07.07.2024, 08:17
@KheibarShekan
Hinzu kam, dass zu Beginn bzw. in den ersten 2-3 Jahren nach 1945 sogar eine Art von Deindustrialisierung (weniger durch die USA, aber durch die anderen Alliierten) stattfand - To prevent Germany from starting another war!, wie es so schön hieß. Das Problem war allerdings, dass nach Währungsreform und auch dem Reparationsabbau, gerade in der SBZ, ein Wiederaufbau stark erschwert war, was wiederum das US-Ziel, eine Demokratisierung in Deutschland zu erreichen, gefährdete, da die Entwicklung des Landes und das Entstehen einer wirtschaftlichen Basis so verzögert wurde. Hinzu kam, dass man im State Department befürchtete, dass dieses durch die Kriegsschäden und die Reparationen enorm geschwächte Deutschland im beginnenden Kalten Krieg anfällig werden könnte für kommunistische Unterwanderungen. Aus diesem Grund wurde dann der Marschallplan initiiert, der eine Art Initialzündung für das Wirtschaftswunder wurde. Es waren also keine Maschinenlieferungen, sondern finanzielle Leistungen zum Wiederaufbau.
Gekippt ist diese Haltung grob erst während des desolat verlaufenden Vietnamkrieges ab ca. 1967/68, als gerade die Linken und die protestierenden Studenten meinten, sie müssten Washington generell verteufeln, während sie umgekehrt äußert unkritisch mit Mao-Bibeln in der Hand und Ho, Ho, Ho Chi Minh!-Gegröle durch die Straßen zogen. Während ihre Kritik an politischer Verkrustung und an erstarrten Lehridealen an den Universitäten teils durchaus gerechtfertigt war (und in den USA die dort protestierenden Studenten durchaus auch echte Probleme ansprachen, etwa den gerade in den Südstaaten damals noch massiv vorherrschenden Rassismus gegenüber Schwarzen bzw. die Weigerung dort, die Bürgerrechte umzusetzen), haben sie eine große Vereinfachung betrieben und Tür und Tor geöffnet für das verallgemeinernde US-Bashing.
Und zugleich haben US-Regierungen mit ihrer teilweise brutalen und manchmal auch kurzsichtigen Politik während des Kalten Krieges, als es darum ging, jedwede sowjetische Einflussnahme abzublocken - man denke nur bspw. an den Allende-Sturz 1973 oder die Operation Condor - dieses Feindbild des skrupellosen Hegemons auch selbst mit befeuert und Steilvorlagen für die Propaganda der Feinde der freien Welt geliefert. Gleichwohl, auf diesen von linksgerichteten Kräften initiierten Zug des ungefilterten US-Bashings sprangen später, vor allem nach 1990, dann auch rechtsextreme und rechtspopulistische Kreise auf, die Washington als Bremsklotz für ihre teils totalitären (oder mittlerweile auch neoeurasischen) Hirngespinste ansahen und ansehen - eine "antiamerikanische Querfront" sozusagen. Und an diese wiederum dockt Russlands neoimperialistische Propaganda heutzutage wiederum auch recht geschickt an - womit sich der Kreis quasi schließt...
Aktuelles:
Schneemann
Zitat:Ne, so habe ich das ja gar nicht geschrieben. Hier wurde die Auffassung vertreten, der Westen ™ würde durch ethische moralische Grundsätze und durch eine nicht näher definierte Form der gewaltbezogenen "Degenerierung" in seiner Gewaltausübung signifikant gehemmt. Das war die These der Diskussionsteilnehmer. Dem habe ich nur ein paar Fakten entgegen gelegt, wo Gewalt durchaus sehr, sehr umfänglich (u.a. gegeneinander) und ohne größere Limits tatsächlich eingesetzt wurde.Das stimmt schon, aber mir ging es um deine Antwort bzw. Reaktion darauf. Und diese enthielt eben auch die willkürliche Aneinanderreihung von Kriegen in der Vergangenheit, die schlecht als Gegenargument genutzt werden können, zumal die Hintergründe und Entwicklungen, die diese Kriege begleiteten, vielfach komplexer waren als dass sie einfach als Argument für eine westliche Aggression genutzt werden könnten.
Zitat:Unser, Westdeutschlands, großes Glück war dass die Amerikaner moderne, wirtschaftlich effiziente Maschinen nach dem Krieg in hoher Stückzahl liefern konnten, was der Ostblock nicht konnte. Nach dem Krieg war man in Deutschland weiterhin vom Knowhow und Organisationsgeschick sehr weit. Die Engländer hatten das selbe Knowhow, aber veraltete Maschinen und so begab es sich mit dem "Wirtschaftswunder" um es ganz vereinfacht zu sagen.Das deutsche Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit entstand nicht deswegen, weil die USA Maschinen geliefert hätten - genau genommen sind die US-Exporte nach Europa zwischen 1946 und 1949 sogar rückläufig -, die dann das angeblich nicht vorhandene deutsche Organisationsgeschick kompensiert hätten. Tatsache ist eher, dass im zerstörten Deutschland ein Wille zum Wiederaufbau (gepaart mit entsprechendem Geschick zur Improvisation und gegenseitigen Hilfe) vorlag, den wir uns heute kaum mehr vorstellen können. (Dass dabei die NS-Zeit anfangs totgeschwiegen wurde, ist zwar auch eine Tatsache, aber die Menschen hatten schlichtweg andere Sorgen.)
