollierbar. Plötzlich gründen dann noch die Bananen- und Kakaopflücker eine Gewerkschaft, verstaatlichen Diamanten und Uranminen oder kündigen Verträge oder so ein Unfug..