Hinzu kam, dass zu Beginn bzw. in den ersten 2-3 Jahren nach 1945 sogar eine Art von Deindustrialisierung (weniger durch die USA, aber durch die anderen Alliierten) stattfand - To prevent Germany from starting another war!, wie es so schön hieß. Das Problem war allerdings, dass nach Währungsreform und auch dem Reparationsabbau, gerade in der SBZ, ein Wiederaufbau stark erschwert war, was wiederum das US-Ziel, eine Demokratisierung in Deutschland zu erreichen, gefährdete, da die Entwicklung des Landes und das Entstehen einer wirtschaftlichen Basis so verzögert wurde. Hinzu kam, dass man im State Department befürchtete, dass dieses durch die Kriegsschäden und die Reparationen enorm geschwächte Deutschland im beginnenden Kalten Krieg anfällig werden könnte für kommunistische Unterwanderungen. Aus diesem Grund wurde dann der Marschallplan initiiert, der eine Art Initialzündung für das Wirtschaftswunder wurde. Es waren also keine Maschinenlieferungen, sondern finanzielle Leistungen zum Wiederaufbau.
Zitat:Sehr interessant finde ich, dass Du mit der notwendigen, unzureichenden Dankbarkeit gegenüber den USA ein neues Thema hier sehr umfangreich in diesen Kontext des Konflikts mit Russland einbringst.In gewisser Weise ja. Man darf nicht vergessen, dass das Ansehen der USA in Westdeutschland (und im Stillen wohl auch in der SBZ) durchaus bis in den 1960er Jahre hinein sehr, sehr hoch war. Man verstand die USA nicht nur einfach als wohlwollenden Hegemon, sondern auch als Garanten für Sicherheit, Freiheit und Demokratie.
Gekippt ist diese Haltung grob erst während des desolat verlaufenden Vietnamkrieges ab ca. 1967/68, als gerade die Linken und die protestierenden Studenten meinten, sie müssten Washington generell verteufeln, während sie umgekehrt äußert unkritisch mit Mao-Bibeln in der Hand und Ho, Ho, Ho Chi Minh!-Gegröle durch die Straßen zogen. Während ihre Kritik an politischer Verkrustung und an erstarrten Lehridealen an den Universitäten teils durchaus gerechtfertigt war (und in den USA die dort protestierenden Studenten durchaus auch echte Probleme ansprachen, etwa den gerade in den Südstaaten damals noch massiv vorherrschenden Rassismus gegenüber Schwarzen bzw. die Weigerung dort, die Bürgerrechte umzusetzen), haben sie eine große Vereinfachung betrieben und Tür und Tor geöffnet für das verallgemeinernde US-Bashing.
Und zugleich haben US-Regierungen mit ihrer teilweise brutalen und manchmal auch kurzsichtigen Politik während des Kalten Krieges, als es darum ging, jedwede sowjetische Einflussnahme abzublocken - man denke nur bspw. an den Allende-Sturz 1973 oder die Operation Condor - dieses Feindbild des skrupellosen Hegemons auch selbst mit befeuert und Steilvorlagen für die Propaganda der Feinde der freien Welt geliefert. Gleichwohl, auf diesen von linksgerichteten Kräften initiierten Zug des ungefilterten US-Bashings sprangen später, vor allem nach 1990, dann auch rechtsextreme und rechtspopulistische Kreise auf, die Washington als Bremsklotz für ihre teils totalitären (oder mittlerweile auch neoeurasischen) Hirngespinste ansahen und ansehen - eine "antiamerikanische Querfront" sozusagen. Und an diese wiederum dockt Russlands neoimperialistische Propaganda heutzutage wiederum auch recht geschickt an - womit sich der Kreis quasi schließt...
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Zitat:Chinesische Soldaten landen in Belarushttps://www.n-tv.de/politik/Chinesische-...68698.html
Der belarussische Präsident Lukaschenko steht beim russischen Angriff auf die Ukraine eng an der Seite des russischen Staatschefs Wladimir Putin. Auch die Beziehungen zu China werden seitdem enger. Chinesische Soldaten treffen für eine Übung in Minsk ein.
Chinesische Soldaten sind in Belarus eingetroffen - angeblich zu einer gemeinsamen Anti-Terror-Übung, wie das Verteidigungsministerium in Minsk unter anderem auf der Plattform X mitteilt. Das Manöver werde vom 8. bis 19. Juli abgehalten. "Das gemeinsame Training hilft, Erfahrungen auszutauschen, die Zusammenarbeit zwischen belarussischen und chinesischen Einheiten zu verbessern und das Fundament für eine weitere Entwicklung der belarussisch-chinesischen Beziehungen auf dem Feld gemeinsamer Truppenausbildung zu legen."
Schneemann